EKD mahnt: Menschenwürde im Internet achten

Ratsvorsitzender: Kinder und Jugendliche vor Übergriffen schützen

Köln (idea) – Die Betreiber von Internetportalen sollten mehr Verantwortung für die Inhalte übernehmen, die von den Nutzern ins Netz gestellt werden. Dafür hat sich der amtierende EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), ausgesprochen. Wie er am 30. Juni beim medienforum.nrw in Köln sagte, müsse auch im Netz die Würde des Menschen gewahrt werden. Insbesondere die Aufgabe, Kinder und Jugendliche vor Übergriffen beispielsweise von Pädophilen zu schützen, obliege nicht nur den Eltern. Auch die Betreiber hätten die ethische Verantwortung, darauf zu achten. Zudem dürfe das Internet niemanden ausschließen. Auch Menschen mit Behinderungen oder Zuwanderer mit wenig Deutschkenntnissen müssten die Möglichkeit haben, sich am Informationsaustausch über das Internet zu beteiligen zu können.

Internet nicht besser als die Gesellschaft

Der Mitbegründer und Geschäftsführer der Internetseite „sevenload.de“ – einer Plattform, auf der man Bilder und Videos hochladen kann –, Axel Schmiegelow (Köln), sagte, man könne nicht die Erwartung haben, dass das Internet besser sei als die Menschen. Kinderpornografie und Gewalt seien kein Problem des Netzes, sondern der Gesellschaft. Die Online-Welt trage lediglich dazu bei, dass solche Inhalte mehr Verbreitung finden. „Die Menschen sind schon immer schlecht gewesen“, so Schmiegelow. Seiner Ansicht nach reichen die bestehenden Gesetze aus, um gegen illegale Inhalte vorzugehen. Die staatliche Regulierung sollte man auf das Nötigste beschränken. Die Selbstkontrolle der Online-Gemeinschaften durch die Nutzer funktioniere gut.

Der Einzelne ist für die Inhalte verantwortlich

Der Blogger Johnny Haeusler (Berlin) kritisierte die jahrelangen Diskussionen über die Gefahren des Internets. In erster Linie sei jeder Einzelne dafür verantwortlich, welche Inhalte er ins Netz stelle. Allerdings greife er, so Haeusler, als Seitenbetreiber ein, wenn es zu Problemen komme. Der Gründer und geschäftsführende Gesellschafter der Firma Hanse Ventures, Sarik Weber (Hamburg), vertrat die Ansicht, dass durch das Internet das Meinungsmonopol großer Verlage und Sender durchbrochen worden sei: „Jeder, der vorher nur Empfänger war, ist heute auch potenzieller Sender.“ Hanse Ventures berät Unternehmensgründer auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Alle drei Medienvertreter achten nach eigenen Angaben genau darauf, welche Inhalte sich ihre Kinder im Netz anschauen. Grundsätzlich seien die Eltern verpflichtet, ihrem Nachwuchs eine entsprechende Medienkompetenz zu vermitteln. Auch Lehrer müssten besser ausgebildet werden und dürften nicht damit kokettieren, dass sie von den „Neuen Medien“ keine Ahnung hätten, sagte Haeusler. Veranstalter des Medienforums ist die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen. Unterstützt wird es vom Land, der Stadt Köln sowie zahlreichen Medienunternehmen.

01. Juli 2010