Kirchliches Rettungsschiff heißt „Sea-Watch 4“

Mit der Schiffstaufe in Kiel übergibt United4Rescue das Schiff an Sea-Watch

Schriftzug 'Sea-Watch 4'

Das kirchliche Rettungsschiff wird auf den Namen „Sea-Watch 4“ getauft mit dem Zusatz „powered by United4Rescue”. Damit wird deutlich, dass Sea-Watch das Schiff gehört und es auch von Sea-Watch betrieben wird – jedoch das Bündnis United4Rescue den Kauf ermöglicht hat und auch weiterhin hinter diesem Schiff steht.

Kiel (epd). Mit einer traditionellen Sektflasche wurde in Kiel das kirchliche Flüchtlingsschiff getauft. Es soll unter deutscher Flagge vor der Küste Libyens Flüchtlinge vor dem Ertrinken retten. Es sei ein „krasses Zeichen“, dass hier Menschen in Gefahr konkret geholfen werden könne, sagte Taufpatin Aminata Touré (Grüne), Vizepräsidentin des schleswig-holsteinischen Landtags, deren Eltern aus Mali geflüchtet waren. Der neue Name war lange geheim gehalten worden: Das ehemalige Forschungsschiff „Poseidon“ heißt jetzt schlicht „Sea-Watch 4“ (mit dem Zusatz „powered by United4Rescue”). Mit der Taufe wurde das Schiff offiziell an „Sea-Watch“ übergeben.

Das Schiff sei zuverlässig und in einem „hervorragenden Zustand“, hatte Michael Schwickart von der Hilfsorganisation Sea-Watch dem ehemaligen Forschungsschiff bescheinigt. Es habe zudem viel Platz und könne mehrere hundert Flüchtlinge aufnehmen. Nach einigen Umbauten könnte voraussichtlich im April 2020 der Einsatz zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer beginnen.

Die neue „Sea-Watch 4“ ist wesentlich größer als die „Sea-Watch 3“, die derzeit im Mittelmeer kreuzt. Etwa 300 Flüchtlinge könne das Schiff im Normalfall unterbringen, sagte Johannes Bayer, Vorstandsvorsitzender von „Sea-Watch“. Bei akuten Notfällen könnten es für kurze Zeit aber auch bis zu 900 sein. 26 feste und ehrenamtliche Mitarbeiter aus mehreren europäischen Ländern sind auf den jeweils vierwöchigen Einsätzen dabei. 

Den kirchlichen Segen erhielt das neue Schiff bei kaltem Nieselregen vom EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm. Mit dem Flüchtlingsschiff werde die Flüchtlingspolitik der EU nicht gelöst, sagte der bayerische Landesbischof. Es sei eine akute Nothilfe. „Man kann Menschen nicht ertrinken lassen. Punkt!“ Bleibende Aufgabe von Kirche und Diakonie sei es, Menschen in ihren afrikanischen Heimatländern eine Perspektive zu erarbeiten. 

Für viele Menschen sei die „Sea-Watch 4“ ein „Schiff ihres Herzens“, sagte Bedford-Strohm. Die Unterstützung für das Projekt komme aus der Mitte der Gesellschaft. Er habe bei der Vorstellung des Projekts mit harter Kritik und einem Shit-Storm in den sozialen Medien gerechnet. Er sei völlig überrascht, denn stattdessen habe er einen „Love-Storm“ erlebt.

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Etwa drei Tage lang wird das neue Schiff noch am Kieler Geomar Zentrum umgebaut, dann wird es für weitere Arbeiten in den spanischen Hafen Burriana überführt. Es wird unter anderem ein Schutzbereich mit 24 Betten speziell für Frauen und Kinder eingebaut. 

Die Krankenstation umfasst zwei Behandlungsplätze. Für typische Behandlungen sei man vorbereitet, sagte der Berliner Arzt Jan Schill. Die Flüchtlinge seien häufig dehydriert, hätten Wunden von der Bootstour oder Verätzungen durch Kraftstoffe. Eine ärztliche Versorgung wie etwa auf Kreuzfahrtschiffen sei hier aber nicht möglich.

Die „Poseidon“ war zuletzt vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung genutzt worden. „United4Rescue“ hatte seit Dezember 2019 Spenden für den Erwerb eines Schiffes gesammelt, das sich für Rettungseinsätze im Mittelmeer eignet. Ende Januar 2020 bekam das Bündnis für 1,5 Millionen Euro in einem Bieterverfahren den Zuschlag für die „Poseidon“.

Thomas Morell (epd)


United4Rescue” hat derzeit rund 250 Bündnispartner. Darunter sind neben der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auch Organisationen wie die AWO, Diakonische Werke und Landeskirchen sowie einzelne Kirchengemeinden und Privatpersonen wie Wim Wenders.

EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm hatte Anfang Dezember das Hilfsprojekt in Hamburg vorgestellt. Es sei "ein Bekenntnis zur Mitmenschlichkeit", sagte der Landesbischof. Die Kirche dürfe nicht nur reden, sondern müsse auch handeln. Der EKD-Beschluss geht auf eine Initiative des Deutschen Evangelischen Kirchentags im Juni 2019 zurück.

Poster von 'United4Rescue — Gemeinsam Retten!': 'Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.'

Bündnis „United4Rescue — Gemeinsam Retten!”

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