Norbert Scheuer mit Evangelischem Buchpreis ausgezeichnet

Es sind die Winterbienen, die das Bienenvolk über den Winter bringen, präparierte Bienenkörbe verhelfen Juden 1944/45 zur Flucht. So erzählt es Norbert Scheuer im Roman "Winterbienen" und wurde jetzt dafür geehrt.

Norbert Scheuer mit seinem Buch „Winterbienen“

Der Schriftsteller Norbert Scheuer ist für seinen Roman „Winterbienen“ mit dem Evangelischen Buchpreis ausgezeichnet worden.

Bonn (epd). Der Schriftsteller Norbert Scheuer ist am Samstag in Bonn für seinen Roman „Winterbienen“ mit dem Evangelischen Buchpreis ausgezeichnet worden. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister, Vorsitzender des Evangelischen Literaturportals, überreichte den mit 5.000 Euro dotierten Preis, der seit 1979 vergeben wird, in der Matthäikirche der Kirchengemeinde Hardtberg. Eine Jury hatte das Buch aus hundert Vorschlägen von Lesern ausgewählt.

„Seine Reflexionen über Humanität in seiner Zeit, machen das Buch für mich zu einem christlichen und auch evangelischen Werk“, würdigte der Bischof der hannoverschen Landeskirche Ralf Meister den Preisträger. Er betonte, dass die fiktiven Tagebuchaufzeichnungen des Romans Schwere und Leichtigkeit des Lebens im Angesicht von Krieg und Verfolgung spürbar machten. Die Hauptfigur nehme Leser mit in ihre Abwägungen zwischen Überlebenswillen und Mitmenschlichkeit. 

Der Vorsitzende der Jury, Christopher Krieghoff, hob die Vielschichtigkeit und Qualität der Sprache an Scheuers Roman vor. Scheuer beziehe das Leben der Bienen stets auf die Existenz der Menschen und die gesamte Schöpfung. Der Satz „Bienen würden niemals von sich aus angreifen“ habe ihn besonders bewegt, sagte Krieghoff.

Der Preis bedeute ihm besonders viel, weil Leserinnen und Leser der 700 evangelischen Bibliotheken ihn vorgeschlagen hätten, sagt der 68-jährige Preisträger auf dem Festakt. „Diese Hürde muss ein Autor erst einmal nehmen“. Leser entdeckten immer neue Aspekte des Buches, weil viele Gemeinden und evangelische Bibliotheken auf ihren Veranstaltungen Gemeinsamkeiten von Bienen, Mensch und Schöpfung erörterten.

„Winterbienen“ ist Scheuers siebter Roman. In der Form eines Tagebuchs des Protagonisten und Imkers Egidius Arimond erzählt Scheuer vom Leben in den letzten beiden Jahres des Zweiten Weltkrieges in der Eifel. Arimond ist ein von den Nationalsozialisten aus dem Schuldienst entfernter Lehrer, der wegen seiner Epilepsie stets in Angst vor dem NS-Euthanasie-Programm lebt. Er verhilft Juden zur Flucht, nicht allein aus Mitmenschlichkeit, sondern auch um Geld für seine überlebensnotwendigen Medikamente zu verdienen. Ansonsten lebt er von seinen Bienen, produziert Honig und Likör.

„Winterbienen“ hätten eine wichtige Aufgabe für das Überleben von Bienenvölkern, erläuterte Scheuer: „Mit ihrem Zittern halten sie den Bienenstock in der kalten Jahreszeit konstant auf 25 Grad, so dass im Frühjahr die Bienen, die Nektar sammeln und Honig herstellen, ihrer Arbeit nachgehen können.“ Während Sommerbienen jeweils nur wenige Wochen lebten, würden Winterbienen immerhin mehrere Monate alt.

Auf die Pandemie-Situation bezogen plädierte der Autor dafür, die Meinungen von Minderheiten ernst zu nehmen. Die Gesellschaft sei auf einem gefährlichen Weg, „auf dem Andersdenkende ins Abseits gedrängt werden“. Gerade im Hinblick auf die deutsche Geschichte müsse die Frage nach Kritik und Gehorsam sorgfältig abgewogen werden. „Wenn es einen ausgezeichneten Ort für diese Diskussionen gibt, dann ist es die evangelische Kirche“, sagte er.

Norbert Scheuer wurde 1951 im rheinland-pfälzischen Prüm in der Westeifel geboren. Er lernte zunächst den Beruf des Elektrikers und studierte Physikalische Technik und Philosophie. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete Scheuer als System-Programmierer. Er wurde für seine Romane bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis und dem Horst-Konejung-Preis.