Antisemitismus

Vorurteile, Ausgrenzungen, Projektionen und was wir dagegen tun können

Was Christen mit Juden verbindet

Jesus, den Christen als den Sohn Gottes bekennen, war Jude. Er lebte in der jüdischen Tradition und hat sich nie von seinem Volk losgesagt. Er kannte die heiligen Schriften des Judentums und legte sie aus, wie es jüdische Lehrer tun.

Christinnen und Christen sind durch ihr Bekenntnis zu Jesus Christus mit dem Judentum in einer Weise verbunden, die sich von ihrem Verhältnis zu allen anderen Religionen grundlegend unterscheidet:

»Wir bekennen beide Gott als den Schöpfer des Himmels und der Erde und wissen, dass wir als von demselben Gott durch den aaronitischen Segen Ausgezeichnete im Alltag der Welt leben. Wir bekennen die gemeinsame Hoffnung eines neuen Himmels und einer neuen Erde und die Kraft dieser messianischen Hoffnung für das Zeugnis und das Handeln von Christen und Juden für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.« (Synodalbeschluss zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden, Evangelische Kirche im Rheinland, 1980)

Wenn Christinnen und Christen das Vaterunser beten, wie es nach der Überlieferung Jesus mit seinen Jüngern getan hat, treten sie in eine Beziehung zu dem Gott, der sich zuerst dem Volk Israel offenbart hat.

Wenn Christinnen und Christen ihre Bibel lesen, begegnen sie im Alten Testament auch der Heiligen Schrift von Jüdinnen und Juden. Die Erzählungen von der Schöpfung, von Abraham und Sara, Mose, David, den Propheten, Hiob … all diese Schriften teilt das Christentum mit dem Judentum. Aber auch das Neue Testament ist nur im Kontext des zeitgenössischen Judentums zu verstehen.

Der christliche Gottesdienst weist viele Verbindungen zum Gottesdienst in der Synagoge auf. Christinnen und Christen beten seit dem 1. Jahrhundert die Psalmen Israels. Sie singen auf Hebräisch »Halleluja«, »Hosianna« und »Amen«. Mit dem priesterlichen Segen, der auch in der Synagoge gesprochen wird, beschließen sie jeden Sonntag ihren Gottesdienst: »Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.« (4 Mose 6,24-26)

Christinnen und Christen bekennen heute, dass sich in ihrem Verbundensein mit dem jüdischen Volk Gottes Verheißung an Abraham erfüllt: »Ich will dich segnen … und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.« (1 Mose 12,1-3)

 

 

Die im Text erwähnten statistischen Angaben stammen aus der Bundeszentrale für politische Bildung, der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS) und der kriminal­polizeilichen Meldestelle.

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