Rummelsberger Diakonie lässt Arzneitests untersuchen

Wissenschaftler soll einen Vorfall aus den 70er Jahren aufklären

Rummelsberg (epd). Die Diakonie im fränkischen Rummelsberg lässt von einem Historiker Arzneimittelversuche in ihrer Behindertenhilfe untersuchen. Bis zum Mai 2019 sollen erste Ergebnisse vorliegen, sagte der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Rummelsberger Diakonie, Georg Borngässer, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bis zum Jahr 2020 werde man einen Bericht veröffentlichen. „Wir wollen offen mit unsere Geschichte umgehen“, erklärte Borngässer.

Die Untersuchung werde der Bielefelder Wissenschaftler Karsten Wilke leiten. Ziel ist es aufzuklären, ob Medikamentengaben an behinderte Menschen zu einer Versuchsreihe gehörten oder zum Ruhigstellen angewandt wurden, erklärte der Sprecher der Rummelsberger.

Ruhigstellung mit Psychopharmaka

Anlass für den Forschungsauftrag ist der Fall eines ehemaligen Bewohners des Auhofs  in der Gemeinde Hilpoltstein. An ihm soll ein angestellter Arzt der Rummelsberger Diakonie in den 1970er Jahren Versuche mit Medikamenten vorgenommen haben. Der damals zehnjährige Martin H. habe ohne sein Wissen an dem Arzneimitteltest  teilgenommen, hatte der Bayerische Rundunk zuerst berichtet. Hierfür habe wohl auch keine elterliche Einwilligung vorgelegen.

Martin H. habe zur Ruhigstellung Psychopharmaka erhalten. In der Folge habe er unter schweren Nebenwirkungen gelitten. Der beschuldigte Arzt ist inzwischen gestorben. Der heutige Leiter des betroffenen Auhofs, Andreas Ammon, und Borngässer haben sich bei dem Opfer für das Vergehen entschuldigt.

Die Rummelsberger Diakonie ist einer der großen diakonischen Träger in Deutschland. In etwa 200 Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, Flüchtlinge, Senioren und Menschen mit Behinderung sind etwa 6.000 Mitarbeiter beschäftigt.