Ukraine-Krieg: Landesbischof Meyns gegen "radikalen Pazifismus"

Blankenburg, Wolfenbüttel (epd). Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat sich der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns gegen einen „radikalen Pazifismus“ ausgesprochen. Dieser lasse Aggressoren freie Hand und verweigere die notwendige Pflicht des Staates, seine Bürger vor Gewalt und Tod zu schützen, sagte der evangelische Theologe am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aus christlicher Perspektive sei die Beteiligung an Verteidigungsmaßnahmen als „ultima ratio“ zu rechtfertigen. „Sie sind Ausdruck konkreter Nothilfe für den Nächsten.“

Christoph Meyns (Foto vom 30.09.2021 im Kirchenamt der EKD), Landesbischof Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig.

Welche Maßnahmen angemessen seien, um einer kriegerischen Aggression mit militärischen Mitteln zu begegnen und Gewalt einzudämmen, müsse sorgfältig abgewogen werden, unterstrich Meyns vor einer Diskussionsrunde zum Krieg in der Ukraine. „Eine Gegenreaktion muss stets im Blick haben, dass sie das Ausmaß von Tod und Zerstörung weiter verstärken kann.“

Der Krieg führe die Politik in ein Dilemma, das nicht zu lösen sei, ohne Schuld auf sich zu laden, sagte der Landesbischof. „Liefert man Waffen, werden damit Menschen getötet. Liefert man keine Waffen, werden andere Menschen getötet.“

Auch wenn es notwendig werden könne, militärische Mittel einzusetzen, um „Leib und Leben“ zu verteidigen, müsse die Kirche sich vor allem daran beteiligen, Wege zum Frieden zu suchen, forderte der Theologe. Sie sollte diplomatische Kontakte zur russisch-orthodoxen Kirche pflegen. Es sei richtig und wichtig, bei der bevorstehenden Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen Anfang September derartige Gespräche zu führen.

Jeder Christ könne zudem für sich persönlich Gewalt ablehnen und Leid erdulden, unterstrich Meyns. „Aus Verantwortung für Andere kann aber die Anwendung militärischer Mittel ethisch geboten sein.“ Der Kirche gehe es darum, „ausdauernd für den Frieden zu beten“ und sich den Menschen seelsorgerlich zuzuwenden.

Der braunschweigische Landesbischof äußerte sich angesichts einer Diskussionsveranstaltung mit dem Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland, Friedrich Kramer, am Freitag in Blankenburg. Dabei sollte es vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs um völkerrechtliche, politische und ethische Perspektiven gehen.