Wolfgang Huber ruft Christen zu mehr Selbstbewusstsein auf

Festvortrag zum 200-jährigen Bestehen des Evangelischen Kirchenkreises Minden

Wolfgang Huber

Wolfgang Huber war Vorsitzender des Rates der EKD von 2003 bis 2009.

Minden (epd). Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat die Christen in Deutschland in der Begegnung mit dem Islam zu mehr Selbstbewusstsein aufgerufen. Auf die religiöse Vielfalt mit Resignation zu reagieren, sei falsch, sagte Huber am 27. September in Minden. Christliche Grundwerte könnten sich dann bewähren, wenn Menschen sie „aus ihrem Glauben heraus vertreten und erneuern“, erklärte der Theologe bei einem Festvortrag zum 200-jährigen Bestehen des Evangelischen Kirchenkreises Minden.

Zu einer pluralen Gesellschaft gehöre auch die Pluralität in Fragen von Religion und Weltanschauung, betonte Huber. Christen seien im Umgang mit Muslimen aber oft verunsichert, weil diese ihre Religion mit großer Klarheit und Festigkeit praktizierten. In dieser Situation bereite gelebter Glaube den Boden für ein offenes und ehrliches Gespräch der Religionen, erklärte der frühere Berliner Bischof. 

„Alle in diesem Land sollen unter dem Dach der Freiheit leben können“

Das interreligiöse Miteinander sei für die Gesellschaft zu einer Lebensnotwendigkeit geworden, sagte Huber. Dabei müsse die zentrale Bedeutung von Freiheit und Demokratie für die Gesellschaft klar gemacht werden: „Alle in diesem Land sollen unter dem Dach der Freiheit leben können“, mahnte der Sozialethiker. Es komme darauf an, aus innerer Überzeugung für die demokratische Ordnung einzutreten.

Der frühere EKD-Ratsvorsitzende rief außerdem dazu auf, den säkularen Staat zu bejahen. Dieser nehme Religion „als wichtigen Teil menschlicher Existenz wahr“, ohne sich mit einer bestimmten religiösen Gemeinschaft zu identifizieren. Diese „fördernde Neutralität“ bekomme der Religion gut, betonte Huber. Der religionsneutrale Staat garantiere Religionsfreiheit, diese sei aber ausdrücklich auch als „Freiheit zur Religion“, nicht nur „von der Religion“ zu verstehen.

Den Dialog vertiefen

Aktuelle Positionen der EKD zum Dialog mit dem Islam