Bischöfin Fehrs: Buß- und Bettag bleibt "Tag der Gewissensschärfung"

Hannover (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat zum Buß- und Bettag die Bedeutung „gesellschaftlicher Atempausen“ für den gesellschaftlichen Zusammenhalt betont. „Unsere Gesellschaft braucht Orte und Zeiten, an denen wir zur Ruhe kommen und uns fragen können: In welcher Welt wollen wir leben, und welchen Beitrag leisten wir selbst?“, erklärte die Hamburger Bischöfin am Dienstag angesichts wiederkehrender Debatten über die Abschaffung gesetzlicher Feiertage. Gemeinsame Feiertage ermöglichten genau dieses Innehalten. Sie rief dazu auf, den Feiertag als „Tag der Gewissensschärfung“ zu nutzen. Der Buß- und Bettag wird in diesem Jahr am 19. November begangen.

Wandel als Chance

Fehrs: „Die Fähigkeit zur Selbstkritik ist eine Stärke, keine Schwäche. Sie eröffnet die Möglichkeit zur Veränderung und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“ Auch dieser komme einer leistungsstarken Volkswirtschaft zugute. Demgegenüber habe die Streichung des Buß- und Bettages als arbeitsfreier Feiertag nachweisbar keine anhaltenden ökonomischen Vorteile erbracht. Der protestantische Buß- und Bettag, erstmals 1532 in Straßburg offiziell eingeführt, wurde 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer Sachsen als arbeitsfreier gesetzlicher Feiertag ersatzlos gestrichen.

Schuldverstrickungen

Der Buß- und Bettag erinnere auch daran, dass Frieden nicht nur eine politische Aufgabe ist, fügte die Ratsvorsitzende hinzu: „Er beginnt in uns selbst - in der Art, wie wir urteilen, wie wir miteinander umgehen und wie wir Verantwortung übernehmen.“

Die neue EKD-Denkschrift „Welt in Unordnung - Gerechter Friede im Blick“ hebe hervor, dass Jesus für Gewaltverzicht eingetreten sei. Gleichzeitig müssten Menschen, deren Leben bedroht ist, vor Gewalt geschützt werden. „Jeder Konflikt, im Großen wie im Kleinen, führt zu Schuldverstrickungen, denen niemand ganz entkommen kann“, so Fehrs. Der Buß- und Bettag biete deshalb eine wichtige Chance, eigenes Handeln zu prüfen und für Frieden zu beten.