EKD erwartet weniger Kirchensteuern durch Konjunkturmaßnahmen

Berlin (epd). Die Konjunkturmaßnahmen des Bundes und die Wiedereinführung der Pendlerpauschale wirken sich auch auf die Haushalte der Kirchen aus. Allein die Pendlerpauschale werde die Kasse der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in diesem Jahr mit 150 Millionen Euro belasten, sagte der Vorsitzende des EKD-Finanzbeirates, Klaus Winterhoff, am Mittwochabend in Berlin bei einer EKD-Veranstaltung zum Thema "Gott oder Geld". Der Bundestag wollte am Donnerstag die Wiedereinführung der Pendlerpauschale beschließen.

Im laufenden Jahr rechne die evangelische Kirche mit Einbußen von 300 Millionen Euro, im kommenden mit einem Rückgang von 500 Millionen Euro als Folge finanzpolitischer Beschlüsse, erläuterte Winterhoff, der auch dem Rat der EKD angehört. Dazu zähle neben dem Konjunkturpaket II die geplante Absetzbarkeit der Krankenversicherungsbeiträge, über die der Bundestag ebenfalls am Donnerstag beraten wollte.

Jenseits der Steuerpolitik seien die wirtschaftliche Entwicklung und die steuerzahlenden Kirchenmitglieder entscheidend für das Kirchensteueraufkommen, sagte Winterhoff, der auch Vizepräsident des westfälischen Landeskirchenamtes ist. Wenn sich die bisherigen Trends fortsetzten, werde die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder bis zum Jahr 2030 um ein Drittel auf 17 Millionen sinken.

Dramatisch sei der voraussehbare Rückgang um 41 Prozent in der Altersgruppe zwischen 20 und 60 Jahren. Gerade diese Gruppe sichere die Finanzierung der kirchlichen Arbeit. Der Rückgang an Mitgliedern werde faktisch zu einer Halbierung der Finanzkraft der evangelischen Kirche führen.

Zum Umgang mit Kirchenvermögen sagte Winterhoff, die Kirche sei ihrem Auftrag und ihren Mitgliedern verpflichtet und dürfe bei Anlagen keine Risiken eingehen. Mit ihrem Verhalten könne sie Anstöße geben für die Wirtschaft. Demgegenüber sagte der Vorsitzende des Haushaltsausschusses des Bundestages, Otto Fricke (FDP), zur Wirtschaft gehöre das unternehmerische Risiko. Die Anlagestrategie der Kirchen sei nicht übertragbar.

Man könne die Entwicklung der Geldwirtschaft nicht zurückdrehen angesichts immer komplexerer Wirtschaftsbeziehungen weltweit. Angesichts der Krise stelle sich aber die Frage, ob und wie die Gesellschaft damit zurechtkommen werde, "dass es ein bis zwei Jahre abwärtsgeht", sagte Fricke. Dass der Glaube an Sicherheit durch Geld erschüttert worden sei, könne auch eine Chance bieten für den Glauben an Gott, sagte der evangelische FDP-Politiker. Fricke ist Mitglied der Kammer für öffentliche Verantwortung, einem Beratungsgremium der EKD für gesellschaftspolitische und ethische Fragen.

19. März 2009