Die Botschaft der Friedensdenkschrift für den Alltag

Frieden am Frühstückstisch von Uwe Birnstein

Frieden – das klingt nach großer Politik. Die neue Friedensdenkschrift der EKD zeigt jedoch auch: Frieden hat ganz wesentlich damit zu tun, wie Menschen im Alltag miteinander umgehen. In der Bibel meint Frieden, Schalom, mehr als nur die Abwesenheit von Gewalt. Es geht um ein gutes, gerechtes Miteinander. Denn auch im persönlichen Bereich gerät mitunter manches in Unordnung.

„Der Frieden fängt beim Frühstück an“, hat der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch einmal gesagt. Wer im Alltag Frieden sucht – in der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft –, kann die Anregungen der Denkschrift ins „Kleine“ übertragen. Einige davon lassen sich sofort umsetzen:

Zuhören. Was meint mein Gegenüber genau, verstehe ich, was er oder sie wirklich sagen möchte? Das Bemühen um Verständnis füreinander ist die Grundlage für fruchtbare Gespräche.

Die innere Alarmanlage einschalten: Möchte ich wirklich so über „die anderen“ reden – im Familienchat, in sozialen Netzwerken?

Meine eigene Einstellung prüfen: Beruht meine Einschätzung auf eigenen Erfahrungen – oder habe ich nur Vorurteile übernommen? Innehalten tut meist gut.

Frieden hat Bestand, wenn er gerecht ist. Was das bedeutet? Auf vier Dimensionen kommt es an, beschreibt die Denkschrift. Mit ihnen lassen sich auch im Alltag Friedenszeichen setzen:

Schutz vor Gewalt beginnt, wenn ich Mobbing nicht ignoriere. Ein „Stopp, so reden wir hier nicht!“ kann andere schützen.

Freiheit heißt im Kleinen: andere ausreden lassen, auch unbequeme Meinungen hören – aber auch Grenzen ziehen, wo Würde verletzt wird.

Abbau von Ungleichheit wird konkret, wenn zum Beispiel ein Verein Mitgliedsbeiträge sozial staffelt. Oder wenn ich mich im Sozialen engagiere, etwa bei einer „Tafel“ für Bedürftige.

Der Umgang mit Vielfalt entscheidet sich, wenn ein diskriminierender Spruch fällt: Schweige ich – oder widerspreche ich freundlich, aber klar?

Frühstückstische, Kirchengemeinden, Schulen und Vereine können so zu Orten des lebendigen Friedens werden. Orte, an denen Menschen lernen, sich für eine Sache zu begeistern, fair zu streiten, Unterschiede auszuhalten und Ungleichheit abzubauen. Auf diese Weise werden Friedenszeichen in die Gesellschaft gesendet.

Die Friedensdenkschrift der EKD lädt auch dazu ein, solche kleinen Schritte bewusst einzuüben und sie als Teil einer großen Friedensbewegung Gottes zu verstehen.


Autor: Uwe Birnstein