„Zivi-Pastor“ Ulrich Finckh gestorben

Der Pazifist und Bürgerrechtler verstarb im Alter von 91 Jahren

Ulrich Finckh hält das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland

Ulrich Finckh war über 30 Jahre lang Vorsitzender der Zentralstelle für Kriegsdienstverweigerung. Er hielt dabei immer das Grundgesetz hoch, in dem das Recht auf Kriegsdienstverweigerung (KDV) verankert ist.

Bremen (epd). Der Bremer Bürgerrechtler, Pazifist und „Zivi-Pastor“ Ulrich Finckh ist tot. Wie seine Familie mitteilte, starb er bereits am 25. Juli im Alter von 91 Jahren in der Hansestadt. Er habe über Jahrzehnte zu den oft unbequemen Motoren der kirchlichen Friedensarbeit gehört, würdigte der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, den evangelischen Theologen. „In Zeiten, in denen dazu Mut gehörte, hat er sich für eine Ächtung des Krieges und eine gewaltfreie Welt eingesetzt.“

Finckh war über Jahrzehnte Vorsitzender der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen mit Sitz in Bremen und Mitglied im Bundesbeirat für den Zivildienst. In dieser Funktion hat er sich bundesweit als „Zivi-Pastor“ einen Namen gemacht. „Er trug dazu bei, dass Menschen, die aus Gewissensgründen den Kriegsdienst verweigerten, öffentliche Anerkennung für ihre Entscheidung erhielten“, betonte Brahms.

Unermüdlicher Einsatz für die Rechte von Kriegsdienstverweigerern

Er habe sich mit Nachdruck, Beharrlichkeit und großem Engagement für ein Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung eingesetzt, bekräftigte auch Detlev Besier von der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden. Gerade in einer Zeit, in der Kriegsdienstverweigerer in der Gesellschaft stigmatisiert worden seien, habe sich Finckh mit Fachwissen und unermüdlichem Einsatz für deren Rechte eingesetzt.

Finckh wurde 1927 in Heilbronn geboren. Was Krieg bedeutete, hatte Finckh am eigenen Leib durchlitten: Mit 15 Jahren wurde er als Luftwaffenhelfer eingezogen. Danach folgten Arbeitsdienst, Kriegsmarine und Infanterie. Nach Kriegsdienst und amerikanischer Kriegsgefangenschaft studierte er in Marburg, Mainz und Göttingen Theologie. Sein erstes Pfarramt übernahm Finckh im rheinhessischen Mettenheim. Später arbeitete er als Studentenpfarrer in Hamburg und dann als Gemeindepfarrer in Bremen.

Für sein zivilgesellschaftliches Engagement bekam Finckh den Gustav-Heinemann-Bürgerpreis und den Fritz-Bauer-Preis der Humanistischen Union. Zu seinem 85. Geburtstag ehrte ihn die Bremer Landesregierung mit einem Senatsempfang.


Die Trauerfeier für Pfarrer Ulrich Finckh mit anschließender Beisetzung ist am Samstag, 3. August ab 14 Uhr in seiner ehemaligen Gemeindekirche, der evangelischen Kirche Bremen-Horn, geplant. Die Predigt hält der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms.