Göring-Eckardt mag katholische Festlichkeit

Frankfurt a.M. (epd). Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Katrin Göring-Eckardt, vermisst in der protestantischen Kirche bisweilen eine Festlichkeit wie in katholischen Messen. "Bei uns Evangelischen geht es meist etwas karger zu", sagte Göring-Eckardt dem evangelischen Monatsmagazin "chrismon" (Mai-Ausgabe). Allerdings stören sie nach eigenen Worten die autoritären Strukturen bei den Katholiken.

Sie empfinde Solidarität mit Katholiken, die sich damit schwertun, dass am Ende von Debatten einer allein entscheide, sagte die Grünen-Politikerin und Vizepräsidentin des Bundestages. Zum Glauben und zum Leben gehöre das Ringen um den richtigen Weg.

Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, sagte, er habe evangelische Freunde, denen ein Kristallisationspunkt wie der Papst fehle. "Er gibt Orientierung", sagte der CSU-Politiker in dem Doppelinterview mit Göring-Eckardt vor dem 2. Ökumenischen Kirchentag vom 12. bis 16. Mai in München.

Die zahlreich bekanntgewordenen Missbrauchsfälle nannte Göring-Eckardt "ein Problem für beide Kirchen". Die Debatte müsse dazu führen, dass das Tabu falle, über sexuellen Missbrauch zu reden.

Glück sagte, das Gebot der sexuellen Enthaltsamkeit für katholische Priester sei "sicherlich nicht die Hauptursache des Missbrauchs". Ein wichtigerer Grund, den Pflichtzölibat zu hinterfragen, sei der Priestermangel.

In der aktuellen Debatte steht die katholische Kirche nach Einschätzung Glücks auch deshalb im Schweinwerferlicht, weil es in den Ordensgemeinschaften besonders viele Bildungseinrichtungen gebe. Jetzt habe eine Aufklärungsarbeit eingesetzt, die es über lange Zeit nicht gegeben habe. "Nun stehen die Opfer im Zentrum der Aufmerksamkeit und nicht mehr der Schutz der Kirche", sagte Glück.

Zum Ökumenischen Kirchentag in München werden rund 100.000 Dauerteilnehmer erwartet. Er wird gemeinsam vom Deutschen Evangelischen Kirchentag und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken veranstaltet. Der 1. Ökumenische Kirchentag wurde 2003 in Berlin gefeiert.

28. April 2010

Der Wortlaut des Interviews