SchUM-Städte wollen jüdisch-christliches Miteinander aufzeigen

Jüdisches Ritualbad in Speyer

Judenhof in Speyer mit seiner 900 Jahre alten Mikwe - dem juedischen Ritualbad (Foto vom 10.07.2021). Mainz, Worms und Speyer am Rhein waren im Mittelalter Zentren juedischer Kultur und Gelehrsamkeit. Die wenigen sichtbaren Ueberreste an die Bluetezeit der sogenannten SchUM-Gemeinden wurden von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt.

Speyer (epd). Die drei SchUM-Städte am Rhein, Speyer, Worms und Mainz, wollen die Geschichte des Zusammenlebens von Juden und Christen stärker in den Blick rücken. Jüdische Geschichte in Deutschland werde oft auf den nationalsozialistischen Judenmord reduziert, sagte die Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) dem Evangelischen Pressedienst (epd). „SchUM weist weit über diese Perspektive hinaus und kann im Kontext der anhaltenden Antisemitismus-Diskussion viel dazu beitragen, die lange gemeinsame Tradition von Judentum und Christentum in Mitteleuropa zu erhellen.“

Die Geschichte der SchUM-Städte am Rhein, die im Mittelalter ein Zentrum des Judentums in Mitteleuropa waren, sei wichtig für Deutschland und ganz Europa, sagte Seiler. Anfang Mai war sie als Vorsitzende des Vereins der SchUM-Städte für ein weiteres Jahr bestätigt worden. Der Zusammenschluss will deren reiches jüdisches Unesco-Welterbe bewahren.

In den drei Domstädten am Rhein seien in Wechselwirkung zwischen jüdischer und christlicher Bevölkerung eine einzigartige Architektur erbaut und Bräuche entwickelt worden, sagte die Oberbürgermeisterin. Diese dienten dem mittel- und osteuropäischen (aschkenasischen) Judentum bis heute als maßgebliche Richtlinie. In wichtigen Phasen der Speyerer Stadtgeschichte habe es „ein gutes und auch sehr konstruktives Miteinander zwischen christlicher und jüdischer Gemeinde“ gegeben, sagte Seiler.

Die Vereinsstädte seien bisher nicht das Ziel antisemitischer Anfeindungen aufgrund ihres Engagements für ihre jüdische Geschichte und Kultur gewesen. Vielmehr seien die Besucherinnen und Besucher „sehr interessiert, mehr über diesen Teil der deutschen Geschichte zu erfahren, der vielen noch nicht bekannt ist“, sagte Seiler. In Speyer plane der Verein ein Besuchszentrum, gesucht werde zudem eine neue Geschäftsführung.

Träger des im Jahr 2014 gegründeten Vereins „SchUM-Städte Speyer, Worms, Mainz“ mit Sitz in Worms sind das Land Rheinland-Pfalz, die Städte Speyer, Worms und Mainz, die Jüdische Gemeinde Mainz, die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz und der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz. Der Name „SchUM“ leitet sich aus den Anfangsbuchstaben der hebräischen Namen Schpira (Speyer), Warmaisa (Worms) und Magenza (Mainz) her. Seit 2021 gehören der Speyerer Judenhof, der Wormser Synagogenbezirk sowie die alten jüdischen Friedhöfe in Worms und in Mainz zum Unesco-Weltkulturerbe.

epd-Gespräch: Alexander Lang