Bedford-Strohm und Marx kritisieren EU-Flüchtlingspolitik

Flüchtlingscamp 'Moria' auf der griechischen Insel Lesbos

Auf einer zweitägigen Reise nach Griechenland Anfang März 2020 haben sich die Teilnehmer der gemeinsamen Delegation aus Kommunen, EKD und SEEBRÜCKE einen Eindruck der Lage auf dem griechischen Festland und auf der Insel Lesbos gemacht – wie etwa im Flüchtlingslager „Moria“. Als Ergebnis veröffentlichte die Delegation eine gemeinsame „Erklärung von Lesbos“.

München (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx haben die europäische Flüchtlingspolitik als erbärmlich kritisiert. „Anstatt humanitäre Lösungen zu finden, bei denen alle Länder Europas Verantwortung übernehmen, hält man sich Männer, Frauen und Kinder, die Schutz suchen, mit Tränengas vom Leib“, sagte der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm am Dienstag nach einem Arbeitstreffen der evangelischen Kirchenleitung mit der katholischen Freisinger Bischofskonferenz am Montag. 

„Es ist erbärmlich, was sich an der türkisch-griechischen Grenze derzeit abspielt“, betonte Bedford-Strohm. Marx, der Vorsitzender der bayerischen Bischöfe ist, sagte: „Es geht nicht um eine unkontrollierte Grenzöffnung, sondern darum, die konkrete Not nicht aus den Augen zu verlieren.“ Bei ihrem Treffen zeigten sich die Bischöfe und Mitglieder der Kirchenleitung besorgt über die Politik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Dieser betreibe ein zynisches Spiel, indem er Menschen an die Grenze locke. 

Die Kirchenvertreter verwiesen darauf, dass die muslimisch geprägte Türkei 3,7 Millionen Menschen aufgenommen habe. Dagegen sei es unverständlich, dass sich das christliche Europa weigere, 5.000 Kinder aufzunehmen, hieß es weiter. Nach der Öffnung der Grenze durch die Türkei harren Tausende Flüchtlinge an der griechischen Grenze unter schlimmen humanitären Bedingungen aus – darunter auch mehrere tausend Kinder.