Präses Schneider: Alternativen zum Afghanistan-Einsatz suchen

Düsseldorf (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, erhält mit ihren Äußerungen zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr Unterstützung vom rheinischen Präses Nikolaus Schneider. Es müsse dringend nach "Alternativen beziehungsweise Ergänzungen" zum aktuellen Afghanistan-Einsatz gesucht werden, erklärte Schneider am Montag auf Anfrage in Düsseldorf. Die Friedensdenkschrift der EKD fordere für jeden militärischen Einsatz klare Ziele, ein umfassendes Konzept und eine Ausstiegsstrategie als rechtfertigende Kriterien militärischer Gewaltanwendung.

"Deren Fehlen stellt die Legitimität des Einsatzes in Frage", erklärte der leitende Theologe der zweitgrößten deutschen Landeskirche. "Politik und Militär sind hier national und international dringend gefordert." Schneider, der auch stellvertretender EKD-Ratsvorsitzender ist, schlug vor, dass der Bundestag künftig zusätzlich zu einem militärischen Mandat für die Bundeswehr auch ein ziviles Mandat für deutsche Nichtregierungsorganisationen beschließt. Beides sollte klar beschrieben und gegeneinander abgegrenzt werden.

"Meines Erachtens würde ein solches Vorgehen sehr viel deutlicher als bisher machen, dass die Fantasie für den Frieden, die die EKD-Ratsvorsitzende richtigerweise einfordert, mehr meint als den Einsatz militärischer Gewalt", betonte Schneider. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland räumte ein, dass der Einsatz militärischer Gewalt in Afghanistan auch nach den Kriterien der EKD-Friedensdenkschrift zumindest nicht grundsätzlich abzulehnen sei, weil in dem Land am Hindukusch "Terroristen gegen das eigene Volk" wüteten. Recht und Gerechtigkeit würden in Afghanistan "im Namen einer verblendeten und unmenschlichen Religiosität mit Füßen getreten".

Die EKD-Schrift "Aus Gottes Frieden leben - für gerechten Frieden sorgen" setze der Legitimation militärischer Gewalt aber enge Grenzen, erläuterte Schneider. Waffengewalt alleine könne zudem kein Recht und keinen Frieden schaffen. Eine Suche nach Alternativen und Ergänzungen zum Bundeswehr-Einsatz sei daher nötig.

04. Januar 2010

Neujahrspredigt der Ratsvorsitzenden Margot Käßmann