Diakonie Katastrophenhilfe beeindruckt von Spendenbereitschaft für Pakistan

Frankfurt a.M. (epd). Nach anfänglicher Zurückhaltung wächst in Deutschland die Spendenbereitschaft für die Flutopfer in Pakistan. "Es ist beeindruckend, wie groß die Resonanz der Menschen in Deutschland trotz der Vielzahl der Krisen und der Ferienzeit ist", sagte Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin der Diakonie Katastrophenhilfe, am Freitag. Das evangelische Hilfswerk erhielt bisher rund 800.000 Euro Spenden für Pakistan. In dem Land wurde am Freitag eine zweite Flutwelle befürchtet.

Auch Caritas international erfährt eine zunehmende Hilfsbereitschaft. "Innerhalb von vier Tagen haben sich die Spendeneingänge bei uns verfünffacht auf jetzt 230.000 Euro", sagte der Leiter des katholischen Hilfswerks, Oliver Müller. Das sei noch zu wenig, um die geplante Hilfsaktion zu finanzieren, aber es mache große Hoffnung. "Jeder Sack Reis wird von den Flutopfern mit größter Dankbarkeit empfangen", sagte Müller.

Der frühere Leiter des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer, rief eindringlich zu Spenden für die Opfer der Überschwemmungen in Pakistan auf. "Es ist ein Jahrhundertereignis, eine Flut, wie man sie nie gekannt hat", sagte der 72-Jährige, der Vizepräsident der Deutschen Welthungerhilfe ist, in einem epd-Interview. Durch ideologische und terroristische Auseinandersetzungen hätten die Pakistaner zusätzliches Leid zu ertragen.

Töpfer appellierte an die Menschen in Deutschland, trotz einer möglicherweise korrupten Regierung in Islamabad und trotz der radikal-islamischen Taliban für die Flutopfer zu spenden: "Nehmen wir Pakistan als einen Prüfstein für unsere Solidarität!" Die Hilfswerke gewährleisteten, dass das Geld wirklich ankomme.

Der ehemalige Bundesumweltminister (CDU) bedauerte das Zögern bei der Spender im Fall von Pakistan. "Das lässt uns befürchten, dass die zweite Welle der Katastrophe noch schlimmer wird als die erste", warnte Töpfer. Wenn sauberes Trinkwasser, Lebensmittel, Medikamente und Unterkünfte fehlten, könnten noch mehr Menschen zu Schaden kommen oder sterben.

Das Hilfswerk CARE appellierte an die Bundesregierung, mehr Geld für deutsche nichtstaatliche Organisationen in Pakistan bereitzustellen. Diese Hilfen kämen in der Regel schneller und gezielter an als die von einheimischen Regierungen oder UN-Hilfswerken, sagte der CARE-Deutschland-Vorsitzende Heribert Scharrenbroich. Die Organisation wirbt im Verbund der Aktion Deutschland Hilft um Spenden.

Der Projektleiter der Welthungerhilfe in Pakistan, Jürgen Mika, berichtete von einer düsteren Stimmung aus dem überfluteten Swat-Tal: "Die Menschen hier vor Ort haben das Gefühl, dass sie bisher im Stich gelassen worden sind." Unterdessen wuchs am Freitag die Angst, dass die nach Süden vorrückenden Fluten noch weiter zunehmen.

Bisher sind nach offiziellen Angaben 14 Millionen Menschen von der Katastrophe betroffen, das ist jeder elfte Einwohner Pakistans. Rund 1.600 Menschen starben, die Zahl könnte aber höher liegen, da Tausende von Dörfern ausgelöscht wurden.

Die Vereinten Nationen baten die internationale Gemeinschaft um 459 Millionen US-Dollar (358 Millionen Euro) für die Pakistan-Nothilfe in den nächsten drei Monaten. Bisher wurden etwa 195 Millionen Dollar (152 Millionen Euro) zugesagt. Die USA stocken ihre Hilfe auf 76 Millionen Dollar (60 Millionen Euro) auf. Washington schickte auch Hubschrauber und Marineinfanteristen.

13. August 2010