Bericht des Rates der EKD - Teil B (schriftlich)

5. Tagung der 12. Synode vom 11. bis 14. November 2018 in Würzburg

2. Nachhaltigkeit / Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens

2.1 Forum Nachhaltigkeit

Zum Thema „Die Rolle der Kirchen und der Diakonie bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele“ fand vom 7.-8. Juni.2018 in Hofgeismar das erste Nachhaltigkeitsforum der EKD statt. Mit 50 Vertretern und Vertreterinnen zahlreicher kirchlicher und diakonischer Fachkonferenzen, Einrichtungen und Initiativen bildete das Forum das Querschnittsthema Nachhaltigkeit gut ab und bot viele Möglichkeiten der innerkirchlichen und diakonischen Vernetzung und Strategiebildung zu der Frage, wie man der Frage der Nachhaltigkeit sowohl innerkirchlich als auch gesellschaftlich noch mehr Gewicht verleihen kann. Die Vorschläge aus diesem Forum werden im Referat und im neu eingerichteten Think Tank Nachhaltigkeit der EKD ausgewertet und für die Planung weiterer Nachhaltigkeitsforen genutzt.

2.2 Kommentierung der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie

Am 18. Juni 2018 fand das Nachhaltigkeitsforum der Bundesregierung im Bundeskanzleramt statt, bei dem der Stand der Umsetzung der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie im Dialog mit ca. 200 Vertretern aus der Zivilgesellschaft diskutiert wurde. Auch die EKD war mit Prälat Dutzmann und der Nachhaltigkeitsreferentin vertreten. Sie hatten die Gelegenheit, ihre Einschätzung zur deutschen Nachhaltigkeitsstrategie sowie Empfehlungen für eine Aktualisierung mündlich wie schriftlich vorzustellen. Die Bundesregierung wird im Herbst 2018 eine ständige Dialoggruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft einrichten, in der DBK und EKD einen gemeinsamen Sitz haben werden. Die Wahrnehmung dieses Mandates soll flexibel erfolgen und durch eine ökumenische Expertengruppe vorbereitet und begleitet werden.

2.3 Impulspapier zur Agenda 2030

Im Mai 2018 hat der Rat das Impulspapier der Kammer für nachhaltige Entwicklung mit dem Titel „Geliehen ist der Stern auf dem wir leben- die Agenda 2030 als Herausforderung für die Kirchen“ einstimmig verabschiedet. Das Papier wurde am 26. September 2018 mit einer Pressekonferenz und einer Diskussion mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik, der Wissenschaft, des Rates der EKD und der Kammer öffentlich vorgestellt. Für Dezember 2018 bzw. Januar 2019 ist eine öffentliche Präsentation im Büro der EKD bei der EU in Brüssel geplant. Das Papier kommentiert die 2015 von der UN beschlossenen Nachhaltigkeitsziele in der „Agenda 2030“, die deutsche Nachhaltigkeitsziele und beschreibt anhand von ausgewählten Beispielen die Relevanz der Nachhaltigkeitsziele auch für die Kirchen.

Das Papier umschreibt die Rolle der Kirchen als eine dreifache: (1) Die Kirche als Mahnerin tritt für Werte wie globale und intergenerationelle Gerechtigkeit, für Achtsamkeit gegenüber der Mitschöpfung und für eine „Ethik des Genug“ ein. (2) Die Kirche als Mittlerin vermittelt bei Interessenkonflikten bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele (z.B. beim sozialverträglichen Ausstieg aus der Kohleförderung) und setzt sich hier dabei für faire und transparente Diskurse ein. (3) Die Kirche als Motor treibt eine nachhaltige Entwicklung durch eine eigene vorbildliche Praxis voran. Hier sind die Gliedkirchen der EKD in einigen Bereichen wie z.B. dem Klimaschutz und im Bereich ethischer Geldanlagen bereits auf einem guten Weg, in anderen Bereichen wie z.B. der ökofairen Beschaffung oder bei Beachtung nachhaltiger Richtlinien für die Verpachtung von Kirchenland gilt es noch deutlich voranzukommen.

2.4 Vorbereitung nächste COP in Polen

Im Herbst 2018 brechen zum dritten Mal Menschen zu einem Ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit auf, der vom 9. September bis 9. Dezember von Bonn über Berlin nach Katowice in Polen führt. Der deutsche Teil des Weges wird von 26 Trägerorganisationen zusammen mit Gemeinden vor Ort, Etappenkoordinatorinnen der beteiligten Landeskirchen bzw. Diözesen und der Koordinationsstelle beim Leipziger Missionswerk organisiert – die Weiterführung bis Katowice von polnischen Partnern (Polnischer Ökumenischer Rat, Erzbistum Katowice) vorbereitet. Die Schirmherrschaft haben Dr. Barbara Hendricks MdB, Bischof Dr. Markus Dröge und Erzbischof Dr. Ludwig Schick übernommen. Der Weg beginnt mit einem ökumenischen Wochenende in Bonn, bei dem zugleich das 70-jährige Jubiläum des Ökumenischen Rates der Kirchen gefeiert wird, führt durch Rheinland, Westfalen, Niedersachsen, Mitteldeutschland, Sachsen, Brandenburg/Berlin, Polen bis Katowice. Dort findet vom 3.-14. Dezember die nächste Weltklimakonferenz (COP 24) statt.

Der Pilgerweg führt vorbei an den drei großen deutschen Kohlerevieren (Rheinisches, Lausitzer, Mitteldeutsches Revier) – ist doch Braunkohleverstromung eine maßgebliche Ursache dafür, dass Deutschland seine nationalen Klimaschutzpläne und internationalen Verpflichtungen nicht erfüllt. Mit Blick auf die Ziele 2020 geht es national vordringlich um die Stilllegung der ältesten Braunkohlekraftwerke. Der Ausstieg aus der Kohleverstromung soll zügig eingeleitet werden und ein sozial verträglicher Strukturwandel der betroffenen Regionen soll durch Förderprogramme gesichert werden. Mit der gemeinsamen Anstrengung aller Menschen kann die globale Erderwärmung begrenzt und eine gerechte Welt gestaltet werden. Nach wie vor besteht großes Interesse an der Beteiligung am Pilgerweg auch von nicht kirchlichen Organisationen wie BUND, WWF, THW und Netzwerken junger Menschen, die mit Umwelt und Klima verbunden sind (www.klimapilgern.de).

2.5 GPENreformation mit Global Citizenship-Learning begrüßt die 700. Evangelische Schule

Am 31. Oktober 2014 startete das Reformationsjubiläumsprojekt „schools500reformation“. Ziel war es, bis 2017 500 evangelische Schulen weltweit miteinander zu verbinden, das Reformationsjubiläum zu feiern und mit aktiver vernetzter Bildungsarbeit an den Schulen ganz neue Formate globaler Kooperation bei der Erschließung von christlichem Glauben und seinem Weltengagement zu ermöglichen. Schon 2015 konnte die 500. Schule begrüßt werden, eine evangelische Schule in Kamerun mit Schwerpunkt „Science and Technology“. Diese evangelische Schule steht stellvertretend für viele, die weltweit gegründet wurden, um auch Mädchen und Menschen in benachteiligten Regionen Bildungszugänge zu eröffnen.

Auch zahlreiche evangelische Schulen in Deutschland wurden als Schulen mit besonderen Aufträgen zur Schaffung von Bildungsgerechtigkeit und guter Schule gegründet. Entsprechend groß ist der Bedarf an globaler Zusammenarbeit und einer aktiven, partizipativen Erschließung der Chancen und Gefahren der Globalisierung im Kontext der evangelischen Schulentwicklung. Am 14. Mai 2018 trat die 700. Schule GPENreformation bei. Das „Global pedagogical Network – Joining in Reformation“ wurde beim “Global schools500reformation Day” im Juni 2017 im Wittenberg offiziell eröffnet. Gefördert wurde der Aufbau dieses zukunftsweisenden Netzwerks evangelischer Schulen und Hochschulen mit Mitteln des Auswärtigen Amts und der EKD in Vernetzung mit zahlreichen Kirchen und internationalen Bildungsorganisationen. Deutsche und ausländische evangelische Schulen eröffnen über diese Struktur jungen Menschen globale Perspektiven und Erfahrungen in der gemeinsamen und jeweils internationaler, oft interkontinental vernetzten Bildungsarbeit an Fragen der Nachhaltigkeit, der Gerechtigkeit und des Friedens. Sie stärken sich dabei gegenseitig in ihren christlichen Perspektiven für diese Fragen.

Eine Website, die e-twinning und E-learning ermöglicht, ist im Aufbau. Schon jetzt können sich über www.GPENreformation.de weltweit evangelische Schulen und Hochschulen gegenseitig wahrnehmen, Kontakte knüpfen und sich vernetzen. Zahlreiche neue Nord-Süd-Kontakte und Unterrichtsprojekte wurden durch die digitalen Möglichkeiten realisiert. Fast jede Woche kommt eine neue evangelische Schule dazu. Die Geschäftsstelle von GPENreformation befindet sich im Kirchenamt der EKD. Die Neugründung einer Stiftung zur Förderung von GPENreformation soll dem Netzwerk längerfristig eine eigene Basisfinanzstruktur eröffnen.

2.6 Re-Zertifizierung des Umweltmanagementsystems im Kirchenamt der EKD nach EMAS

Das Kirchenamt der EKD ist seit 2004 nach der Verordnung (EG) Nr. 1221/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2009 über die freiwillige Teilnahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung (Eco-Management an Audit Scheme – EMAS) zertifiziert. Mit EMAS hat das Kirchenamt ein anspruchsvolles und sowohl umfangreiches als auch ausführliches Umweltmanagementsystem impliziert.

Im Frühjahr ist das Umweltmanagementsystem des Kirchenamtes am Standort Herrenhäuser Straße 12 im Zuge einer Re-Validierung umfassend begutachtet und im Juli schließlich für weitere vier Jahre re-zertifiziert worden. Maßgebliche Grundlage für die Zertifizierung ist die Umwelterklärung, welche aufgrund einer Novellierung der Anforderungen umfassender als in den vergangenen Jahren erstellt wurde. In der Umwelterklärung wird die Umweltpolitik des Kirchenamtes – basierend aus dem biblischen Schöpfungsauftrag nach Gen 2,15: „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ – dargestellt. Neben Aussagen zu den maßgeblichen Umweltaspekten beinhaltet die Umwelterklärung zudem ein Maßnahmenprogramm für die Jahre 2018 bis 2022, mit denen das Umweltverhalten im Kirchenamt weiter verstärkt und verbessert werden soll. Neben beabsichtigten Einsparungen im Bereich von Energieverbrauch und Kompensation des nicht vermeidbaren Verbrauchs über die Klimakollekte sind vielfältige Maßnahmen in den Bereichen Gebäude- und Außenanlagen, Beschaffungswesen und Büro- und Arbeitsmaterialien, Abfallvermeidung, Nachhaltigkeit der Verpflegung, Öffentlichkeitsarbeit und interne Bewusstseinsbildung, Mobilität sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz geplant.

Der Fuhrpark soll sich zunehmend an den entstehenden Möglichkeiten der E-Mobilität ausrichten, erste aktuelle Schritte sind dabei die Nutzung von E-bikes und eines Lastenfahrrades zu Dienstzwecken sowie das Angebot an alle Mitarbeitenden zur Nutzung von E-Bike-Ladestationen. Im Bereich des Beschaffungswesens wird die Beschaffungsordnung unter Berücksichtigung nachhaltiger Aspekte erneuert, das Angebot an Büro- und Arbeitsmaterialien soll umweltschonend weiterentwickelt werden. Auch im Bereich der Verpflegung ist beabsichtigt, das Angebot durch Bio-Komponenten zu erweitern bzw. bisherige Angebotsteile durch umweltfreundlichere oder nachhaltigere zu ersetzen. Ein weiteres Ziel ist die Reduzierung des hohen Papierverbrauches im Kirchenamt. In diesem Zuge befinden sich bereits der Aufbau des Sitzungsmanagementprogramms Session sowie interne Prozessdigitalisierungen in Arbeit. Die Umsetzung der vielfältigen Maßnahmen wird durch ein multifunktional besetztes Umweltteam begleitet.

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