"Popetown" zeigt Wandel im Umgang mit Religion

Berlin (epd). Der Streit um die Vatikan-Satire "Popetown" zeigt nach Ansicht der Kulturbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, den deutlichen Wandel im Umgang mit Religion in den Medien. Mit der geplanten Cartoon-Serie des Musiksenders MTV erreiche "der lange Schatten des Karikaturen-Streits" nun die christliche Religion, sagte Bahr in Berlin dem epd. Auch wenn Tabus verletzt werden, müsse man allerdings überlegen, ob Kirche und Gesellschaft an der "momentanen Eskalationsrhetorik" gelegen sein kann.

Im Zusammenhang der Serie "Popetown", die MTV ab 3. Mai ausstrahlen will, müsse man stärker zwischen der Kritik an der Institution Kirche und der Kritik an den Inhalten der Religion unterscheiden, fügte die promovierte Theologin hinzu. Nach Ansicht einiger Teile der Serie sagte Bahr dem epd: "Ganz anders als in der Werbung für die Serie karikiert 'Popetown' Kleriker und den Vatikan." Der Streit hatte sich an einer MTV-Anzeige entzündet, in der ein lachender Jesus für "Popetown" wirbt.

Die Serie arbeite mit den dümmsten Plattitüden in britischem Humor, kritisiert Bahr. "'Popetown' infantilisiert den Papst, kriminalisiert die Kardinäle und sexualisiert Nonnen." Das zeuge von "grottenschlechtem Geschmack. Aber weder Gott noch Jesus Christus noch gläubige Menschen werden verspottet."

Es sei "verständlich, wenn Katholiken Druck machen, um die Ausstrahlung zu verhindern, weil bei ihnen Papstum und kirchliche Institution in anderer Weise Ausdruck des christlichen Glaubens" sei, so Bahr. Die Unterscheidung zwischen Religion und Institution sei dagegen "gut protestantisch", bekräftigte die Theologin.

Bahr: "Es wundert mich, dass seit dem Karikaturenstreit das verletzte religiöse Gefühl zum Maßstab der Debatte um Religion in den Medien wird." Religiöse Gefühle könnten nur Individuen haben und keine Institutionen. Sinnvoller wäre eine Diskussion um die Inhalte. Mit "Popetown" sei die Religionskritik "ziemlich auf den Hund gekommen". Sie wünsche sich eine Diskussion darüber, die stärker nach den Gründen frage, warum "Popetown" so eine große öffentliche Debatte erzeugt", erklärte Bahr weiter.

26. April 2006

EKD-Kulturbeauftragte Petra Bahr