EKD-Ratsvorsitzender Schneider beklagt Christenverfolgungen

Frankfurt a.M. (epd). Nach Ansicht von Präses Nikolaus Schneider dürfen Christenverfolgungen in islamischen Ländern keine Auswirkungen auf die Toleranz gegenüber Muslimen in Deutschland haben. "Wir können die Diskriminierung von Christen in islamischen Ländern doch nicht mit der Diskriminierung von Muslimen bei uns beantworten! Das wäre gegen all unsere Vorstellungen von der Religionsfreiheit und den Menschenrechten", sagte der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) der "Frankfurter Rundschau" (Freitagsausgabe).

Schneider nannte es eine "bestürzende Tatsache", dass das Christentum heute die weltweit am stärksten verfolgte Religion sei. "Wir müssen unsere Regierungen drängen, die Verletzung religiöser Freiheiten oder gar religiös motivierte Verfolgung in den betroffenen Staaten deutlich anzusprechen", sagte der rheinische Präses.

In der laufenden Integrationsdebatte sprach sich Schneider für einen "akademischen Islam" aus. Dieser schaffe Platz für die Trennung von Religion und Staat. "Dann wäre auch ein für allemal Schluss mit der irrigen Annahme, das religiöse Gesetz der Scharia könnte jemals Teil der säkularen staatlichen Ordnung werden", sagte der oberste Repräsentant von fast 25 Millionen Protestanten in Deutschland.

Schneider übt das Amt an der Spitze der EKD seit dem Rücktritt von Margot Käßmann im Februar amtierend aus. Auf der am Sonntag in Hannover beginnenden EKD-Synode kandidiert der 63-Jährige für eine fünfjährige Amtszeit.

06. November 2010


Präses Schneider fordert Lehren aus Streit um "Stuttgart 21"

Essen (epd). Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, fordert Konsequenzen aus dem Konflikt um das Bahnprojekt "Stuttgart 21". Derartige Großprojekte dürften künftig nicht mehr nur auf den üblichen Verfahrenswegen legitimiert werden, auch wenn diese Wege rechtmäßig seien, sagte der rheinische Präses den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Samstagsausgaben). '"Stuttgart 21 zeigt, dass vor allem die Kommunikation das entscheidende Problem ist."

Geredet werden müsse aber auch über das rechte Maß bei neuen Projekten, mahnt der 63-jährige Theologe. Gerade mit Blick auf das Bahnvorhaben in Stuttgart werde gefragt, ob das nicht "gigantomanistisch" sei. Schneider warnte aber davor, Großprojekte grundsätzlich zu blockieren. "Wir leben in einer technisch-wissenschaftlichen Zivilisation", sagte er. "Wir müssen mit den Entwicklungen unserer Zivilisation weiterleben."

Schneider übt seit dem Rücktritt von Margot Käßmann im Februar das Amt des EKD-Ratsvorsitzenden aus. Er kandidiert auf der EKD-Synode, die am Sonntag in Hannover beginnt, für eine fünfjährige Amtszeit.

06. November 2010