Die Ernte in der Bibel

Serie „Best of Bible“

Herbstzeit, Erntezeit. Den ewigen Kreislauf des Säens und Erntens kannten auch die Menschen in biblischen Zeiten. Die Erntezeit beginnt in Palästina schon im April. Bei der Getreideernte schnitt man mit einer Sichel die Ähren ab und ließ die Halme stehen. Um das Korn von der Spreu zu befreien, wurden die gedroschenen Ähren in den Wind geworfen. Die Erntezeit als Zeit der Nahrungsfülle war auch die Zeit freudiger Erntefeste wie Mazzot- oder Laubhüttenfest.

Vincent van Gogh, Ernte in der Provence, Bilsausschnitt

Ernte in der Provence Gemälde von Vincent van Gogh (1887)

Das Ernten wird niemals enden

Eine große Zusage Gottes macht den Menschen bis heute trotz aller Natur- und anderen Katastrophen Hoffnung. Der Regen wird immer wieder die Erde feuchten und Samenkörner zum Sprießen bringen. Der natürliche Kreislauf von Wachsen und Vergehen wird nicht aufhören. Das versprach Gott nach dem Ende der Sintflut. Der Prophet Jesaja verwendet diese Zusage als Bild für die Verkündigung: Wie der Regen auf fruchtbare Erde  fällt, wird das Wort Gottes für Wachstum sorgen.

Zitat: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8,22; Jesaja 55,10)

Josefs Vorräte

Nachdem Josef dem Pharao eine drohende Hungersnot vorhergesagt hatte, war er zum zweiten Mann im Staat ernannt worden. Verantwortungsvoll kümmerte er sich darum, dass genügend Vorräte angelegt wurden. Sieben Jahre lang sammelte er die Ernteerträge Ägyptens, hortete sie in großen Scheunen „und tat sie in die Städte. Was an Getreide auf dem Felde rings um eine jede Stadt wuchs, das tat er hinein.“ Als die Zeit des Überflusses zu Ende ging, „ward eine Hungersnot in allen Landen, aber in ganz Ägyptenland war Brot.“

Zitat: „Josef sammelte die ganze Ernte der sieben Jahre.“ (1. Mose 41,48ff.)

Sabbatjahr

Dem dritten Buch Mose zufolge soll jedes siebte Jahr ein sogenanntes Sabbatjahr zu Ehren Gottes sein, in dem weder gesät noch geerntet wird. Nur von dem, was das Land im folgenden Jahr von selbst trägt, solle man sich im Sabbatjahr ernähren, heißt es da. Zwar hielt sich, wer etwas anbaute, an bestimmte Zyklen und Erholungszeiten für seine eigenen Felder – ein Sabbatjahr für das ganze Land, ließ sich aber nie wirklich realisieren.

Zitat: „Was von selber nach deiner Ernte wächst, sollst du nicht ernten, und die Trauben, die ohne deine Arbeit wachsen, sollst du nicht lesen; ein Sabbatjahr des Landes soll es sein.“ (3. Mose 25,5f)

Wind säen, Sturm ernten 

Gibt es einen unmittelbaren und unauflöslichen Zusammenhang von Saat und Ernte? Biblische Theologie ist da nicht eindeutig. In alten Zeiten war man der Meinung, dass das Schicksal eines Menschen Folge seines Verhaltens ist (Theologen nennen dies „Tun-Ergehen-Zusammenhang“). An diese Anschauung knüpft  auch Apostel Paulus an, wenn er an die korinthische Gemeinde schreibt: „Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.“ (2. Korinther 9,6) Vielleicht kannte er  einen Spruch aus dem Sprüche-Buch, in dem es heißt: „Wer Unrecht sät, der wird Unglück ernten.“ (Sprüche 22,8) Anderes sagt Hosea als Strafe für die abtrünnigen Gläubigen voraus. „Sie säen Wind und werden Sturm ernten“, wettert der Prophet, „ihre Saat soll nicht aufgehen!“ (Hosea 8,7)

Zitat: „Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten". (Galater 6,7)

Der Faule wird nichts ernten

Gegen Faulheit wendet sich das Buch der Sprüche. Und ermahnt alle Faulpelze, rechtzeitig vorzusorgen, damit sie zur Zeit der Ernte nicht mit leeren Händen dastehen: Denn wer keine Lust hat rechtzeitig zu pflügen, der muss „in der Ernte betteln und kriegt nichts.“ Und nur „wer im Sommer sammelt, ist ein kluger Sohn; wer aber in der Ernte schläft, macht seinen Eltern Schande.“ (Sprüche 10,5)

Zitat: „Im Herbst will der Faule nicht pflügen; so muss er in der Ernte betteln und kriegt nichts.“ (Sprüche 20,4)

Das Wachsen der Saat

In einem Gleichnis vergleicht Jesus das Reich Gottes mit Weizensaat. Man brauche den Samen nur in die Erde zu legen und schon wachse das Getreide ohne viel Zutun des Menschen: „Denn von selbst bringt die Erde Frucht. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.“ (Markus 4,26ff) Selbst Unkraut bringt einen klugen Landwirt nicht aus der Ruhe, heißt es in einem anderen Gleichnis: „Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune.“ (Matthäus 13,24ff) Ähnlich werde es auch am Ende der Zeit zugehen, erklärt Jesus. Dann werde zunächst alles gesammelt und ins Feuer geworfen, „was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun.“ Die Gerechten aber werden „leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich.“ (Matthäus 13,40ff)

Zitat: „Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.“

Was der Mensch sät, wird er ernten

Sirach 7,3; 2. Korinther 9,6; Galater 6,7

Man kann immer nur das ernten, was man auch gesät hat. Das gilt sowohl im realen als auch im übertragenen Sinne, betont Paulus: „Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen“, mahnt er (2. Korinther 9,6). Und er erklärt: Wer sich auf das körperliche Diesseits verlasse, werde nur Verderben finden. „Denn was der Mensch sät, das wird er ernten. Wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.“ (Galater 6,7)

Zitat: „Säe nicht in die Furchen des Unrechts, so brauchst du es nicht siebenfach zu ernten.“ (Sirach 7,3)

Uwe Birnstein


Zum Weiterlesen:
Gisela Andresen, Gartengeschichten der Bibel, Stuttgart 2007