Evangelische Kirche kritisiert Lizenzentzug für christliches Radio Paradiso

Hannover/Berlin (epd). Die Entscheidung der Berliner Medienaufsicht, die Lizenz für den christlichen Sender Radio Paradiso nicht zu verlängern, stößt bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auf scharfe Kritik. "Ich halte diese Entscheidung medienpolitisch für falsch", sagte der Medien- und Publizistik-Referent der EKD, Udo Hahn, am Mittwoch dem epd. In den 13 Jahren des Sendebetriebs habe es keinerlei Anzeichen für ein solches Votum gegeben. Nun müsse "rechtlich alles unternommen werden", um den Verlust der Sendeerlaubnis noch zu verhindern.

Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) hatte am Dienstag mitgeteilt, dass die Lizenz für Radio Paradiso auf den UKW-Hörfunkfrequenzen in Berlin und Brandenburg nicht verlängert wird. Ende November werde das Programm Oldiestar Radio die Frequenzen übernehmen. Die Neuausschreibung war nötig geworden, weil die Lizenz von Radio Paradiso bereits einmal verlängert worden war. Der MABB-Medienrat habe die Entscheidung "nach Würdigung der gesetzlichen Kriterien unter angemessener Berücksichtigung des Interesses des bisherigen Veranstalters" getroffen, hieß es. Eine genauere Begründung war zunächst nicht zu erhalten.

EKD-Referent Hahn sagte, die evangelische Kirche halte über die EKD Media GmbH Anteile an Radio Paradiso und unterstütze den Sender. Das Votum der MABB schränke den kulturellen Auftrag der Kirche ein. Wenn der Sendebetrieb tatsächlich eingestellt werden müsste, würden bei Radio Paradiso und angeschlossenen Unternehmen 64 Arbeitsplätze wegfallen, sagte Hahn. Zugleich würden "Investitionen in Millionenhöhe vernichtet". Die Verweigerung der Lizenzverlängerung könne außerdem dazu führen, dass neue Investitionen in derartige Projekte in Zukunft kaum mehr interessant seien.

Der Geschäftsführer von Radio Paradiso, Matthias Gülzow, hatte bereits am Dienstag angekündigt, juristische Schritte gegen die Entscheidung zu prüfen. Die "berechtigten Interessen" seines Senders zur Fortsetzung des Programms seien nicht berücksichtigt worden, sagte er. Mit einer Zustellung des schriftlichen MABB-Bescheids sei erst nach der nächsten Sitzung des Medienrats am 22. Juni zu rechnen. Bis zur endgültigen Klärung werde der Sendebetrieb in Berlin unverändert aufrechterhalten, sagte Gülzow.

Radio Paradiso ist nach eigener Darstellung "Berlins einziger Wellnesssender". Der Kanal richtet sich an Hörer zwischen 30 und 49 Jahren. In einer Analyse der Berliner Radiolandschaft, die die MABB im Herbst 2009 veröffentlichte, wurde Radio Paradiso ein erheblicher Substanzverlust bescheinigt. So habe sich der Wortanteil von 183,8 Minuten täglich (2006) auf 72,5 Minuten (2008) reduziert. Das Profil des Senders gehe verloren, einzig die "Gedanken zum Auftanken" könnten werktäglich als Rest eines christlichen Radios aufgefasst werden, hieß es damals.

Hauptgesellschafter von Radio Paradiso sind nach Angaben der MABB die Evangelische Darlehnsgenossenschaft und das Berliner Immanuel-Krankenhaus. Die EKD Media, die ebenfalls Anteile hält, gehört zu 60 Prozent der EKD und zu 40 Prozent dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP). Das GEP trägt unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd).

12. Mai 2010

Radio Paradiso


Berliner Bischof Dröge setzt sich für Radio Paradiso ein

Bischof Markus Dröge fordert die Medienanstalt Berlin-Brandenburg auf, die Sendelizenz für Radio Paradiso, dem einzigen christlichen Privatsender in der Region Berlin-Brandenburg, ab November weiter zu verlängern und ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken.

Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg hatte am 11. Mai 2010 angekündigt, Radio Paradiso nach 14 Jahren erfolgreicher Sendetätigkeit die Sendelizenz nicht mehr zu verlängern.

Bischof Dröge: „Diese Entscheidung ist mir völlig unverständlich. Radio Paradiso erreicht mit seinem Programm jede Stunde durchschnittlich über 30.000 Hörerinnen und Hörer. Der Sender wird getragen von verschiedenen Kirchen und Einrichtungen der Diakonie. Er ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass ein Privatsender ein ansprechendes Unterhaltungsprogramm sendet. Zugleich aber auch Menschen durch Andacht und Segensworte ermutigt, auch im Verletzten und Schwachen die Würde des Menschen hoch zu achten.

Für diese Form des christlichen Senderprofils stehen unter anderem: „Gedanken zum Auftanken“, Andachten sowie Segensworte für den Tag oder das Magazin „Einfach himmlisch“. Eine für den Privatfunk tätige Pfarrerin sichert die Qualität der Andachten. Radio Paradiso hat gezeigt, dass auch im privaten Rundfunk ein Programm möglich ist, ohne dass dabei Anrufer veralbert, zu Glücksspielen animiert oder mit teuren kostenpflichtigen Telefonnummern verführt werden sollen. Dies ist besonders bemerkenswert in einem so hart umkämpften Radiomarkt wie in Berlin und Brandenburg. Deshalb bitte ich die Medienanstalt Berlin-Brandenburg, von ihrem Vorhaben Abstand zu nehmen und ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken.“

12. Mai 2010