Studie: Interesse an Konfirmation ungebrochen - Wichtige Rolle für "ethische Alltagskompetenz"

Berlin (epd). In Deutschland werden jedes Jahr um Ostern rund 30 Prozent aller Jungen und Mädchen eines Jahrgangs konfirmiert. Das geht aus der ersten bundesweiten Studie zur Konfirmandenarbeit hervor, deren Ergebnisse am Montag in Berlin präsentiert wurden. Danach liegt die Zahl der Konfirmanden seit zehn Jahren stabil bei 250.000. Dies entspricht mehr als 90 Prozent aller evangelischen Jugendlichen eines Jahrgangs.

Der Konfirmandenunterricht friste in der öffentlichen Wahrnehmung im Zusammenhang mit Bildung eher ein Schattendasein, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber. Dabei werde seine zentrale Bedeutung unterschätzt: Während der Konfirmationszeit lernten Jugendliche nicht nur, im Glauben Orientierung zu finden, sondern der Unterricht diene auch der gesellschaftlichen Bildung.

Wertebildung und ethische Urteilsfähigkeit sind der Studie zufolge wesentliche Ergebnisse der Konfirmandenarbeit. Gerechtigkeit, Verantwortung und Frieden würden darin als Themen vertieft. "Der Konfirmandenunterricht lässt sich in hohem Maße auf soziale Themen ein, das sollte auch anerkannt werden", sagte einer der Autoren der Studie, Friedrich Schweitzer von der Universität Tübingen. Nicht nur in der Schule könne so etwas wie "ethische Alltagskompetenz" gelernt werden.

Ganz überwiegend positiv stufen die Konfirmanden die Vorbereitung auf das kirchliche Fest ein. Zwei Drittel waren mit der Konfirmandenarbeit zufrieden, insbesondere mit Angeboten für gemeinsame Freizeiten, der Gruppengemeinschaft und den haupt- und ehrenamtlichen Helfern. Von den Kirchengemeinden boten 92 Prozent Camps, Freizeiten und Ausflüge für die Jugendlichen im Konfirmandenalter an.

In der Konfirmandenarbeit müsse es weiter verstärkt darum gehen, die "Bedeutung der Wirklichkeit Gottes für die Wirklichkeit der Jugendlichen" zu verdeutlichen, sagte Huber. Das gelte insbesondere auch für die Gottesdienste, in denen sich viele Konfirmanden laut Studie wenig beheimatet finden. Mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen waren am Ende der Konfirmandenzeit der Meinung, die Gottesdienste seien "meistens langweilig". Zu Beginn der Vorbereitungszeit waren es deutlich weniger. Huber regte an, Jugendliche aktiver an der Gestaltung des Gottesdienstes teilhaben zu lassen. Auch Schweitzer unterstrich, die Kirchen sollten mehr auf Jugendliche hören und ihnen etwas zutrauen: "Auch Jugendliche haben theologisch gehaltvolle Fragen."

Mehr als die Hälfte der Konfirmanden meldeten sich aus eigenem Antrieb für den Kurs an, ergibt sich aus der Erhebung. Bei knapp 40 Prozent war die Familie der Motor, bei acht Prozent Freunde und Bekannte. Als Motive für die Teilnahme werden Familienfest, Geschenke und Erfahrung mit dem christlichen Glauben genannt. Sechs von zehn der befragten Konfirmanden gaben an, dass sie durch die Konfirmandenarbeit in Glaubensfragen entscheidungsfähiger geworden seien.

Die Konfirmation von evangelischen Jugendlichen im Alter von 13 oder 14 Jahren bekräftigt das Sakrament der Taufe. In der katholischen Kirche wird die Taufe durch die Firmung vollendet. Für die nächsten Jahre rechnen die Autoren mit einem Rückgang der Teilnehmerzahlen aufgrund der demografischen Entwicklung. Für ein nachlassendes Interesse an der Konfirmation gebe es jedoch keine Anzeichen, heißt es.

Für die Studie wurden 11.000 Konfirmanden aus den 22 Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) befragt. An der Befragung nahmen zudem 1.500 Pfarrer und ehrenamtliche Mitarbeiter sowie 5.700 Konfirmanden-Eltern teil. Die Studie wurde vom Lehrstuhl für Evangelische Religionspädagogik der Universität Tübingen und dem Comenius-Institut Münster zusammen mit dem Kirchenamt der EKD erstellt.

02. März 2009