Evangelische Journalistenschule in Berlin schließt

Die Initiative „ejs_retten“ und der Freundes- und Förderverein der EJS äußerten sich enttäuscht.

Nach zwei Jahren intensiver Gespräche steht fest: Die Evangelische Journalistenschule in Berlin wird geschlossen. Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik plant eine neue Volontärsausbildung in Frankfurt am Main.

Logo der EJS an der Eingangstür

Logo der Evangelischen Journalistenschule (EJS) an der Eingangstür

Frankfurt a.M. (epd). Die Evangelische Journalistenschule (EJS) in Berlin wird geschlossen. Wie das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) als Träger der Schule am Mittwoch in Frankfurt am Main mitteilte, hält der GEP-Aufsichtsrat eine Weiterarbeit der Schule betriebswirtschaftlich für nicht zu verantworten.

Die Initiative „ejs_retten“ und der Freundes- und Förderverein der Evangelischen Journalistenschule äußerten sich enttäuscht. Aus dem GEP hieß es, angesichts der „unabweisbaren Aufgabe“, jährliche Kosten in Höhe von 1,9 Millionen abzubauen, verfüge das Gemeinschaftswerk nicht über die notwendige Finanzkraft, die Journalistenschule fortzuführen.

Allerdings werde sich das GEP weiterhin in der journalistischen Aus- und Fortbildung engagieren. Für bis zu fünf junge Menschen werde ab 2023 ein 24-monatiges Volontariat in Frankfurt am Main angeboten. Die Ausbildung werde geleitet von Ursula Ott, der Chefredakteurin von „chrismon“, und erstrecke sich über alle Medien und Dienstleistungen im GEP. „Um bislang wenig reflektierte Themen von Lebensformen und Lebensbedingungen in Deutschland wie in anderen Ländern in den Blick zu nehmen, werden Interessierte mit Migrationsgeschichte zu einer Bewerbung ausdrücklich ermutigt“, hieß es.

Der Schulbetrieb an der EJS war bereits seit Ende 2020 ausgesetzt, die Fortführung der Ausbildungseinrichtung seitdem offen. Das GEP ist die zentrale Medieneinrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ihrer Landeskirchen und Werke sowie der evangelischen Freikirchen. Zu ihr gehören unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd), das evangelische Monatsmagazin „chrismon“, digitale Marken wie „evangelisch.de“ und das Netzwerk „yeet“ sowie die evangelische Rundfunkarbeit.

Der GEP-Aufsichtsrat wies nach seiner Sitzung am Mittwoch darauf hin, dass mit dem Sparkurs infolge sinkender Kirchenmitgliedszahlen und Steuereinnahmen alle Bereiche des Unternehmens belastet würden. Ziel sei es, den Kostenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen umzusetzen. Das wolle der Aufsichtsrat nicht gefährden, so bedauerlich eine Einstellung der EJS auch sei.

Das EJS-Teilprojekt „Amal“ werde „mithilfe von Sponsoren und unterstützenden Organisationen“ fortgesetzt, hieß es. „Amal, Berlin!“ und „Amal, Hamburg!“ sind Internetplattformen mit Nachrichten aus Berlin und Hamburg auf Arabisch, Farsi/Dari und Deutsch. Im GEP angestellte Journalistinnen und Journalisten aus Syrien, Afghanistan, Ägypten und dem Iran berichten dort für Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland und Landsleute in ihrer Heimat.

Die EJS war 1995 gegründet worden, der 13. Ausbildungsjahrgang war der letzte an der Schule. Nach Bekanntwerden der Schließungspläne im Februar 2020 hatten Absolventen und prominente Unterstützer der EJS eine Kampagne zum Erhalt der Schule gestartet und das Gespräch mit dem GEP und der EKD über alternative Ausbildungskonzepte und Finanzierungsmöglichkeiten gesucht.

Der in diesem Jahr in den Ruhestand gehende EJS-Leiter Oscar Tiefenthal bezeichnet den Schließungsbeschluss als „verheerendes Signal“. Die Vorsitzende des Freundeskreises, Natascha Gillenberg, nannte die Schule „eine der wichtigsten Ausbildungsstätten für Journalismus“. Die Entscheidung zu deren Schließung entspreche „weder den Herausforderungen dieser Zeit noch dem, was wir als Kirche beitragen können“.