Mit Kindern über die Auferstehung reden

Das Magazin „chrismon“ gibt Tipps, wie Eltern über die Auferstehung sprechen können und Kinder ihre eigenen Vorstellungen entwickeln lassen

Oster, Auferstehung, Symbolbild mit Steinen

Karla hat sich schon immer viele Gedanken gemacht. Vor fünf Jahren, als sie noch im Kindergarten war, hatte Karla gehört, dass Jesus von den Toten auferstanden sei. „Ist er jetzt tot oder lebt er?“, fragte sie ihre Mutter damals. „Er lebt“, hatte die Mutter gesagt. „Wo denn?“, wollte Karla wissen. „Bei Gott“, sagte die Mutter, womit sich Karla zufriedengab. Nun geht Karla in die vierte Klasse, und ihr kommen Zweifel. „Wie kann das sein?“, fragte sie kürzlich. „Entweder Jesus ist tot oder er lebt.“ Ihre Mutter wusste auch keine einfache Antwort. „Was glaubst du denn?“, fragte sie Karla zurück. „Ich glaube, er ist tot“, sagte Karla.Irgendetwas wollte ihre Mutter dagegensetzen. Aber was?

Fragen wie die nach der Auferstehung Jesu sind nun einmal nicht einfach zu beantworten, sagt der Tübinger Religionspädagoge Friedrich Schweitzer. Falsch sei es jedenfalls, dem Kind die eigenen Gedanken aufzudrängen. So gesehen verhält sich Karlas Mutter richtig. Sie sucht das Gespräch und ermuntert ihre Tochter, selbst die Antwort zu finden. Was bewog die Jünger, nach Jesu Tod weiterzumachen, für den neu gewonnenen Glauben alles aufzu­geben und sogar den Tod in Kauf zu nehmen? Die Auferstehung, sagt die Bibel. Irgendetwas müssen die Jünger erlebt haben, das sich mit unserer modernen Denkweise nicht angemessen beschreiben lässt. Man kann versuchen, es zu übersetzen. Auferstehung bedeutet:Die Sache Jesu geht weiter. Doch offenbar meinten die Jünger mehr als das. Der Mensch Jesus, der sie angeschaut und aufgerichtet hat, ist nicht tot, sagten sie. Er sei sogar körperlich erfahrbar.

Was passiert mit dem Großvater, der gerade gestorben ist?

Wenn man sich die Ostererfahrung der ersten Jünger heute selbst kaum vorstellen kann, wie soll man sie dann einem Kind erklären? Jedenfalls nicht mit fertigen Antworten, sagt Friedrich Schweitzer. Religiöse Erziehung müsse die Neugier und die Fragen im Kind wachhalten und nicht einen Glauben an abgeschlossene Wahrheiten einfordern. Nur so könne 
das Kind sich seinen Sinn für das Geheimnisvolle des menschlichen Lebens bewahren. Was passiert mit dem Großvater, der gerade gestorben ist? Wohin geht der vertraute Geruch, wo bleiben seine Neckereien, was passiert mit seinen rauhen, kräftigen Händen? „Opa kommt in den Himmel“, lautet eine weitverbreitete Auskunft. Kleinere Kinder saugen solche Antworten auf, hat Schweitzer beobachtet, selbst wenn sie aus einem nicht religiösen Elternhaus kommen. Sie übernehmen Vorstellungen, die sie beruhigen und die ihnen Geborgenheit und Sicherheit geben. Auch wenn Erwachsenen solche Antworten naiv und unzeitgemäß vorkommen, sollten sie gerade kleinere Kinder in ihrem Glauben belassen. Wichtiger als die eigene Meinung sei, was dem Kind hilft, so der Religionspädagoge.

Kann Jesus auch mir nahe sein?

Werden die Kinder älter, lösen sie sich von einfachen Vorstellungen. Wie Karla. Sie ist in sich gefestigter, hält mehr Ungewissheit aus. Es ist gut, wenn ihre Mutter das Gespräch mit ihr fortführt, ihr Vorstellungen anbietet oder mit ihr ausprobiert. Letztlich muss Karla ihre eigene Antwort finden – und im Laufe ihres Lebens immer wieder aufs Neue. Was kommt nach dem Tod? Vielleicht reicht es Karla ja nicht, dass der verstorbene Großvater nur in der eigenen Erinnerung weiterlebt. Vielleicht kommt ihr ein anderes Bild angemessener, würdiger vor: Gott hält ihn schützend in seiner Hand. Sein Name ist ins Buch des Lebens geschrieben. Er ist in der Ewigkeit und außerhalb von Zeit und Raum, für uns unerreichbar – aber sicher und geborgen. Und was ist dran an der Aufer­stehung Jesu? Dieser Mensch, der sich mit verachteten Außenseitern an einen Tisch setzte, der auf entstellte Leprakranke zuging und der seinen Freunden bedingungslos vertraute, obwohl er doch wusste, dass – wenn es hart auf hart kommt – sie sich aus dem Staub machen: Kann dieser Mensch mir auch so nahe sein, wie er früher einmal seinen Freunden nahe war? Ja, auch wenn man ihn nicht sieht. Man kann nur daran glauben.

Burkhard Weitz (chrismon)