Hilfsorganisationen retten hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer

Erneut haben private Initiativen in kurzer Zeit Hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet. Für die "Ocean Viking" soll es gar der größte Einsatz bisher gewesen sein. Mehr als die Hälfte der Überlebenden durfte auf Sizilien an Land gehen.

'Ocean Viking' im Hafen von Porto Empedocle, Sizlien

Im Hafen der sizilianischen Kleinstadt Porto Empedocle liegen am 25.07.2020 die Rettungsschiffe "Sea-Watch 3" und "Ocean Viking" (Foto) der privaten Seenotrettungsorganisationen Sea-Watch und SOS Mediterranee. Zuvor hatten die Organisationen mit den beiden Schiffen mehrere hundert Menschen vor der libyschen Kueste aus Seenot gerettet.

Frankfurt a.M. (epd). Hilfsorganisationen haben erneut Hunderte Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet. Allein die „Ocean Viking“ kam bei einem 48-stündigen Einsatz 623 Menschen zu Hilfe. 369 Überlebende durften das Schiff am Samstag in Empedocle auf Sizilien verlassen, wie die Organisation SOS Méditerranée, die das Schiff betreibt, mitteilte. Es habe sich um den bisher größten Einsatz der „Ocean Viking gehandelt“, schrieben die Seenotretter auf der Plattform X, ehemals Twitter. Auch die „Humanity 1“ der deutschen Organisation SOS Humanity rettete mehr als 100 Flüchtlinge.

Insgesamt absolvierte die „Ocean Viking“ den Angaben zufolge innerhalb der 48 Stunden 15 Rettungseinsätze. Unter den Überlebenden seien 146 unbegleitete Minderjährige. Bis auf einen spielten sich demnach alle Einsätze auf der Route zwischen der tunesischen Hafenstadt Sfax und der italienischen Insel Lampedusa ab. Diese Rettungen seien von den italienischen Behörden koordiniert worden.

Den Angaben zufolge wurden der Schiffscrew zwei Häfen zugewiesen. Die noch auf der „Ocean Viking“ verbliebenen Überlebenden würden nun nach dem Zwischenhalt auf Sizilien nach Civitavecchia gebracht, nahe der italienischen Hauptstadt Rom. Am Freitagabend hatte SOS Méditerranée zunächst mitgeteilt, dass der erste Teil der Flüchtlinge und Migranten nach Lampedusa gebracht werde.

Auch die deutsche Organisation SOS Humanity rettete am Freitag bei zwei Einsätzen im zentralen Mittelmeer insgesamt 106 Menschen aus Seenot. Bei einer ersten Rettung am Freitagvormittag seien 86 Menschen aus einem Schlauchboot in internationalen Gewässern vor der libyschen Küste an Bord genommen worden. Beim Eintreffen der „Humanity 1“ sei bereits Wasser in das Schlauchboot eingedrungen.

Bei einem zweiten Einsatz am späten Nachmittag seien weitere 20 Flüchtlinge und Migranten gerettet worden, erklärte SOS Humanity. Unter den Überlebenden seien knapp 30 Minderjährige und mindestens eine schwangere Frau. Die Menschen seien erschöpft, aber in einem stabilen Zustand.

Auch kleinere Schiffe hatten in den vergangenen Tagen jeweils Dutzende Flüchtlinge gerettet. Das Segelschiff „Astral“ der spanischen Organisation „Open Arms“ erreichte am Samstag mit 59 Überlebenden an Bord Sizilien. Die Menschen waren den Angaben zufolge in der Nacht auf Freitag von vier überfüllten Booten evakuiert worden. Die „Nadir“ der Hamburger Initiative Resqship war am Freitagabend ebenfalls mit 54 Überlebenden auf dem Weg nach Lampedusa.

Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen seit Beginn des Jahres fast 2.100 Menschen bei der Überfahrt ums Leben, oder sie werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.

Vor allem aus den nordafrikanischen Ländern Libyen und Tunesien treten Flüchtlinge und Migranten in oft nicht seetauglichen Booten die Überfahrt an. Aus Tunesien gab es zuletzt vermehrt Berichte über Gewalt gegen dort lebende Migranten.