Theologin Gräb-Schmidt: Mehr Information statt Impfpflicht

Gräb-Schmidt warb für mehr Aufklärung und niederschwellige Angebote

Drive-in-Corona-Impfungstation auf einem IKEA-Parkplatz

 

Michaela Riehle (63), Fachaerztin fuer Dermatologie, arbeitet hier als Impfaerztin in der Drive-in Impfstation auf dem Ikea Parkplatz in Berlin Lichtenberg (Foto vom 20.07.2021). Impfstoff gegen das Coronavirus gibt es in Deutschland mittlerweile mehr als genug. Trotzdem ist die Impfkampagne in juengster Zeit ins Stocken geraten. Nun seien kreative Ideen gefragt, sagen Experten - etwa mit dem Einsatz mobiler Impfstrassen. 

Mannheim (epd). Die evangelische Theologin Elisabeth Gräb-Schmidt hat es als grotesk bezeichnet, dass in Deutschland die verfügbaren Corona-Impfstoffe die Nachfrage übersteigen. „Weite Teile der Welt sehnen sich nach den Impfstoffen, und wir haben sie und nehmen sie nicht wahr“, sagte Gräb-Schmidt dem „Mannheimer Morgen“ (Samstag). Zugleich sprach sie sich gegen eine Impfpflicht aus.

„83 Prozent der Erwachsenen sind laut Umfragen ja bereit, sich impfen zu lassen, eine Impfpflicht würde sich da eher kontraproduktiv auswirken“, sagte die Tübinger Universitätsprofessorin Gräb-Schmidt, die dem Deutschen Ethikrat und dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört. Sie warb für mehr Aufklärung und niederschwellige Angebote. „Bei den Impfskeptikern, die 20 bis 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung ausmachen, ist es manchmal einfach Unwissenheit. Nicht jeder liest permanent Nachrichten“, sagte sie.

In Deutschland sind derzeit 56,6 Prozent der Bevölkerung vollständig und 63 Prozent mindestens einmal geimpft. Der Zulauf zu den Impfangeboten geht aber seit Wochen zurück. Die sogenannte Herdenimmunität ist nach Schätzung des Robert Koch-Instituts bei einer Impfquote von mehr als 80 Prozent erreicht.