Kirche und Bildung - Herausforderungen, Grundsätze und Perspektiven evangelischer Bildungsverantwortung und kirchlichen Bildungshandelns

Eine Orientierungshilfe des Rates der EKD, 2010, Hrsg. Gütersloher Verlagshaus, ISBN 978-3-579-05911-2

Ausblick

Die beschriebenen Handlungsperspektiven müssen auf die verschiedenen Handlungsfelder kirchlicher Bildungsarbeit sowie auf die jeweiligen Verhältnisse vor Ort oder in der Region bezogen werden. Eine solche Konkretion kann und soll hier nicht vorweg genommen werden. Sie gehört zu den Aufgaben, die nur dezentral umgesetzt werden können.

Damit ist auch gewährleistet, dass solche Handlungsperspektiven zu keiner falschen Vereinheitlichung führen. Das christliche Verständnis von Selbstständigkeit als Grundmerkmal von Bildung betrifft allerdings konstitutiv verantwortungsbewusste Mündigkeit. Die Einzelnen sind als Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ihren konkreten Lebenslagen wahrzunehmen und als Subjekte zu stärken. Kreative Vielfalt gehört deshalb zu den Formen des Reichtums, über den die Kirche auch in Zeiten knapper Mittel verfügen kann.

Auch heute hängt die Zukunftsfähigkeit der evangelischen Kirche zu einem wesentlichen Teil davon ab, ob es ihr gelingt, mit den genannten Handlungsperspektiven die Bildungsherausforderungen der Gegenwart zu meistern. Martin Luthers erste Antwort bestand in der Erarbeitung seiner berühmten Katechismen - des Kleinen und des Großen Katechismus - sowie in einer umfassenden Bildungsinitiative, die auch die Reform des Schulwesens einschließen sollte. Als Ausdruck des evangelischen Glaubensverständnisses sind diese reformatorischen Initiativen für die Kirche ebenso verbindlich geblieben wie als Folgerung aus einem evangelischen Bildungsverständnis. Bildung ist und bleibt ein Wesensmerkmal evangelischer Kirche.

Nächstes Kapitel