Welternährungstag: „Hunger verhindert Frieden“
Berlin (epd/EKD). Zum Welternährungstag mahnen Hilfswerke und Umweltorganisationen mehr Engagement im Kampf gegen Hungerkrisen weltweit an.
Die EKD-Ratsvorsitzende, die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, sagte, der Welternährungstag konfrontiere „uns mit einer unerträglichen Realität: Rund 670 Millionen Menschen leiden aktuell Hunger.“ Dies sei ein „tiefgreifender Widerspruch zu unserem Verständnis von menschlicher Würde und globaler Verantwortung“.
Fehrs betonte, Hunger schade nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele und sei eine Quelle neuer Konflikte. „Der Kampf gegen Hunger ist immer auch ein Beitrag zur Friedenssicherung“, sagte sie. Gerechter und nachhaltiger Friede könne nicht entstehen, wenn Menschen dauerhaft unter Armut, Ausbeutung oder fehlender Bildung litten. Der Abbau von Ungleichheiten sei eine zentrale ethische Dimension der neuen EKD-Friedensdenkschrift „Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick“, die am 10. November vorgestellt werden soll.
Ein Bündnis von 23 Hilfs- und Umweltorganisationen, darunter „Brot für die Welt“ und Misereor, forderte am Mittwoch ebenfalls einen Kurswechsel bei der globalen Ernährungssicherung. Weltweit litten 673 Millionen Menschen chronisch an Hunger, hieß es. Dabei seien genug Lebensmittel vorhanden, „um alle Menschen weltweit satt zu machen“.
Das Bündnis formuliert elf Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung und die internationale Gemeinschaft. Bisherige Ansätze, die darauf setzten, Produktivität zu steigern und private Investitionen zu fördern, hätten sich als unzureichend und teilweise kontraproduktiv erwiesen, kritisierte „Brot für die Welt“ zur Veröffentlichung.
Konkret fordern die Organisationen etwa, regionale Produzenten zu stärken. Die Abhängigkeit vieler Länder des globalen Südens von Lebensmittelimporten habe Ernährungssysteme zerstört und kleinbäuerliche Erzeugerinnen sowie Viehhalter verdrängt, die für den lokalen Markt produziert hätten, hießt es in einem gemeinsamen Positionspapier.
Die Organisationen kritisieren auch den Einsatz von Hunger als Kriegswaffe. In Konflikten wie im Sudan, dem Jemen oder Gaza leide die Bevölkerung unter Blockaden, zerstörter Infrastruktur und dem Entzug lebenswichtiger Ressourcen. Die Bundesregierung solle sich dafür einsetzen, „dass der Einsatz von Hunger als Waffe konsequent als Kriegsverbrechen verfolgt wird“.
Der Welternährungstag wird jedes Jahr am 16. Oktober begangen. Der Tag erinnert an die Gründung der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO im Jahr 1945.
