Am Reformationstag die eigene Geschichte bedenken

Für den EKD-Kulturbeauftragten Johann Hinrich Claussen ist Reformation ein wichtiges historisches Ereignis auch für Nicht-Evangelische

Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland

Holzminden (epd). Angesichts zunehmender Verunsicherung in der Gesellschaft spricht der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, dem Reformationstag eine wichtige Rolle zu. „Es ist sinnvoll, solche Anlässe wahrzunehmen, um die eigene Geschichte zu bedenken und zu überlegen, wie man sich ihr heute stellt und mit welcher inneren Einstellung man in die Zukunft gehen will“, sagte Claussen dem Evangelischen Pressedienst am Rande des Jahresempfangs im niedersächsischen Kloster Amelungsborn bei Holzminden. Der Reformationstag ist in diesem Jahr erstmals gesetzlicher Feiertag in Norddeutschland.

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Anlass zur Neuorientierung

Der Reformationstag sei nicht nur ein kirchlicher Feiertag, sondern verbinde sich mit dem Gedenken an ein zentrales historisches Ereignis, sagte Claussen. „Dieser Tag geht daher nicht nur evangelische Christen etwas an, sondern auch Katholiken, Juden, nicht glaubende Menschen und alle, die dazwischen sind.“

Viele Menschen hätten seiner Wahrnehmung nach derzeit das Bedürfnis, sich auch kulturell und historisch neu zu orientieren, sagte Claussen weiter. Der Reformationstag könne daher Anlass sein, sich über ein ganz wesentliches und prägendes Ereignis und mit der eigenen Geschichte und Kultur auseinanderzusetzen.

Licht- und Schattenseiten diskutieren

Evangelische Christen erinnere der Tag an die Reformation und daran, was ihr zu verdanken sei. Er sei aber auch für andere Bürger wichtig, um kritisch und konstruktiv darüber nachzudenken, was das historische und kulturelle Erbe der Reformationsbewegung sei. Auch wo dieses Erbe gegenwärtig problematisch erscheine, sollte dabei diskutiert werden. „Dazu bietet der Reformationstag mit der Erinnerung an die Licht- und Schattenseiten des Protestantismus eine gute Gelegenheit.“

Der Reformationstag als gesetzlicher Feiertag biete die Chance, Kirchengemeinden und andere engagierte Menschen im Gemeinwesen zusammenzuführen, sagte Claussen. So sei im vergangenen Jahr zum 500. Reformationsjubiläum bei zahlreichen gemeinsamen Aktionen mit Künstlern viel Neues entstanden. „Ich würde mir wünschen, dass diese Tradition fortgeführt wird und dass es nicht nur ein kirchlicher Feiertag für die einen und für die anderen ein Tag zum Ausschlafen bleibt.“