Tauffest der Kirchengemeinden in Pinneberg
Bischöfin Kirsten Fehrs, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, in der Cablesport-Arena
Kurzpredigt in einfacher Sprache zu Markus 10,13-16 (Kinderevangelium)
Der Friede Gottes sei mit uns allen. Amen – Oder in norddeutsch:
Moin, liebe Tauffest-Gemeinde, moin, liebe Pinnebergerinnen und Pinneberger,
was für ein großartiger Tag! Und was für ein toller Ort! Ich habe mich schon so auf dieses Tauffest gefreut! Danke, dass ich heute zusammen mit euch und Ihnen feiern darf!
Lebendiger und freudiger war das am Jordan vor 2000 Jahren schätzungsweise auch nicht, damals, als Johannes Jesus getauft hat. Taufe open air, so ging es ja los. So begann das Christentum. Damals im Fluss, heute hier am See. Weil Wasser eben Leben bedeutet. Ohne Wasser keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen. Und keine Wasserskianlage mit Strand und Pommes.
Immer also schon war die Taufe zuallererst ein Fest der Freude über das Leben! Und zwar ohne Wenn und Aber. Ich finde: gerade jetzt in diesen Krisenzeiten ist es so wichtig, ganz bewusst der Lebensfreude unsere Herzenstür zu öffnen. Gute Nachrichten zu verbreiten. Schlechte und traurige Nachrichten haben wir ja derzeit wahrlich mehr als genug. So dass viele Menschen sich zurückziehen, aufs Sofa oder in ihre Bubble, und vor sich hin grummeln und unzufrieden sind mit ihrem Leben, der Politik, den Nachbarn und überhaupt.
Nein, heute wird nicht genörgelt. Heute feiern wir ein Freudenfest. Mit schon einmal dieser sehr guten Nachricht: Heute sagen Menschen Ja, ja zum Leben. Die Großen sagen es selbst, wie Du, liebe Lenja. Für die Kleinen wie Elli stehen andere ein. Wie es sich halt gehört in einer guten Gemeinschaft. Ja, sagt ihr –
- Ja, ich möchte zu Jesus Christus gehören.
- Ja, ich möchte versuchen, Gott und meine Mitmenschen zu lieben, wie mich selbst.
- Ja, ich möchte zu einer weltweiten Gemeinschaft von Menschen gehören, die darauf vertrauen, dass die Liebe stärker ist als der Tod.
- Ja, ich möchte zu den Menschen gehören, die glauben, dass es genau richtig ist, barmherzig und freundlich und gerecht zu sein. Egal, was die Machthaber dieser Welt gerade herumposaunen.
- Ja zu einem Wir, das niemanden ausschließt.
- Ja zu der Hoffnung, dass Menschen in Frieden miteinander und mit der Natur leben können und unsere Kinder eine gute Zukunft haben.
- Ja zum Vertrauen, dass wir auch durch die Täler unseres Lebens nicht alleine gehen müssen.
Darum die Taufe. Weil wir sie brauchen. Diese große Ermutigung. Diesen lebenslangen Hoffnungstrotz. Diese wunderbare, unverdiente Zusage. Das große Ja Gottes! Das ist ein großer Segen – für alle.
Jesus hat vorgemacht, was das heißt. Für wirklich alle. In der Bibel wird das so erzählt: Jesus ist mit seinen Jüngern unterwegs. Er hat einen langen, anstrengenden Tag hinter sich. Reden, beten, heilen, das volle Programm. Er wird müde gewesen sein. Seine Freunde sehen, dass er eine Pause braucht, einen ruhigen Abend. Deshalb sind sie auch wenig begeistert, als sie eine Schar von Eltern mit ihren Kindern sehen, die zu Jesus wollen. Jesus soll bitte die Kinder segnen, dafür sind sie weit gelaufen.
Ihr müsst wissen, Kinder waren damals nicht wichtig. Sie hatten keine Macht. Sie verdienten kein Geld. Man hat sie meist beiseite geschoben. „Weg mit euch!“ So machen es auch die Jünger. „Hier gibt es nichts mehr! Feierabend! Geht nach Hause!“ Irgendwie sowas in der Art werden sie gesagt haben. Und als Jesus das hört, Leute, da wird der aber sauer! Sowas von sauer! Und wäscht seinen Jüngern gehörig den Kopp. „Die Kinder, die sollen immer zu mir kommen können! Ihnen, den Kleinen, Unbedeutenden und Schwachen, ihnen gehört Gottes ganze Liebe. Ihr dürft sie doch nicht vertreiben! Niemals!“ Und so lassen sie die Kinder vor, Jesus umarmt und herzt sie, segnet sie und schenkt Ihnen das Allerbeste: Seine Achtung. Aufmerksamkeit. Seine unbedingte Liebe. Sein Ja – wie schön, dass du geboren bist!
Inmitten all der Verneinungen von Menschlichkeit, die wir im Moment erleben, inmitten von Krieg und Not und dem Irrsinn unserer Tage, setzt Jesus sein großes Ja zum Leben. Zu jedem einzelnen von uns, schaut euch mal um. Jeder ist unendlich wertvoll. So wie wir nun mal halt da sind. Glücklich heute - oder aufgeregt, gestresst, müde, fröhlich, erwartungsvoll, stieselig, liebenswürdig, ängstlich, wie auch immer. Jesus spricht sein Ja gerade nicht, weil wir mächtig oder reich oder bedeutsam wären. Ganz egal. Es reicht, ein Mensch zu sein. Menschlich. Ein Kind Gottes. Denen gehört das Reich des Friedens. Heute und für immer.
Und so taufen wir heute Große und Kleine. Gott ruft dich dabei bei deinem Namen. Dich und dich. Sagt: Fürchte dich nicht. Du bist mein geliebtes Kind. Dir will ich meine Kraft mit ins Leben geben. Meine Hoffnung. Du sollst stark sein, Höhen und Tiefen zu bestehen. Und so klingt sein Ja mit Noten: „Gott sagt zu dir: „Ich hab dich lieb und wär so gern dein Freund. Und das, was du allein nicht schaffst, das schaffen wir vereint.“
Macht Gänsehaut, oder? Und auch ein bisschen, nein ich hoffe, sehr viel! Mut. Lalalalala. Und wenn wir das gesungen haben, liebe Taufgemeinde, dann geht´s los mit der Taufe. Und Gottes Segen wird sich in Wasser und Wort, Frieden und Lebensfreude unter uns verbreiten, das hat man noch nicht gesehen.
Wenn das keine gute Nachricht ist!
Amen