Traditionelle Abendandacht im Kloster Loccum trotz Corona-Krise

Kloster Loccum in NIedersachsen

Loccum/Kr. Nienburg (epd). Die traditionelle „Hora“ im niedersächsischen Kloster Loccum wird auch in Zeiten der Corona-Krise nicht ausfallen. Die Andacht mit Liedern, Gebeten, Bibellesungen und Schweigen wird seit 857 Jahren nahezu ununterbrochen täglich um 18 Uhr in dem evangelischen Kloster bei Nienburg gefeiert. In den nächsten Wochen werde jeweils ein Einzelner stellvertretend für alle anderen die „Hora“ beten, sagte der Geistliche Vizepräsident des evangelisch-lutherischen Landeskirchenamtes in Hannover, Arend de Vries, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er ist zugleich Prior des Klosters.

„Die Hora wird weitergeführt, aber nicht als öffentliche Veranstaltung“, bekräftigte de Vries. Wie jeden Tag sollen auch während der Corona-Krise zu Beginn der Andacht um 18 Uhr die Glocken der Klosterkirche läuten. „Alle anderen, die es hören, werden dadurch eingeladen, in ihren Häusern mitzubeten.“ Eine elektronische Übertragung ist nicht geplant. Bund und Länder hatten am Montag alle gottesdienstlichen Versammlungen verboten - die hannoversche Landeskirche hatte bereits zuvor allen Gemeinden den Verzicht auf Gottesdienste empfohlen.

Die etwa 20 Minuten dauernde Hora wird ansonsten von Mitarbeitenden und Gästen des Klosters gefeiert. Verantwortliche des Klosters betonen, sie sei bislang auch in Krisenzeiten wie im Zweiten Weltkrieg niemals ausgefallen.

Das Kloster Loccum wurde 1163 von Zisterzienser-Mönche aus Volkenroda in Thüringen gegründet. Um 1600 wurde es evangelisch. Seit 1820 werden dort in einem Predigerseminar angehende Pastorinnen und Pastoren für Niedersachsen und Bremen ausgebildet. Das Kloster gilt als geistliches Zentrum der hannoverschen Landeskirche, der mit rund 2,5 Millionen Mitgliedern größten evangelischen Landeskirche in Deutschland.