Glockengeläut zum Gedenken an Opfer des Terroranschlags von Halle

Ein Jahr nach dem rechtsextremistischen Terrorakt in Halle wollen die Christen der Stadt am Freitag der Opfer gedenken.

Blumen vor der Tür der Synagoge

Ein Jahr nach dem Anschlag auf die Jüdische Gemeinde in Halle an der Saale, liegen Blumen am Eingang zur Synagoge.

Magdeburg (epd). Ein Jahr nach dem rechtsextremistischen Terrorakt in Halle wollen die Christen der Stadt am Freitag der Opfer gedenken. Zu Beginn der Tatzeit um 12:01 Uhr werden die Kirchen der Stadt ihre Glocken läuten, teilte die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am Montag in Magdeburg mit. Zur Gedenkveranstaltung wird neben Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Ulrichskirche erwartet. Zudem sind Kranzniederlegungen vor der Synagoge und dem Kiez-Döner sowie die Einweihung eines Mahnmals geplant.

Zeitgleich mit dem Geläut soll das öffentliche Leben in Halle drei Minuten zum Erliegen kommen. So würden etwa Busse und Straßenbahnen außerplanmäßig anhalten, kündigte ein EKM-Sprecher an. Danach hält nach EKM-Angaben Landesbischof Friedrich Kramer ein Friedensgebet in der Marktkirche. Im Anschluss bestehe Gelegenheit, in Gesprächen das persönliche Erleben der Gewalttat zu thematisieren. Zudem könne dort die Gedenkveranstaltung aus der Ulrichskirche im Live-Stream verfolgt werden.

Am Abend lädt Bischof Kramer laut EKM gemeinsam mit dem katholischen Bischof Gerhard Feige (Magdeburg) und mit Christoph Stolte, dem Vorstandschef der Diakonie Mitteldeutschland, zu einem Abendgebet in die Marktkirche ein. Im Anschluss ist von dort ein Fußmarsch zur Synagoge und ein Treffen mit der jüdischen Gemeinde vorgesehen.

Ein Attentäter hatte am 9. Oktober 2019 einen Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt. Er erschoss eine 40 Jahre alte Passantin und in einem Döner-Imbiss einen 20 Jahre alten Mann. Gegen ihn läuft in Magdeburg ein Mord-Prozess.

Evangelische Beauftragte für Judentum: Entsetzen genügt nicht

Hannover/Hannover (epd). Nach dem Angriff auf einen jüdischen Studenten in Hamburg hat die Beauftragte für Kirche und Judentum der hannoverschen Landeskirche, Ursula Rudnick, die Politik aufgefordert, Antisemitismus stärker zu ahnden und ihm durch Bildung vorzubeugen. "Entsetzen nach antisemitischen Anschlägen genügt nicht", sagte die evangelische Pastorin am Dienstag in Hannover: "Es muss zu konsequentem politischen Handeln führen." Zugleich müssten die Synagogen besser geschützt werden, forderte die Theologin und Hochschul-Professorin.

Sie appellierte auch an die Bürger: "Nicht weghören, sondern hinschauen. Nicht betroffen schweigen, sondern den Mund aufmachen." Rudnick rief dazu auf, sich an einer für den 9. Oktober in Hannover geplanten Demonstration gegen Antisemitismus, Nationalismus und Rassismus unter dem Motto "bunt statt braun" zu beteiligen. Dabei wollen die Initiatoren an den Anschlag auf die Synagoge in Halle vor rund einem Jahr erinnern.

Interview mit Ursula Rudnick

www.landeskirche-hannovers.de