Bericht des Rates der EKD - Teil B (schriftlich)

5. Tagung der 12. Synode vom 11. bis 14. November 2018 in Würzburg

6. Ökumenische Impulse

6.1 ÖRK-Vollversammlung 2021 in Karlsruhe

Auf der Tagung des ÖRK- Zentralausschusses in Trondheim im Juni 2016 wurde die Einladung der EKD nach Deutschland bereits ausgesprochen. Daraufhin wurden alle Landeskirchen gebeten, sich zu überlegen, ob sie eine Einladung zu sich aussprechen wollen. Die Evangelische Kirche im Rheinland sowie die Evangelische Landeskirche in Baden legten ihre Bewerbungen mit Bonn und Karlsruhe vor. Der Rat der EKD entschloss sich in seiner Sitzung am 20. Oktober 2017, mit Karlsruhe als möglichen Austragungsort der 11. Vollversammlung des ÖRK ins Rennen zu gehen. Mitbewerberin waren die Kirchen in Südafrika mit Kapstadt als Veranstaltungsort.

Über die große Unterstützung bei ihren ökumenischen Partnern in Deutschland und Europa freut sich die EKD. Die KEK und GEKE sprachen sich ebenso wie die UEPAL (Union des Églises protestantes d´Alsace et de Lorraine) für Karlsruhe aus. Am 16. Juni 2018 hat die EKD mithilfe eines Films, einer Bewerbungsmappe und einer Ansprache des Ratsvorsitzenden, ihre Einladung in Genf bei der Tagung des Zentralausschusses vorgetragen. 70 Jahre sind seit der Gründung des ÖRK in Amsterdam 1948 vergangen. 1968 tagte die 4. Vollversammlung das letzte Mal in Europa in Uppsala. Von daher war es Zeit nach Europa einzuladen.

Diese Einladung der EKD erfolgte bewusst in diesem Dreischritt: Europa, Deutschland, Karlsruhe. Karlsruhes Lage zu Frankreich ist mehr als nur Geographie. Auf eine lange Geschichte der Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland und in ganz Europa lässt sich zurückblicken. Die über Grenzen hinweg praktizierte Ökumene in dieser Region hat Tradition. Karlsruhe als Residenz des Rechts, mit Bundesverfassungsgericht wie Bundesgerichtshof und Strasbourg mit dem Sitz des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte sind eng verbunden mit den Themen des ÖRK von Frieden und Gerechtigkeit, Demokratie, Menschenrechte, Globalisierung, Klimawandel, Digitalisierung. All das lässt sich mit Partnern in der Region gestalten. Karlsruhe ist eine mittelgroße, internationale Stadt. Das Kongresszentrum befindet sich im Zentrum der Stadt und bietet so die Gelegenheit, dass die Vollversammlung auch für das Umfeld erlebbar wird. Zahlreiche Institutionen im Bereich von Kunst, Kultur, Gesellschaft und Bildung stehen als Partner bereit.

Die Freude, dass die Bewerbung von den Delegierten des Zentralausschusses mit großer Mehrheit positiv beschieden wurde, teilen innerhalb der EKD alle. Für viele der Mitglieder des Zentralausschusses war die Frage nach Kirche in einer säkularisierten Gesellschaft, deren mögliche missionarischen Präsenz und Zukunft überhaupt bei der Wahl von Karlsruhe entscheidend. Es ist eine große Ehre, dass dieses Ereignis von Weltrang 2021 nach Europa, Deutschland, Karlsruhe kommt. Die EKD ist mit allen Kirchen des ÖRK unterwegs auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens.

6.2 Ökumenische Besuche anlässlich des 70jährigen Jubiläums des ÖRK in Genf

Unter dem Thema „Gemeinsam gehen, Gerechtigkeit und Frieden dienen“ kam der Zentralausschuss zusammen, um über Arbeit, Mission und Dienst des ÖRK zu diskutieren und um das siebzigjährige Bestehen des ÖRK zu feiern. Dazu gehörte unter anderem ein ökumenischer Gottesdienst in der Kathedrale St. Pierre in der Genfer Altstadt, in dem der ökumenische Patriarch Bartholomäus I. predigte.

Ein Höhepunkt war der Besuch von Papst Franziskus in Genf und im Ökumenischen Institut Bossey im Anschluss an die Tagung des Zentralausschusses. Der Papstbesuch stand unter dem Thema „Gemeinsam unterwegs sein, beten und arbeiten“ und war einerseits Teil der Jubiläumsfeierlichkeiten, andererseits eine erneute Bekräftigung der Bereitschaft der römisch-katholischen Kirche, sich am ökumenischen Streben nach Einheit, Gerechtigkeit und Frieden zu beteiligen. Am Vormittag feierten die Delegierten mit der Delegation des Vatikans ein ökumenisches Gebet in der Kapelle des ÖRK, am Mittag traf sich der Leitungsstab des ÖRK mit dem Papst in Bossey zu Gesprächen.

Auf die Ansprachen von Generalssekretär Olav Fykse Tveit und Dr. Agnes Abuom, der Vorsitzenden des Zentralausschusses, folgte am Nachmittag die Rede des Papstes, in der er zum gemeinsamen Handeln mit der Frage an uns Christen, bezogen auf das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter, aufrief: „Was können wir gemeinsam tun? Wenn ein Dienst möglich ist, warum ihn nicht gemeinsam planen und durchführen, um so allmählich eine intensivere Brüderlichkeit in der Ausübung der konkreten Nächstenliebe zu erfahren?“ "Der Tag mit Papst Franziskus war ein Zeichen der Hoffnung für alle, die Christen sein und gemeinsam in Christus handeln wollen", sagte Olav Fykse Tveit im Anschluss.

Die katholische Kirche ist nur vertreten in drei ÖRK Kommissionen (Glauben & Kirchenverfassung, Erziehung & Bildung, Mission & Evangelisation), aber kein Voll-Mitglied des ÖRK. Die bereits 1965 gegründete "Gemeinsame Arbeitsgruppe" habe nach dem Franziskus-Besuch eine wichtige Aufgabe vor sich, "weil wir viel mehr gemeinsam tun können für die, die unsere Hilfe brauchen", so ÖRK-Generalsekretär Fykse Tveit. Zugleich könne man dadurch zeigen, "wie sehr dieses gemeinsame Handeln zu größerer Einheit beiträgt".

6.3 Ratsreise Tourismusseelsorge

Durch eine Reise des Rates im vergangenen Februar an einige Orte der Tourismusseelsorge in Spanien wurde das persönliche Kennenlernen und Erleben dieses wichtigen Arbeitsbereiches intensiviert. Insbesondere den Gottesdienst noch stärker als zielgruppenübergreifendes Angebot zu qualifizieren konnte in der gesamten Tourismusseelsorge mit Unterstützung des EKD-Reformzentrums für Predigtkultur erreicht werden. An der Costa Blanca werden durch die räumliche Konzentration der Angebote mittlerweile verstärkt auch Kurzzeittouristinnen und -touristen angesprochen. In Italien und in Österreich ermöglichen ergänzende Kooperationen mit den regionalen Kirchen eine weitere Intensivierung der Tourismusseelsorge.

6.4 Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) in Novi Sad

Die 15. Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) fand im Juni dieses Jahres in Novi Sad, Serbien, statt. Auf der Grundlage des biblischen Leitwortes aus Apg 1,8: „Ihr werdet meine Zeugen sein.“, sind orthodoxe, anglikanische und protestantische Kirchen an einen Scheideweg und Kreuzungspunkt Europas gekommen. Am Ufer der Donau in Novi Sad, wo Brücken in Konfliktzeiten zerstört und im Frieden wiederaufgebaut wurden, haben die Delegierten sich im Gebet versammelt, um ihren Durst nach Gerechtigkeit und ihre ernste Sorge um die Menschen, um den europäischen Kontinent und die Welt vor Gott zu bringen und öffentlich zu bezeugen. Mit den Beschlüssen zu einer neuen Satzung und der Wahl eines neuen Präsidiums und Governing Boards wurde der Erneuerungs- und Restrukturierungsprozess der KEK erfolgreich abgeschlossen. Die EKD ist im zwanzigköpfigen Governing Board durch Lea Kathrin Schlenker und Frank Kopania vertreten. In ihrem Abschluss-Kommuniqué ruft die Vollversammlung der KEK die Mitgliedskirchen auf, sich engagiert für die Gestaltung eines gemeinsamen Europas einzusetzen, zum Wohle Aller auf unserem Kontinent und in unserer Welt Brücken zu bauen und auch dadurch gemeinsam zu verkünden: „Wir werden Christi Zeugen sein“.

6.5 Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) in Basel

Auch die 8. Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) fand im September dieses Jahres in Basel unter dem Motto „befreit – verbunden – engagiert“ statt. Ein Höhepunkt war die feierliche Unterzeichnung der „Erklärung über die Absicht, einen gemeinsamen Dialog aufzunehmen“ durch den Präsidenten der GEKE, Gottfried Locher, und den Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kurt Kardinal Koch. Die Vollversammlung freute sich, dass sie die Lettische Evangelisch-Lutherische Kirche im Ausland als 108. Signatarkirche begrüßen konnte.

Ebenso nahm die Vollversammlung mit großer Zustimmung die Arbeitsergebnisse der Konsultationen und Studienprozesse zu den Themen „Kirchengemeinschaft“, „Pluralität der Religionen“, „Fortbildung für das ordinationsgebundene Amt“, „Theologie der Diaspora“, „Bildung für Zukunft“, „Migration und Kirchengemeinschaft“ und „Ethik der Reproduktionsmedizin“ an.

Die GEKE konnte in Basel auch einen Entwicklungsprozess abschließen, ihre Statuten österreichischem Recht anpassen, die Geschäftsstelle dauerhaft in Wien etablieren und den ersten hauptamtlichen Generalsekretär, Pfarrer Dr. Mario Fischer aus der Ev. Kirche in Hessen und Nassau, installieren. Der langjährige ehrenamtliche Generalsekretär, der Bischof der Ev. Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Österreich, Michael Bünker, wurde mit außerordentlichem Dank feierlich verabschiedet.

Der dreizehnköpfige Rat wurde neu gewählt und wird durch die drei Präsidenten Gottfried Locher vom Schweizerischen Ev. Kirchenbund, Mirjam Rose aus der Ev. Kirche Mitteldeutschland und John Bradbury von der United Reformed Church aus Großbritannien geleitet. Weiterhin ist die EKD gemeinsam mit ihren Gliedkirchen durch die Ratsmitglieder Barbara Rudolph aus der Ev. Kirche im Rheinland, Michael Martin aus der Ev.-luth. Kirche in Bayern und Georg Plasger aus der Lippischen Landeskirche, sowie den stellvertretenden Ratsmitgliedern Ulrike Trautwein aus der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Klaus Rieth aus der Ev. Landeskirche in Württemberg, Susanne Bei der Wieden aus der Ev. Kirche in Hessen und Nassau und Frank Kopania vom Kirchenamt der EKD vertreten.

6.6 „Evangelisch in Jerusalem“ – Bauprojekt Ölberg

Bezüglich der Weiterentwicklung der evangelischen Einrichtungen auf dem Jerusalemer Ölberg hat eine im März 2016 vorgelegte Machbarkeitsstudie fünf Module mit sehr hoher Priorität zur Sicherstellung der Betriebsfähigkeit benannt, darunter einen Neubau anstelle des baufälligen Besucherzentrums und den Bau eines Wissenschaftszentrums des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes. In Fortführung der diesbezüglichen Planungen wurde im Berichtszeitraum eine Projektstruktur für diese Bauvorhaben erarbeitet und ein Architektenwettbewerb mit dem Ergebnis durchgeführt, dass beide Vorhaben in einem einzigen Gebäudekomplex realisiert werden sollen. Das beauftragte israelische Planungsbüro wird in den kommenden Monaten unter anderem auch den Genehmigungsprozess bei der Jerusalemer Stadtverwaltung verantworten.

Mit diesem Bauprojekt verfolgt die EKD das Ziel, den spezifischen Bildungsauftrag der evangelischen Kirche in Jerusalem nachhaltig wahrnehmen und zu einem besseren Verstehen der Kulturen, Religionen und Konfessionen vor Ort beitragen zu können. Die Arbeit mit Pilgern und Touristen trägt dabei der Tatsache Rechnung, dass Religion und Tourismus in Israel und Palästina eng miteinander verbunden sind. Reisende und Pilger besuchen das Heilige Land, um sich ihres Glaubens zu vergewissern oder auf ihre diesbezüglichen Fragen Antwort zu finden. Hinzu kommt in Jerusalem unweigerlich die Beschäftigung mit der aktuellen politischen Situation und die weitergehende Frage, ob und wie ein gesellschaftliches Miteinander in einer globalisierten Welt zwischen verschiedenen Religionen, Traditionen und Ethnien möglich ist. Das interdisziplinäre Wissenschaftsforum des archäologischen Instituts soll analog einen Ort bereitstellen, an dem archäologische, theologische und religionsgeschichtliche Fragen in einem forschungsbasierten Diskurs zwischen deutschen und internationalen Partnern erörtert werden.

6.7 Die Konferenz für Islamfragen der EKD in Erfurt

Die Konferenz für Islamfragen der EKD kam vom 30. November bis 1. Dezember 2017 im Augustinerkloster in Erfurt zu ihrer Jahrestagung zusammen. Nachdem im Jahr zuvor die Auswirkungen des deutsch-türkischen Verhältnisses auf den christlich-islamischen Dialog in Deutschland im Mittelpunkt standen, wurde dieses Mal die Situation der arabischsprachigen Moscheegemeinden in Deutschland thematisiert. Jun.-Prof. Dr. Abdelmalek Hibaoui vom Lehrstuhl für Islamische Praktische Theologie der Universität Tübingen gab dazu einen einführenden Überblick, Imam Mohamed Taha Sabri von der Dar-Assalam-Moschee in Berlin berichtete über Erfahrungen aus der Flüchtlingsarbeit in der Neuköllner Begegnungsstätte. Für die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland hielt Regionalbischof Propst Dr. Christian Stawenow ein Grußwort. Etwa 30 Beauftragte für den christlich-islamischen Dialog in den Gliedkirchen der EKD waren nach Erfurt gekommen. 

6.8 Die Jahrestagung vom European Council of Religious Leaders in Budapest 

Das von Präsident Dr. h.c. Thomas Wipf moderierte „European Council of Religious Leaders“ fand in diesem Jahr in Budapest statt. Gastgebend war die dortige Hare Krishna Bewegung, Teil der International Society for Krishna Consciousness, die auch im Council vertreten ist. Unter den knapp 50 Teilnehmenden nahm Bischof Hein für die EKD teil. Im Mittelpunkt der Gespräche standen Fragen nach religionsübergreifender Zusammenarbeit zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und des Schutzes von Menschen. Im Schlussstatement der Konferenz, die auch Begegnungen mit lokalen Religionsvertretern ermöglichte, wurde die Würde eines jeden einzelnen Menschen hervorgehoben und die Notwendigkeit, positive Begegnungen zu initiieren. Anlässlich des Jahrestages des Zweiten Weltkrieges erinnerte die Konferenz an die unterschiedlichen Ideologien, die Gewalt und Unterdrückung über Europa gebracht haben, und betonte die allen großen Religionen innewohnenden positiven moralischen, ethischen und spirituellen Werte. 

6.9 Die Jahrestagung des ökumenisch-europäischen Islam-Netzwerkes Journées d´Arras in Pradines

Das seit 1980 bestehende europäisch-ökumenische Netzwerk, das in Arras seinen Anfang nahm, und sich mit Fragen des christlich-islamischen Dialogs in Europa befasst, fand in diesem Jahr im Benediktinerinnenkloster in Pradines in Frankreich statt. Die beruflich mit Fragen der Beziehungen von Christentum und Islam befassten Teilnehmenden aus 11 europäischen Ländern interessierten sich dabei vor allem für das Verhältnis von Religion und öffentlichem Leben, wie es unter dem Verständnis der „Laicité“ in Frankreich seinen Ausdruck findet. Als Referenten waren dazu eingeladen: Bénédict du Chaffaut und Prof. Michel Younes von der Katholischen Universität in Lyon sowie Philippe Gaudin, stellvertretender Direktor des Europäischen Instituts für Religionswissenschaft an der École Pratique des Hautes Études in Paris. Die EKD hat seit einigen Jahren die Geschäftsführung für dieses Netzwerk.

6.10 Positionspapier des Rates und Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts zum christlich-islamischen Dialog

Am 24. September 2018 wurden bei einer Pressekonferenz in Berlin die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD zusammen mit einem kurzen Positionspapier des Rates der EKD zum christlich-islamischen Dialog vorgestellt. Das Positionspapier enthält vier Abschnitte, in denen sich die EKD: (I.) zum Umgang mit religiöser Pluralität in rechtlicher und evangelischer Perspektive positioniert, (II.) Gefährdungen und Herausforderungen dieser Pluralität benennt, (III.) positive und negative Erfahrungen im interreligiösen Dialog aufzeigt und (IV.) ihre Vorstellungen und Erwartungen für die religionsrechtliche Einbindung und Entfaltung muslimischen Lebens in Deutschland sowie zur Weiterführung und Intensivierung des christlich-islamischen Dialogs erläutert.

Die Studie erfragt Wahrnehmungen zu Islam und Musliminnen und Muslimen in Deutschland, vorhandene persönliche Kontakte zu Musliminnen und Muslimen, Erwartungen an die evangelische Kirche im Dialog sowie Vorschläge zur Stärkung des wechselseitigen Vertrauens. Die Ergebnisse belegen u.a., dass eine klare Mehrheit die Beibehaltung oder Verstärkung des Dialogs der evangelischen Kirche mit Vertreterinnen und Vertretern des Islam wünscht. Als Ziele stehen dabei der gesellschaftliche Zusammenhalt und die Anerkennung der Regeln für das Zusammenleben in Deutschland an vorderster Stelle. Weit überwiegend sprechen sich die Befragten – unabhängig von der Konfessionszugehörigkeit – dafür aus, dass in diesen Gesprächen vor allem soziale Fragen behandelt werden sollen. Außerdem ergab die Befragung, dass die Akzeptanz von Musliminnen und Muslimen gegenüber der Akzeptanz der Religion des Islam deutlich höher liegt. Die persönlichen Kontakte zu Musliminnen und Muslimen sind je nach Bildungsabschluss, Alter und Bundesgebiet unterschiedlich und tendenziell häufiger bei höherem Bildungsabschluss, bei den 20 bis 40-Jährigen sowie in den westlichen Bundesländern. Positionspapier und Studie erfuhren eine breite Aufnahme in den Medien inklusive der Leitmedien. Sie tragen damit zu einer Intensivierung der öffentlichen Debatte über den notwendigen christlich-islamischen Dialog sowie über das Zusammenleben und den Zusammenhalt in der Gesellschaft bei.

6.11 Stiftungsprofessur jüdisch-christlicher Dialog

Die vom Vorsitzenden des Rates der EKD 2017 angekündigte und seither intensiv verfolgte Etablierung einer Stiftungsprofessur zum Thema „Christlich-jüdischer Dialog“ hat zum Erfolg geführt. Dabei war die Geschichte ihrer Etablierung im Kontext des Reformationsjubiläums 2017 keine leichtgängige Geschichte der Urteilsfindung. In vielen Gremien und Konstellationen gab es Debatten zu Sinn, Zweck, Form und Ausrichtung einer solchen Stiftungsprofessur. Im Ergebnis wurde deutlich, dass durch eine Stiftungsprofessur die vernetzte Struktur des christlich-jüdischen Dialogs, seine Verankerung in den Gliedkirchen sowie bestehende akademische Projekte ergänzt und gestärkt werden sollen durch eine internationale Ausrichtung und eine gesamtdeutsche Perspektive.

Rat und Kirchenkonferenz hatten vereinbart, dass die Stiftungsprofessur zu gleichen Teilen durch die EKD und aus freiwillige Beiträge der Gliedkirchen (ggf. ergänzt durch Zustiftungen) finanziert werden soll. Die zur Jahreswende 2017 avisierten Unterstützungen der Stiftungsprofessur hatten ergeben, dass die große Mehrheit der EKD-Gliedkirchen bereit ist, diese Professur durch substantielle Beiträge zu unterstützen. Zugleich war aber auch deutlich, dass auf nicht vollständig die Hälfte der notwendigen Mittel zusammenkommen würde. Aufgrund des großen Engagements einzelner Personen ist es jedoch gelungen, weitere finanzielle Unterstützung von der Volkswagenstiftung und vom Stifterverband einzuwerben. Dies war möglich, nachdem die Humboldt-Universität in Berlin sich bereit erklärt hatte, eine Stiftungsprofessur nach Auslauf der zehnjährigen Finanzierung auf eine Strukturstelle der Theologischen Fakultät zu überführen und nachhaltig in der Universität zu verankern sowie die Kosten für die Ausstattung der Professur zu übernehmen.

Nachdem die Finanzierung der Stiftungsprofessur und ihre nachhaltige Installation am Berliner Institut Kirche und Judentum gesichert waren, konnte am 22. Oktober im Rahmen einer öffentlichen Vorstellung die neue Stiftungsprofessur gemeinsam durch die Humboldt-Universität, die EKD und die Stifter in Berlin präsentiert werden. Geplant ist, das Berufungsverfahren mit der Beschlussfassung über die Berufungsliste möglichst im Januar 2018 abzuschließen. Eine Berufung könnte damit zum Sommersemester 2019 oder spätestens zum Wintersemester 2019/2020 erfolgen.

6.12 Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden

Die „Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden“ (KLAK) feiert im Jahr 2018 ihr vierzigjähriges Bestehen. Im vergangenen Jahr war die Konferenz für ihre Verdienste im christlich-jüdischen Dialog mit der Buber-Rosenzweig-Medaille 2017 des Deutschen Koordinierungsrates geehrt worden. Zum Jubiläum erschien mit Unterstützung der EKD in der Schriftenreihe „Im Dialog“ eine ausführliche Dokumentation unter dem Titel: „Geh hin und lerne! Die KLAK seit 40 Jahren christlich jüdisch unterwegs“. Innerhalb der EKD ist der Zusammenschluss ein wichtiges Forum, das Initiativen und das Engagement der Gliedkirchen im christlich-jüdischen Dialog koordiniert und vernetzt.

1978 hatte der hessen-nassauische Pfarrer Ulrich Schwemer erstmals zu der Konferenz eingeladen. Seitdem treffen jährlich über 30 Delegierte aus den regionalen Arbeitskreisen der EKD-Gliedkirchen zu Beginn des Jahres in Berlin. Aus Anlass des Jubiläums fand die Delegiertenversammlung 2018 im Rahmen einer Studienreise nach Israel statt. Thematischer Schwerpunkt waren die Bedeutung Jerusalems in der jüdischen, christlichen und muslimischen Tradition. Zu dem Programm gehörten Begegnungen mit dem Jerusalemer Propst Wolfgang Schmidt und Besuche der Auguste-Viktoria-Stiftung auf dem Ölberg, der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Schule Talitha Kumi und der Siedlung Nes Ammim. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten Kontakte zu Initiativen für interreligiöse Begegnungen und israelisch-palästinensische Friedensarbeit.

6.13 Allgemeine Rabbinerkonferenz und Orthodoxe Rabbinerkonferenz

Seit 2006 treffen sich Vertreter der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland (ARK) und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) mit Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und einer Delegation des Rates der EKD im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit jährlich zu einem ausführlichen Meinungsaustausch. Alle zwei Jahre führen sie gemeinsam mit dem Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zusätzlich eine öffentliche Veranstaltung durch.

Um die Herausforderungen des Rechtspopulismus aus christlicher und jüdischer Sicht ging es dabei am 13. März in Recklinghausen. Landesbischof Ralf Meister (Hannover) verurteilte in seinem öffentlichen Vortrag die aggressive und ausgrenzende Rhetorik von Rechtspopulisten. „Christen und Juden sind gemeinsam herausgefordert durch populistische Stimmen und Stimmungen, die unsere Gesellschaft und ihren Zusammenhalt erschüttern!“ Rechtspopulismus sei das Symptom einer verängstigten Gesellschaft. Er reagiere auf eine gesellschaftliche Identitätskrise. Es gehe darum, „Abstiegsängste wahrzunehmen, das Gespräch zu suchen, Konflikte auszutragen.“ Grenzüberschreitungen mit denen die Grundlagen unserer demokratischen Kultur verschoben werden sollen, seien jedoch nicht hinnehmbar. Für Meister sind Kirchen und Synagogen wichtige Orte demokratischer Beteiligung, die für Versöhnung und Verständigung eintreten.

Der öffentlichen Veranstaltung war ein internes Gespräch vorausgegangen, in dem sich Rabbiner und Kirchenvertreter über die Bedeutung des interreligiösen Dialogs austauschten. Um Populismus, Ausgrenzungen und Konfrontation wirkungsvoll entgegenzutreten, sei der offene, alltagsnahe und kritische Dialog von Juden, Christen und Muslimen unverzichtbar.

6.14 Gemeinsamer Ausschuss für Kirche und Judentum

Der Gemeinsame Ausschuss "Kirche und Judentum" hat den Auftrag, die Beziehungen von Christen und Juden und das Gespräch zwischen den jüdischen Gemeinden und den evangelischen Kirchen in Deutschland zu beobachten, zu begleiten sowie theologisch zu reflektieren und zu fördern. Der Ausschuss hat zwölf Mitglieder, von denen die Träger (EKD, VELKD, UEK) jeweils drei benennen. Drei weitere Personen werden auf gemeinsamen Vorschlag hinzu berufen. Den Vorsitz hat KR Dr. Ernst Michael Dörrfuß (Stellvertretung LB Kirsten Fehrs); die Geschäftsführung liegt bei OKR Dr. Martin Hauger. Als ständige Gäste gehören dem Ausschuss OKR Dr. Martin Evang (UEK) und OKR Dr. Johannes Goldenstein (VELKD) an.

Die Amtszeit des 2013 zum dritten Mal konstituierten Ausschusses endet im Frühjahr 2019. In dieser Zeit hat er der Synode der EKD fachlich bei den Kundgebung „Martin Luther und die Juden“ (Bremen, 2015) und „‘… der Treue hält ewiglich‘“ (Magdeburg, 2016) zugearbeitet, eine Neufassung des Antisemitismusflyers von EKD, UEK und VELKD vorgelegt und eine Positionsbestimmung zum Umgang mit „jüdisch-messianischen Gemeinden und Christen“ verfasst, die 2017 als Informationsbroschüre erschienen ist. Aktuell arbeitet der Ausschuss im Auftrag der UEK an einem Thesenpapier zum Stellenwert jüdisch-christlicher Lehrinhalte in der theologischen Ausbildung. Über die Weiterführung des Ausschusses und eine Neuberufung 2019 laufen auf der Arbeitsebene des Kirchenamts derzeit erste Beratungen zwischen EKD, VELKD und UEK.

6.15 Antisemitismusdebatte

2006 hatten EKD, VELKD und UEK den Flyer „Antisemitismus – Wir haben was dagegen!“ herausgegeben, der mittlerweile in zweiter Auflage vorliegt und durchgängig auf positive Resonanz stößt. Das Thema »Antisemitismus« ist nach wie vor in der Öffentlichkeit aktuell und in den Medien sehr präsent. Nach einem antisemitischen Angriff auf einen Kippa tragenden Israeli in Berlin äußerte sich der Rat der EKD im April erneut in einer Stellungnahme: „Christlicher Glaube und Judenfeindschaft schließen einander aus. Antisemitismus ist Gotteslästerung.“

In einem gemeinsamen Gastbeitrag des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und dem Ratsvorsitzenden in der „Welt“ vom 30. September 2018 wurde antisemitischer Hetze eine klare Absage erteilt.

6.16 Ratsreise in das Südliche Afrika

Die Delegationsreise des Rates der EKD in das Südliche Afrika vom 05. – 15. März 2018 diente der Wahrnehmung der kirchlichen, sozialen und politischen Situation in Südafrika und Namibia, dem Besuch der dortigen Partnerkirchen, ihren Projekten und ökumenischen Partnern und Kirchenbünden. Die Reise widmete sich der Reflektion einer Vielzahl von Themen und Anliegen im Lichte der Ergebnisse der beiden wissenschaftlichen Studienprozesse (2007 – 2015) zur Rolle der Kirchen in Deutschland und im Südlichen Afrika während der Kolonial- und Apartheidzeit.

Dabei wurde die besonders in Südafrika deutliche Transformationsprozess der lutherischen Partnerkirchen ELKSA (N-T) und ELKSA (Kapkirche) hin zu multikulturellen, mehrsprachigen und ökumenisch vernetzten Kirchen deutlich. Zudem konnte durch den Besuch der Ratsdelegation und die anschließende südafrikanisch-deutsche Partnerschaftskonferenz die Beziehung zum Südafrikanischen Kirchenrat (SACC) gestärkt und Verabredungen zu einer konkreten Gestaltung der Partnerschaft („road map“) getroffen werden.

In Gesprächen mit der lutherischen Partnerkirche in Namibia (ELKIN-DELK), dem gemeinsamen lutherischen Kirchenrat (UCC) sowie dem ökumenische Rat der Kirchen in Namibia (CCN) bekräftigte der Rat seine Bereitschaft, mit den namibischen Kirchen weiter am Transformationsprozess hin zu Begegnungsgemeinden, an der Aufarbeitung des Genozids und der Umsetzung der in der Schulderklärung der EKD vom April 2017 genannten Konsequenzen zu arbeiten.

6.17 Rückgabe sterblicher Überreste aus dem früheren Deutsch-Südwestafrika

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Rat der Kirchen in Namibia (CCN) haben am 28.-29. August 2018 gemeinsam eine Vigil und einen Gedenkgottesdienst anlässlich der Rückgabe sterblicher Überreste aus dem früheren Deutsch-Südwestafrika in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin gefeiert. 75 Repräsentant/innen aus Politik, Kirchen und traditionellen Gemeinschaften waren dazu aus Namibia angereist; weiter nahmen über 400 Gäste aus Staat, Kirche und Gesellschaft aus Deutschland an den Feierlichkeiten teil. Die Festpredigten hielten Bischöfin Petra Bosse-Huber und der namibische Bischof Ernst //Gamxamub auf Deutsch und Englisch. In unmittelbarem Anschluss an den Gedenkgottesdienst fand an gleicher Stelle der offizielle Übergabeakt der Gebeine statt, zu dem die Staatsministerin im Auswärtigen Amt Michelle Müntefering und die Ministerin für Erziehung, Kunst und Kultur der Republik Namibias Katrina Hanse-Himarwa eingeladen hatten. EKD und CCN waren von den Auswärtigen Ämtern der namibischen und deutschen Regierungen um die Mitarbeit an einer würdigen Rückgabe der sterblichen Überreste gebeten worden.

6.18 Besuch des Ratsvorsitzenden beim Katholikos aller Armenier

Vom 8.-13. September 2018 besuchte der Ratsvorsitzende mit einer Delegation das Oberhaupt der Armenischen Apostolischen Kirche, Katholikos Karekin II. in Etschmiadzin, Armenien. Neben einem gemeinsamen Gottesdienst und einem Empfang des Katholikos beinhaltete das Programm Treffen mit diakonischen, kirchlichen und politischen Akteuren, sowie ein Vortrag des Ratsvorsitzenden zum Thema „Öffentliche Theologie“ an der Theologischen Akademie Etschmiadzin und Gespräche an der Staatlichen Universität Yerevan.

6.19 Bilateraler Dialog mit der Russisch-Orthodoxe Kirche (Moskauer Patriarchat)

Vom 2.-3. November 2017 lud das Moskauer Patriarchat die Delegation für den bilateralen theologischen Dialog nach Moskau ein. Unter der Leitung des Ratsvorsitzenden und des russischen Außenamtsleiters Metropolit Hilarion Alfejev sprachen die Delegationen über das Thema „Das Christliche Zeugnis“ und nahmen unter anderem die Situation der Christen im Nahen Osten in den Blick. Das als Gastgeschenk überreichte Buch des EKD-Stipendiaten Tarek Bashour zur Situation der Kirchen und Gemeinden in Syrien wurde nach dem Dialog vom Moskauer theologischen Institut „Kyrill und Method“ als Buch in russischer Sprache veröffentlicht.

6.20 Dialog mit dem Ökumenischen Patriarchat

Vom 8.-11. Oktober 2018 lud das Ökumenische Patriarchat die Delegation der Evangelischen Kirche zum XVII. bilateralen Dialoggespräch über das Thema „Pneumatologie“ nach Ioannina (Griechenland) ein. Die Begegnung unter der Leitung von Bischöfin Bosse-Huber und Metropolit Augoustinos von Deutschland knüpfte thematisch an die Tübinger Begegnung vom Mai 2017 an und nahm auch die Perspektiven zukünftiger Zusammenarbeit zwischen EKD und dem Ökumensichen Patriarchat in den Blick.

6.21 Arbeitsgemeinschaft „Kirchen in Europa“ des Petersburger Dialogs in Wittenberg

Ein Austauschforum, in dem auch angesichts der gegenwärtigen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland Vertrauen gepflegt und ausgebaut wird, ist die Arbeitsgemeinschaft „Kirchen in Europa“ des Petersburger Dialogs. Auf deutscher Seite wird sie von EKD und DBK getragen, auf russischer vom Moskauer Patriarchat. Bei den Tagungen in Russland achtet die EKD darauf, dass auch der Erzbischof der Ev.-Luth. Kirche Russlands teilnimmt – so auch Ende 2017. Zur diesjährigen Tagung, die unter dem Thema „Grundlagen der Sozialethik“ stand, lud Kirchenpräsident Joachim Liebig, der seit 2017 für die EKD Mitglied des Petersburger Dialogs ist, vom 26.-28. Juni nach Wittenberg ein.

6.22 Trilaterale Konsultation Schweden-Finnland-EKD 

Im Juni fand erstmalig eine trilaterale Spitzen-Konsultation der lutherischen Kirchen Schwedens und Finnlands und der EKD statt. Im Mittelpunkt standen besonders Fragen der öffentlichen Verantwortung der Kirchen in unserer Zeit, das Pfarrbild der Zukunft, das Selbstverständnis der EKD als Kirche und nicht zuletzt die Möglichkeiten für ein gemeinsames Engagement für Europa.

6.23 Chinesisch-Deutsche Interreligiöse Konsultation

Nachdem im Jahr 2016 eine Chinesisch-Deutsche Interreligiöse Konsultation in Hamburg und Berlin stattgefunden hat, hatte der Chinesische Christenrat und die Dreiselbstkirche in Zusammenarbeit mit der nationalen chinesischen Religionsbehörde für Mai 2018 eine deutsche Delegation nach China eingeladen. Die Reisegruppe setzte sich zusammen aus protestantischen und katholischen VertreterInnen, RepräsentantInnen aus dem universitären Bereich, aus muslimischen Verbänden und der Bundesregierung. Die Delegationsleitung hatte, in Abstimmung mit der EKD, Jan Janssen als Vorsitzender des EMW inne. Die Gruppe traf auf chinesischer Seite auf protestantische, katholische, muslimische, taoistische und buddhistische VertreterInnen, außerdem auf GesprächspartnerInnen aus der chinesischen Regierung sowie aus der Amity Foundation.

Inhaltlich herauszuheben sind innerhalb der Konsultation in Shanghai die Debatten über Inkulturation, Kontextualisierung und Sinisierung sowie die Gestaltung von Dialog zwischen den Religionen und mit säkularen Einrichtungen der Gesellschaft. Darüber hinaus ging es um den Beitrag der Religionen zu gesellschaftlicher Entwicklung und zum Erhalt des Friedens. In Nanjing bekam die Gruppe einen guten Einblick in die Arbeit des Nationalen Theologischen Seminars (Union Theological Seminary) und der 1000 Mitarbeitende umfassenden christlich ausgerichteten Amity-Stiftung, die inzwischen international tätig ist. Unterstützung durch den Staat, das sich in China entwickelnde soziale System und Fundraising waren Fragen, die diskutiert wurden. In Gesprächen mit der Religionsbehörde in Peking gab es einen gegenseitigen Austausch über religiöse Erziehung und die Frage nach staatlichen Regulierungen gegenüber Religionen. Es ging auch um Religionsfreiheit, den Umgang mit fundamentalistischen Gruppen und um das Fach Religion in der Schule. Dabei war es ausgesprochen hilfreich, dass über das Thema Islam in Deutschland von den deutschen islamischen Vertretern informiert werden konnte. In Peking bestand außerdem die Möglichkeit für Begegnungen in einem taoistischen Tempel und einer großen Moschee.

In Auswertungsgesprächen innerhalb der deutschen Delegation wurde das interreligiöse Miteinander auf der Reise sehr positiv bewertet. In intensiven Diskussionen kam man zu der Einsicht, dass es wichtig sei, trotz mancher Ambivalenzerfahrungen in China auf verschiedenen Ebenen im Dialog zu bleiben, auch um deutlich zu machen, dass Menschenrechtsverletzungen und die Nichtachtung von Religionsfreiheit auf deutscher Seite wahrgenommen und nicht akzeptiert werden.

6.24 Auslandspfarrkonferenz Bad Boll

78 mit der EKD verbundene deutschsprachige evangelische Auslandsgemeinden entsandte Pfarrerinnen und Pfarrer nahmen vom 24.-29. Juli in Bad Boll an der zweijährlichen Auslandspfarrkonferenz teil. Die Zusammenkunft begann mit einem „Abend der Begegnung“ mit dem Ratsvorsitzenden, bot Workshops zu für die Praxis relevanten Themen und sah Möglichkeiten des Austauschs mit dem Kirchenamt der EKD und der Pfarrerinnen und Pfarrern untereinander vor. Die beiden Thementage standen unter der Überschrift „Mit Kirche Staat machen. Kirche – Gesellschaft – Demokratie“ und nahmen das in vielen Ländern virulente Problem des Populismus und der Infragestellung demokratischer Strukturen auf.

6.25 50 Jahre Kirchlicher Entwicklungsdienst

Am 11. Oktober 2018 wurde in einem Festgottesdienst und anschließendem Empfang in Hannover der Gründung des Kirchlichen Entwicklungsdienstes vor 50 Jahren gedacht. 1968 beschloss die EKD-Synode in Berlin-Spandau in einem Appell an die Gliedkirchen der EKD, zunächst zwei, später fünf Prozent des Kirchensteueraufkommens für die Aufgaben des Kirchlichen Entwicklungsdienstes zu verwenden. An den globalen Herausforderungen in einer gewachsenen Komplexität zu arbeiten, bleibt weiterhin Aufgabe des Kirchlichen Entwicklungsdienstes der Landeskirchen. Anlässlich des Jubiläums wurde dazu eine Festschrift unter dem Titel „Entwicklung – Ökumene – Weltverantwortung – 50 Jahre Kirchlicher Entwicklungsdienst“, herausgegeben von den Beauftragten für den kirchlichen Entwicklungsdienst und der Evangelischen Kirche in Deutschland in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig veröffentlicht.

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