Bedford-Strohm: Antisemitismus auf Ökumene-Gipfel ist tabu

Antisemitismus widerspreche allem, wofür „das Christentum steht und wofür auch der ÖRK steht“.

Heinrich Bedford-Strohm

Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Landesbischof der Evangelischen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt am Main 2021.

 

München/Karlsruhe (epd). Diskussionen um den Nahost-Konflikt auf der Vollversammlung des Weltkirchenrates in Karlsruhe dürfen laut dem Ökumene-Experten Heinrich Bedford-Strohm das Verhältnis zu Israel nicht belasten. „Antisemitismus ist ein absolutes Tabu“, sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und bayerische Landesbischof dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zur 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) vom 31. August bis 8. September werden rund 4.000 Teilnehmende erwartet.

Antisemitismus widerspreche allem, wofür „das Christentum steht und wofür auch der ÖRK steht“, fügte Bedford-Strohm hinzu. Das gelte auch für die bevorstehende Vollversammlung in Karlsruhe: „Diese klare Positionierung des ÖRK muss man in Erinnerung rufen, damit nicht falsche Vorstellungen oder irgendwelche Mythen entstehen oder eine Karikatur des Weltkirchenrates verbreitet wird“.

Natürlich gebe es eine Solidarität mit den palästinensischen Christen, die ja auch Mitgliedskirchen des ÖRK seien, sagte Bedford-Strohm. Gleichzeitig gebe es eine klare Solidarität mit Menschen jüdischen Hintergrunds. Das führe dazu, dass das Existenzrecht Israels eine klare Grundlage für den ÖRK sei. Die Vollversammlung werde das nicht infrage stellen.

Zur bevorstehenden Vollversammlung sagte Bedford-Strohm: „Wir müssen uns klarmachen, dass sich in Karlsruhe die Welt trifft.“ Die Diskussionen, die weltweit geführt werden, würden natürlich auch bei dieser Vollversammlung geführt. Keine Kirche aus anderen Teilen der Welt werde sich den Mund verbieten lassen, sagte der Landesbischof. Der Weltkirchenrat repräsentiert über 580 Millionen Christen.

Der Weltkirchenrat steht seit Jahren in der Kritik, im Nahost-Konflikt einseitig auf Seiten der Palästinenser zu stehen. Der ÖRK mit Sitz in Genf hatte zuletzt Ende Juli Antisemitismus-Vorwürfe aus Deutschland zurückgewiesen. „Seit 1948 prangert der Weltkirchenrat beständig Antisemitismus an“, sagte der Direktor der ÖRK-Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten, Peter Prove, dem Magazin „chrismon“. Prove reagierte auf Vorwürfe der „Initiative gegen Judenfeindschaft im Ökumenischen Rat der Kirchen“.

epd-Gespräch: Stephan Cezanne

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Ökumenischer Rat der Kirchen

11. Vollversammlung in Karlsruhe vom 31. August bis 8. September