Margot Käßmann: Wie der „Ökumenische Rat der Kirchen“ Frieden und Gerechtigkeit fördert.

Die Theologin im Gespräch zu FriedensPerspektiven

Margot Käßmann

Podcast: Margot Käßmann spricht über die Rolle des Ökumenischen Rats der Kirchen

Podcast - Margot Käßmann über die Rolle des ÖRK bei der „Dekade zur Überwindung von Gewalt“

Wie können Kirchen Gerechtigkeit fördern? Eine wichtige Rolle spielt der „Ökumenische Rat der Kirchen“. Margot Käßmann erzählt, warum.

Den Glauben, Frieden und Gerechtigkeit fördern: Das ist das erklärte Ziel von Kirchen und der Auftrag des Evangeliums an die Christen. Aber was können die Kirchen tun, um die Gewalt auf der Welt einzudämmen? Darüber machen sich die Kirchen in vielen Ländern Gedanken. Der „Ökumenische Rat der Kirchen“, ein weltweiter Zusammenschluss von evangelischen und orthodoxen Kirchen, stellte das Thema zehn Jahre in den Mittelpunkt seiner Arbeit. An der Entstehung der sogenannten „Dekade zur Überwindung von Gewalt“ ist die deutsche Theologin Margot Käßmann, ehemalige Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende, maßgeblich beteiligt. Sie erinnert sich:

Margot Käßmann

Also das fing ja damit an, dass es eine Dekade Kirche in Solidarität mit den Frauen gab, und die ging 98 zu Ende. Und vorher gabs „Team-Visits“. Da haben immer vier Menschen aus vier Nationen eine Kirche besucht und haben sie befragt zum Thema „Gewalt in der Kirche“. Und in dem Bericht, das werde ich nie vergessen, ist eine Gruppe drin, die berichtet, der afrikanische Kirchenführer hätte gesagt, was man meint mit Gewalt gegen Frauen: „nur schlagen oder töten? Warum sollte die Kirche sich dagegen stellen?“ Und deshalb haben wir gesagt, da kann man anknüpfen, damit von der Dekade „Solidarität mit den Frauen“ eine Dekade „Gewalt überwinden“ sich anschließt. Und die wurde in Jamaika 2011 beendet. Und da hat der ÖRK mich dann nochmal gebeten, eine Abschlussrede zu halten.

Und die war dann ziemlich kraftvoll, im Sommer 2011 in Kingston. Die Christen müssten „die Mächte der Gewalt herausfordern“, rief Margot Käßmann den Delegierten zu – und signalisierte damit, dass nach Beendigung der „Dekade“ das Gewaltthema zwar nun Aufmerksamkeit hat - aber keineswegs gelöst ist.

Geht es um Frieden und Gerechtigkeit, ist die Rolle des Ökumenischen Rates der Kirchen kaum zu überschätzen. Durch ihn ist Anfang der Achtzigerjahre auch der sogenannte „Konziliare Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ in die Kirchen der Welt getragen worden.

Margot Käßmann

Dieser "Konziliare Prozess" hat so viel bewegt gerade auch in den beiden deutschen Kirchen und ich würde sagen, er hat auch viel beigetragen zur Friedlichen Revolution in Ostdeutschland, weil gerade die ostdeutschen Kirchen das ganz stark aufgegriffen haben. "Konzil des Friedens", das war der Begriff, den als allererstes Probst Heino Falcke aus Erfurt eingebracht hat und dass Friedrich Schorlemmer 1983 dann tatsächlich ein Schwert zu einer Pflugschar umschmieden lässt in Wittenberg - das waren schon aufregende Zeiten, die sich aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen gespeist haben.  


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