Evangelisches Kirchenbuchportal startet
Kassel/Stuttgart (epd). Das neue, kostenpflichtige Kirchenbuchportal "Archion" der evangelischen Kirche startet an diesem Samstag auf dem 66. Deutschen Genealogentag in Kassel mit einer Testphase. Zunächst könnten 140 Familienforscher und Archive aus dem In- und Ausland das Portal nutzen, sagte Harald Müller-Baur von der Kirchenbuchportal GmbH mit Sitz in Stuttgart am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Darin sind derzeit rund 38.000 digitalisierte Kirchenbücher aus evangelischen Archiven zu finden.
Die Arbeit von Familienforschern und Wissenschaftlern soll mit der Präsentation von Kirchenbüchern im Internet unterstützt werden, sagte Müller-Baur, der ehemalige Archivar der württembergischen Landeskirche. Insgesamt gebe es in evangelischen Archiven in Deutschland rund 200.000 Kirchenbücher, die eine zentrale Quelle für Ahnenforscher seien. Das Portal wird von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und zunächst elf Landeskirchen getragen.
Die Zahl der Testnutzer soll stufenweise auf insgesamt 5.000 erhöht werden. Anfang November soll die um mögliche Fehler in der Software bereinigte deutsch- und englischsprachige Endversion freigeschaltet werden. Auf der EKD-Synode zum Thema "Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Welt" vom 6. bis 12. November in Dresden wird das Portal vorgestellt. Derzeit gebe es Gespräche mit weiteren Landeskirchen sowie nichtkirchlichen Archiven, die ihre für Genealogen wichtigen Quellen digital bereitstellen könnten.
Die "Archion"-Nutzer können am Computer digitalisierte Kirchenbücher lesen, die bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen, und sich in einem Forum austauschen. Auch können sie eigene Auswertungen von Dateien ins Portal hochladen, um sie anderen zugänglich zu machen. Um Texte leichter lesbar zu machen, ist es möglich, handschriftliche Einträge zu transkribieren. Ziel sei es, die Entwicklung einer "Kunden-Community" zu fördern, in der sich die Nutzer gegenseitig helfen, sagte Müller-Baur.
Das Portal soll sich über Gebühren tragen. Der Spardruck der Kirchen, die für die Digitalisierung der Kirchenbücher aufkämen, mache das Erheben von Gebühren notwendig, sagte Müller-Baur. Familienforscher und Archive hatten dieses Vorgehen vereinzelt kritisiert.
Geplant wurde das Kirchenbuchportal vom Verband kirchlicher Archive in der EKD. Die Landeskirchen Anhalt, Baden, Bayern, Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Hannover, Hessen und Nassau, Kurhessen-Waldeck, Pfalz, Westfalen, Württemberg und die Nordkirche beteiligen sich derzeit daran.
www.kirchenbuchportal.de
www.archion.de
12. September 2014