Alt-Bischof Huber: Algorithmen dürfen Leben nicht bestimmen

„Wir glauben an Werte, die sich für Geld nicht kaufen lassen, doch wir machen alles käuflich: Freundschaft und Liebe, Respekt und Vertrauen“

Wolfgang Huber vor einem Bücherregal

„Wir pochen auf unsere Freiheit, doch wir machen mit ihr, was der Markt diktiert“, sagte der ehemalige Vorsitzende des Rates der EKD, Wolfgang Huber.

Köln (epd). Der evangelische Berliner Alt-Bischof Wolfgang Huber hat vor einer zunehmenden Kommerzialisierung der Gesellschaft gewarnt. Es dürfe nicht dem Markt überlassen bleiben, zu bestimmen, was Freiheit ist, sagte der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende am 31. Oktober abends in Köln laut Redemanuskript. „Wir pochen auf unsere Freiheit, doch wir machen mit ihr, was der Markt diktiert.“ Es sei ein Irrtum, zu glauben, dass Freiheit sich in dem zeige, was wir uns leisten könnten.

Auch bei abstrakten Werten würden sich Menschen Modetrends unterwerfen, fügte Huber hinzu: „Wir glauben an Werte, die sich für Geld nicht kaufen lassen, doch wir machen alles käuflich: Freundschaft und Liebe, Respekt und Vertrauen.“ Und es zeige sich eine weitere Gefährdung, wenn die Freiheit an die künstliche Intelligenz, an die Macht digitaler Algorithmen abgegeben werde.

Den Menschen zeichneten nicht computermäßige Perfektion aus, sondern Empathie und Zuwendung, Mut und Besonnenheit. Mit dem Ausleben von individuellem oder nationalistischem Egoismus werde die Freiheit in ihr Gegenteil verkehrt. Es lohne sich für die gemeinsame Freiheit zu streiten, mit Leidenschaft und Augenmaß, sagte der ehemalige Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.