EKD-Theologe warnt vor Trivialisierung des Evangeliums

Berlin (epd). Vizepräsident Thies Gundlach vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat die Kirchen vor einer "hamsterradähnlichen" Geschäftigkeit gewarnt, die zur Trivialisierung und Banalisierung des Evangeliums führe. Als "Bundesagentur für Werte" helfe die Kirche gegen die Gier der Wirtschaft, als "Bildungsanstalt für Arme" den Kindern mit Migrationshintergrund und als "prophetische Stimme der Bibel" lehre sie die Öftentlichkeit richtige Wege, sagte er am Donnerstag in Berlin.

"Aber wird Gott so nicht schrecklich nützlich, brauchbar und banal?", fragte Gundlach. Auf einer dreitägigen Konsultation der Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste zum Thema "Missionarisch Volkskirche gestalten" sprach der EKD-Theologe über die Glaubwürdigkeit der Kirche.

Hilfreich für die Glaubwürdigkeit sei eine Kirche, die ihre Hausaufgaben mache, formulierte Gundlach. Nach seinen Worten steht die Kirche vor einem "Verschlankungsprozess, vor einem institutionellen Fasten". In der Konzentration auf das Wesentliche und der Beschränkung auf das Optimale liege die Herausforderung. Eine Kirche, die einen Ausweg aus dem "Hamsterrad" eröffnet, stehe der Glaubwürdigkeit des Evangeliums weniger im Weg, als eine Kirche, die sich gegen Reformen sperrt, sagte der Theologe.

"Die Glaubwürdigkeit der Kirche hängt an ihrem zentralen Thema Gott und der Sehnsucht nach Gott", formulierte Gundlach. Glaubwürdig sei eine Verkündigung, die die tiefen existenziellen Dimensionen der Seele anspreche und sich nicht in moralischer Verbesserung oder trivialen Nützlichkeiten verliere. Die Tauglichkeit der Bibel erweist sich nach Ansicht des Theologen nicht in der Bewältigung des Alltags. "Die Bibel ist keine Ratgeberliteratur", ergänzte der Vizepräsident. Die biblischen Geschichten seien vielmehr Leitplanken, die Orientierung bei der Gottessuche böten.

18. Februar 2011