Unterstützung für Christen in Syrien

EMOK ruft zu Gebet und humanitärer Hilfe auf

Die Exekutive der Evangelischen Mittelost-Kommission (EMOK) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat heute eine Stellungnahme zur aktuellen Situation in Syrien veröffentlicht, in der die deutschen Kirchen zur Unterstützung der Christen in Syrien aufgerufen werden. „Wir ermutigen unsere Mitgliedskirchen, die Arbeit unserer Geschwister in Syrien durch Gebet, humanitäre Hilfe und die Förderung von Wiederaufbauprojekten zu unterstützen“, sagte der Vorsitzende der EMOK, der Berliner Bischof Markus Dröge. Gleichzeitig wendet sich die Stellungnahme an die Partner in Syrien und ermutigt sie, politische Verhältnisse zu fördern, in denen demokratische Grundsätze sowie Religionsfreiheit gewährleistet werden. Dabei ist den Mitgliedern der EMOK bewusst, dass die Spielräume hierfür in der derzeitigen Situation eng sind. Das Papier weist auch auf das vielfältige Engagement der christlichen Gemeinden vor Ort hin, die zu den ältesten Kirchen überhaupt und damit zu den lebendigen geistlichen und kulturellen Wurzeln des Christentums gehören. Die Arbeit der kirchlichen Partner vor Ort sei ein wesentlicher Beitrag dazu, dass Menschen die Zukunft in ihrer Heimat planen können und nicht genötigt werden zu fliehen, heißt es in dem Papier.

Die Evangelische Mittelost-Kommission der EKD vereint 30 Kirchen, Missionswerke, Hilfswerke und christliche Organisationen, die Beziehungen zum Mittleren Osten pflegen. Einige ihrer Mitglieder sind durch langjährige Partnerschaften mit Kirchen und Gemeinden in Syrien verbunden.

Hannover, 7. November 2018

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt

 

Stellungnahme der EMOK

Zur Situation in Syrien

Der Herr ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen.

2. Thessalonicher 3, 3

Ende September 2018 hat die Evangelische Mittelost-Kommission (EMOK) in Berlin getagt.

Verschiedene in der EMOK vertretene kirchliche Institutionen pflegen seit langem Partnerschaften zu Kirchen und Gemeinden in Syrien.

Haroutune Selimian, armenisch-evangelischer Pfarrer in Aleppo, hat der Vollversammlung der EMOK von dem ermutigenden Engagement berichtet, das die christlichen Gemeinden in der Region leisten – gestärkt durch ihren Glauben, unterstützt von Glaubensgeschwistern aus Europa.

Die Gemeinden in Syrien gehören zu den ältesten christlichen Kirchen überhaupt und damit zu den lebendigen geistlichen und kulturellen Wurzeln des Christentums.

Wir ermutigen unsere Mitgliedskirchen, die Arbeit unserer Geschwister in Syrien durch Gebet, humanitäre Hilfe und die Förderung von Wiederaufbauprojekten zu unterstützen.

Die humanitäre Hilfe richtet sich an Bedürftige ohne Ansehen der konfessionellen und religiösen Zugehörigkeit und hat somit das Potential, Brücken zwischen den Gemeinschaften zu bauen.

Wo diese Hilfe ausreichend und nachhaltig realisiert wird, wird ein Beitrag dazu geleistet, dass Menschen die Zukunft in ihrer Heimat planen können und nicht fliehen.

Wir sehen aber auch, dass diese Zukunft nur in einem Rahmen gewährleistet ist, der die Vielfalt des Mit- und Nebeneinanders verschiedener religiöser und ethnischer Gruppen politisch ermöglicht und Rechtssicherheit gewährleistet.

Angesichts der disparaten Machtverhältnisse und widerstrebenden Interessen zahlreicher Gruppen im Land und politischer Akteure von außerhalb, tendieren sogenannte Minderheiten oft zur Unterstützung autoritärer Machthaber, die ihre Existenz absichern.

Wir ermutigen unsere Geschwister in Syrien, langfristig konfessions- und religionsübergreifend die Sensibilisierung für politische Verhältnisse zu fördern, in denen demokratische Grundsätze und Normen sowie Religionsfreiheit im Sinne der Menschenrechte gewährleistet werden. Uns ist bewusst, dass die Spielräume dafür in der derzeitigen Situation eng sind.

Politische und im äußersten Fall auch militärische Aktionen von syrischen und externen Akteuren betrachten wir nur als legitim, wenn sie dazu dienen, Sicherheit für alle religiösen und ethnischen Gruppen im Land herzustellen und nachhaltig zu gewährleisten.

Wir begrüßen es, dass angesichts der bedrohlichen Situation in der Region Idlib mit dem Modell der Pufferzone ein politischer Kompromiss gefunden worden ist, der Menschenleben schützt, auch wenn die Nachhaltigkeit dieser Lösung fraglich ist.

Wir rufen alle an der zivilgesellschaftlichen und politischen Zukunft Syriens arbeitenden Staaten und Kräfte auf, sich für Verhältnisse zu engagieren, die das Gewaltmonopol des Staates respektieren, zivilgesellschaftliches Engagement auch aus religiösen Perspektiven akzeptieren und ein System entwickeln, das  Gleichberechtigung und politische Teilhabe aller ethnischen und religiösen Gemeinschaften gewährleistet.

Im Vertrauen auf Gott, der stärkt und vor dem Bösen bewahren kann, betrachten wir diese Situation als einen Aufruf an Christen in Deutschland, in Syrien und weltweit, sowie an alle beteiligten politischen und humanitären Kräfte, ihre Möglichkeiten zu nutzen, um das Leben der Menschen in Syrien jetzt zu schützen, Möglichkeiten für eine sichere Rückkehr von Flüchtlingen zu fördern und politische und gesellschaftliche Strukturen für eine plurale Gesellschaft mit zu entwickeln.