Synodenbeschlüsse zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und Digitalisierung von Kirche

Elf-Punkte-Plan zur Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt

Plenum der EKD-Synodentagung 2018 in Würzburg

Blick ins Plenum der EKD-Synodentagung 2018 in Würzburg.

Würzburg (epd). Mit Beschlüssen zur Beteiligung junger Erwachsener in der Kirche, zur Aufarbeitung und Bekämpfung von sexualisierter Gewalt gegen Schutzbefohlene und für eine Digitalisierungs-Offensive ist die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Würzburg zu Ende gegangen. Im einstimmig beschlossenen Haushalt für 2019 sind unter anderem 1,3 Millionen Euro für die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche vorgesehen. Auch für die Digitalisierung will die Kirche mehr Geld ausgeben. Zusätzlich 2,2 Millionen Euro für 2019 wurden beschlossen.

Einstimmig verabschiedeten die 120 Vertreter aus Kirche, Gesellschaft und Politik einen Beschluss zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt gegen Schutzbefohlene. „Das ist eine hohe Selbstverpflichtung“, sagte die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer. „Es zeigt auch, dass ein sehr starker Wille vorhanden ist, sich diesem Thema zu stellen.“ Ein auf der Synode präsentierter Elf-Punkte-Plan zur Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch sieht unter anderem eine zentrale Anlaufstelle für Betroffene von Missbrauch vor. Zudem sollen zwei Studien zur Aufklärung des Dunkelfeldes und von Risikofaktoren in der evangelischen Kirche beauftragt werden.

Unabhängige Kommissionen in den Landeskirchen

In den Landeskirchen soll es unabhängige Kommissionen geben, die zusammen mit den Betroffenen erörtern sollen, in welcher Form Erlittenes anerkannt wird. Die Kirche will außerdem mit dem Unabhängigen Beauftragten des Bundes für Fragen sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, eng zusammenarbeiten. Der Rat der EKD hat Rörig zu seiner Dezember-Sitzung eingeladen.

Bislang sind 479 Missbrauchsfälle in der evangelischen Kirche seit 1950 bekannt. Die meisten Übergriffe ereigneten sich bereits zwischen den Jahren 1950 und 1970. Zwei Drittel der bekannten Fälle betreffen diakonische Einrichtungen. Der fünfköpfige Beauftragtenrat zum Schutz vor sexualisierter Gewalt der EKD hat seine Arbeit bereits aufgenommen. Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs ist die Sprecherin des Rats.

Mehr Verantwortung für Unter-30-Jährige

Die EKD-Synode, die nach viertägiger Beratung zu Ende ging, hatte sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig mit dem Glauben junger Menschen befasst. Zum Abschluss erklärten die 120 Synodalen ihre Absicht, junge Erwachsene stärker an Entscheidungen beteiligen. Stärker als bisher wolle man Unter-30-Jährigen in Kirchengemeinden, Gremien und Leitungsorganen der EKD Verantwortung übertragen, heißt es in dem Beschluss. Eine 20-Prozent-Quote, wie sie im Lutherischen Weltbund gilt, soll als Vorbild dienen. Das Präsidium der Synode will im nächsten Jahr einen Vorschlag machen, wie die Mitbestimmung organisiert werden kann, sagte die Präses der Synode, Irmgard Schwaetzer, vor Journalisten.

Digitalisierung in der Kirche vorantreiben

Um die Digitalisierung in der Kirche voranzutreiben und die Präsenz der Kirche in der digitalen Kommunikation zu erhöhen, sollen unter anderem drei Stellen im Kirchenamt der EKD geschaffen werden: für einen Digitalisierungs-Manager, für einen Chef-Ethiker für den digitalen Wandel sowie für einen IT-Experten. Außerdem soll es einen Innovationsfonds geben, der für das Jahr 2019 mit rund einer Million Euro ausgestattet wird.

In einem weiteren Beschluss hat die evangelische Kirche Verhandlungen mit der Politik über die in diesem Jahr beschlossenen Verschärfungen beim Kirchenasyl gefordert. Der Rat der EKD soll mit dem Bundesinnenministerium und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Gespräche zu führen mit dem Ziel, „zukünftig wieder im Sinne der ursprünglichen Absprache zu verfahren“.

Haushalt einstimmig verabschiedet

Der am letzten Tag der Beratungen einstimmig verabschiedete Haushalt der EKD für 2019 sieht insgesamt Ausgaben von 218 Millionen Euro vor, was etwa dem Volumen des laufenden Jahres entspricht. Wichtigste Finanzierungsquelle der EKD ist die sogenannte allgemeine Umlage der Landeskirchen. Sie soll für 2019 um rund vier Prozent auf 94,5 Millionen Euro (2018: 90,8 Millionen Euro) steigen.

Andreas Barner, Mitglied des Rates der EKD und dort zuständig für den Haushalt, hatte die evangelische Kirche trotz derzeit stabiler Finanzlage bei der Einbringung des Haushaltes auf Veränderungen eingestimmt. Hintergrund ist der Rückgang der Zahl der Kirchenmitglieder, der durch die gute Konjunktur finanziell bislang noch nicht zu Buche schlägt. Ein Rückgang der Kirchensteuereinnahmen sei aber in hohem Maße wahrscheinlich, hatte Barner bereits am Montag gesagt.

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