„Getrost und fröhlich neue Wege wagen“

Friedrich Kramer wird als neuer Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland in sein Amt eingeführt

Friedrich Kramer

Der zukünftige Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer. Sein Markenzeichen: Fliege zum Anzug.

Magdeburg (epd). Friedrich Kramer will mit fröhlicher Zuversicht überzeugen. In Mitteldeutschland gebe es herrliche Kirchengebäude, die wundervoll zum Glauben einladen. „Wir sind steinreich“, sagt er gern und oft. Damit meint er die fast 4.000 Kirchengebäude, die auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) stehen, nach Angaben der Landeskirche sind es 20 Prozent aller evangelischer Kirchen in Deutschland. Doch mit Blick auf Mitglieder und Finanzen sieht die Situation in der EKM keinesfalls rosig aus.

Kirchentüren öffnen

Am 7. September wird Kramer in einem Festgottesdienst im Magdeburger Dom in sein neues Amt als Bischof der EKM eingeführt. Wie seine Vorgängerin Ilse Junkermann, die Anfang Juli nach zehnjähriger Amtszeit als erste Landesbischöfin der EKM verabschiedet wurde, möchte Kramer die Kirchentüren öffnen.

Die Gotteshäuser sollen so oft wie möglich zum stillen Gebet wie zur Besichtigung einladen. Offenheit ist ihm wichtig. Als Leiter der Wittenberger Akademie sei er es gewohnt, „verschiedene Parteien ins Gespräch zu bringen“, sagt er.

Johann Friedrich Kramer wurde am 30. Oktober 1964 in Greifswald geboren, dort wurde er auch getauft. Im Alter von zehn Jahren zog seine Familie nach Wittenberg, wo sein Vater das Predigerseminar leitete. Der 54-Jährige fällt nicht nur mit seinem Markenzeichen auf, der Fliege, die er stets zum Anzug trägt, sondern auch mit seiner kommunikativen Art. Lieblingsorte habe er viele, sagt er. Dazu gehöre sein Zimmer mit seiner Gitarre, wo er Lieder spielen könne. Ähnlich sei es mit seinem kleinen Weinberg und seinen 270 Pflänzchen: „Auch ich bin Arbeiter im Weinberg des Herrn.“

In Ab- und Aufbruchszeiten geistlich begleiten

Mit den eigenen Händen etwas zu schaffen, gehört für Kramer zum Leben dazu. Und auch, keine Waffe anzufassen. Den Dienst an der Waffe in der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR verweigerte er und diente von 1983 bis 1985 als Bausoldat in Prora auf Rügen. Nach seinem Studium der Evangelischen Theologie von 1985 bis 1991 in Berlin an der Humboldt-Universität war er Pfarrer in Lodersleben und Gatterstädt bei Querfurt sowie mit der Jugendarbeit im Kirchenkreis Querfurt beauftragt. Von 1997 bis 2008 war Kramer als Pfarrer für Studentenseelsorge in Halle tätig. 2009 wurde er Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt und zugleich Studienleiter für Theologie und Politik.

Der 54-Jährige ist verheiratet mit Sabine Kramer, der Direktorin des Predigerseminars in Wittenberg, für die er seinen Geburtsnamen Schulz ablegte. Das Paar hat zwei Töchter sowie zwei Enkeltöchter.

Bereits die Nominierung als Kandidat für das Bischofsamt empfand Kramer als „persönliche Wertschätzung seiner bisherigen Arbeit“. Umso mehr freute er sich nach der Wahl über das in ihn gesetzte Vertrauen. Die Liste seiner Tätigkeiten sowie Engagements in Gremien und Vereinen ist lang.

Dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte Kramer zu seiner Motivation: „Mich reizt es, unsere Kirche in schwierigen Ab- und Aufbruchszeiten geistlich zu begleiten. Über das, was nicht mehr geht, mit den Geschwistern zu trauern und getrost und fröhlich neue Wege zu wagen.“ Er stehe für eine „fröhliche, weltoffene, menschenfreundliche und streitbare Kirche“, verspricht der neue Bischof.

Romy Richter und Dirk Löhr (epd)