Bischof Meister in Odessa: Putin will ukrainische Kultur zerstören

Meister: „Die Gesamtzahl der zerstörten Kirchen, Moscheen und Synagogen geht weit in die Hunderte.“

Alexander Gross und Ralf Meister

Pfarrer Alexander Gross (Deutsche Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine) und Bischof Ralf Meister

Hannover, Odessa (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat sich bei einem Besuch in der ukrainischen Hafenstadt Odessa erschüttert darüber gezeigt, wie viele Kulturgüter infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine zerstört wurden. „Die Gesamtzahl der zerstörten Kirchen, Moscheen und Synagogen geht weit in die Hunderte“, sagte Meister dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine Mitarbeiterin der örtlichen Denkmalbehörde habe ihm zudem gesagt, dass in russischem Auftrag Kunstwerke und Exponate aus Museen geraubt würden. „Nach allem, was mir die Menschen hier erzählen, bezweckt Russland mit dem Krieg eine kulturelle Bereinigung.“

In seiner Funktion als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands war Meister am Mittwoch nach Odessa aufgebrochen, um Gemeinden der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine (DELKU) zu besuchen. Erst am Dienstag war die Stadt am Schwarzen Meer Ziel eines russischen Luftangriffs geworden. Umso mehr beeindrucke ihn, wie die Ukrainer dennoch Ruhe bewahrten, sagte der Landesbischof. „Wenn der Luftalarm vorbei ist, gehen die Bürger Odessas normal ihrer Arbeit nach.“ Abends sehe man junge Menschen in den Straßen, die offenbar zusammenkämen, um das Leben zu genießen.

Den Menschen, denen er in den Kirchengemeinden begegnet sei, bedeute der Besuch des Landesbischofs viel. „Oft wurde ich gefragt, ob wir in Deutschland von der Not der Ukrainer wissen“, sagte Meister. So hätten ihn die Menschen auf die Verschleppung ukrainischer Kinder sowie auf Verfolgungen und Vertreibungen innerhalb der Ukraine hingewiesen.

Ziel der Reise sei gewesen, die Solidarität und Verbundenheit der lutherischen Kirche in Deutschland mit Christinnen und Christen in der Ukraine zum Ausdruck zu bringen. „Wir lesen die gleichen biblischen Texte, wir leben von der gleichen Hoffnung und wir teilen die Sehnsucht nach Frieden“, betonte der Theologe.

epd-Gespräch: Urs Mundt