„Wir könnten sofort helfen. Die Blockade einer Lösung muss endlich aufhören“

Delegation aus Kommunen, EKD und SEEBRÜCKE in Griechenland eingetroffen

Auf ihrer zweitägigen Reise nach Griechenland machen sich die Teilnehmer der gemeinsamen Delegation aus Kommunen, Evangelischer Kirche in Deutschland (EKD) und SEEBRÜCKE heute in Athen einen Eindruck zur Lage auf dem griechischen Festland. In Athen traf die Delegation Hilfsorganisationen und informierte sich insbesondere zur Situation von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Mehr als 5000 unbegleitete Kinder und Jugendliche befinden sich derzeit in Griechenland – viele hundert davon sind obdachlos.

„Minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern in Griechenland ankommen, brauchen besonderen Schutz. Es ist unverantwortlich, wenn geflüchtete Kinder und Jugendliche in Polizeigefängnissen inhaftiert sind oder auf der Straße leben müssen. Sie brauchen sofort eine adäquate und sichere Unterbringung,“ kommentiert der Bevollmächtigte des Rates der EKD, Prälat Martin Dutzmann.

Zudem traf die Delegation Mitglieder der Organisation „Equal Rights Beyond Borders“, die alleinreisende Minderjährige rechtlich vertritt. Zum Teil in Eilverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte streitet die NGO für die Freilassung der Flüchtlingskinder, die unrechtmäßig inhaftiert sind.

Dabei haben viele der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die in Griechenland ankommen, das Recht auf Familienzusammenführung zu ihren Verwandten in Deutschland. „Deutsche Behörden lehnten in den vergangenen Monaten rund drei Viertel aller Gesuche Griechenlands ab. Viele dieser Ablehnungen sind rechtswidrig,“ berichtete Robert Nestler, Mitgründer der Organisation.

„140 deutsche Kommunen stehen bereit Schutzsuchende aufzunehmen. Vor allem für die minderjährigen Kinder ohne Eltern braucht es jetzt eine Lösung. 500 unbegleitete Kinder unter 14 Jahren sind in den griechischen Hotspots behördlich registriert. Und 500 Plätze für unbegleitete Kinder haben deutsche Städte angeboten. Wir könnten sofort helfen. Die Blockade einer Lösung muss endlich aufhören. Lokale Entscheidungen zugunsten der Aufnahme müssen endlich akzeptiert werden,“ unterstrich Mike Schubert, Oberbürgermeister von Potsdam.

Am heutigen Abend reist die Delegation weiter auf die Insel Lesbos. Für morgen ist dort ein Besuch des Lagers Moria geplant, wo die Situation weiterhin dramatisch ist: Das Lager ist völlig überfüllt, die humanitäre Situation katastrophal. Aktuell demonstriert die Bevölkerung der Insel gegen die Pläne der griechischen Regierung, geschlossene Haftlager zu errichten und dafür sogar Land enteignen zu wollen. Am Freitagmittag veröffentlicht die Delegation eine gemeinsame Erklärung mit politischen Forderungen.

Bild- und Videomaterial der Reise für Pressezwecke finden sich ab heute Nachmittag online unter www.flickr.com/photos/182484714@N08/albums/72157713276326336

Für Anfragen während des Besuchs wenden Sie sich bitte an Liza Pflaum, +49(0)178 3038787.

Hannover, 27. Februar 2020

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt