Militärbischof Rink warnt vor Spätfolgen nach Auslandseinsätzen

Berlin (epd). Die psychischen Spätfolgen für deutsche Soldaten nach ihrem Einsatz in Afghanistan sind nach Einschätzung der evangelischen Militärseelsorge derzeit noch gar nicht abschätzbar. "Über die Jahre hinweg und durch die ständig wechselnden Kontingente sind inzwischen 135.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan gewesen", sagte Militärbischof Sigurd Rink am Donnerstagabend in Berlin.

Schwere psychische Folgen könnten auch erst nach einer "Inkubationszeit" von mehreren Jahren auftreten. Deshalb sehe man derzeit nur die "Spitze des Eisbergs". Deutschland müsse sich darauf einstellen, dass "viele, viele Menschen" später noch mit Beschädigungen wie einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leben, sagte Rink.

Der Militärbischof äußerte sich bei einer Diskussionsveranstaltung, an der ein an PTBS leidender deutscher Afghanistan-Veteran und seine Frau teilnahmen. Deren Beziehung schildert die "chrismon"-Chefredakteurin Ursula Ott in ihrem Buch "Was Liebe aushält", das sie in Berlin vorstellte. "chrismon" erscheint unter dem Dach des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik in Frankfurt am Main. Die zentrale Medieneinrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) trägt auch die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd).

Rink betonte, die evangelische Militärseelsorge kümmere sich seit einigen Jahren mit einem speziellen Projekt auch um die Familien von Soldaten, die psychisch krank aus dem Einsatz zurückgekommen seien. Die Angehörigen litten mit, sagte der Theologe: "Menschen, die an Leib und Seele geschädigt zurückkommen, brauchen inklusive ihrer Familie Hilfe." Diese Angebote der Militärseelsorge würden sehr gut angenommen.

Der Militärbischof betonte die Verantwortung der deutschen Gesellschaft für die Bundeswehrsoldaten. Deutschland habe eine Parlamentsarmee, und es sei "nur recht und billig und wichtig", dass die Soldatinnen und Soldaten in Auslandseinsätzen seelsorgerisch begleitet werden. Rink ist seit September der erste hauptamtliche Militärbischof der EKD.

28. November 2014