Ratsbericht 2019 - Schriftlicher Teil

6. Tagung der 12. Synode der EKD 2019 in Dresden

3. Diakonisches Zeugnis von Kirche und ihren Akteuren

3.1 Strategiegespräch EKD und Diakonie

Entsprechend einem Beschluss des Rates der EKD vom 2.-3.3.2018 und einem entsprechenden Beschluss in den Gremien des Evangelischen Werkes Diakonie und Entwicklung (EWDE) wurde am 6.9.2018 ein erstes und am 5.9.2019 ein zweites Strategiegespräch zwischen Mitgliedern des Rates der EKD und Mitgliedern des Ausschusses Diakonie des EWDE durchgeführt. Ziel dieser Gespräche, die nach Beschluss des Rates vom 12.-13.10.2018 jährlich stattfinden sollen, ist es zum einen, strategische Ziele und Umsetzungsmaßnahmen des Folgejahres auszutauschen, sodass die Chance besteht, wechselseitig die jeweilige Planung zu berücksichtigen, und zum anderen, Felder gemeinsamen Handelns zu sondieren und hierzu Verabredungen zu treffen. Zentrale Themen waren „Arbeitsrecht in Kirche und Diakonie“, „Theologische Kompetenz in diakonischer Führungsverantwortung“, „Entwicklung der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi)“, „Sozialraumorientierte Arbeit von Kirche und Diakonie“ sowie „Kirche und Diakonie im digitalen Wandel“. Mithilfe dieser Strategiegespräche gelingt es besser, über die jeweils wechselseitige Gastbeteiligung von Leitungskräften in den Leitungsgremien von EKD und EWDE hinaus, die jeweiligen Strategien im Horizont eines kongruenten diakonischen Zeugnisses von Kirche und Diakonie zu entwickeln.

3.2 Konsultation „Starke evangelische Identität“

Im Zuge der Zielsetzung eines gemeinsamen diakonischen Zeugnisses der Kirche und ihrer Akteure hatten der Rat in seiner Sitzung vom 12.-13.10.2018 und die Leitungsgremien der Diakonie Deutschland beschlossen, Maßnahmen zur Stärkung der evangelischen Identität von Einrichtungen der verfassten Kirche wie der Diakonie zu eruieren und deren Umsetzung zu initiieren. In einem ersten Schritt wurden ca. 70 Vertreterinnen und Vertreter der Landeskirchenämter (insbes. aus den Dezernaten Diakonie und Personal), Superintendentinnen/Dekaninnen und Superintendenten/Dekane, Geschäftsführungen diakonischer Einrichtungen und Werke, Verantwortliche für evangelische Profilbildung u.a. zur Konsultation „Starke evangelische Identität“ am 11.-12.9.2019 im Johannesstift in Berlin-Spandau eingeladen. Nach dem Erarbeiten eines gemeinsamen Verständnisses des Themas (evangelische Identität/Kultur bzw. Profil), der Darstellung in der Praxis umgesetzter Identitätsbildungsprozesse und der theologischen Reflexion dieser Praxis aus kirchentheoretischer und diakoniewissenschaftlicher Sicht, wurden Möglichkeiten und Erwartungen an die Unterstützung solcher Prozesse durch EKD und Diakonie Deutschland formuliert. In einem zweiten Schritt werden aus diesen Ergebnissen durch die Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und Profilbildung (midi) im engen Kontakt mit dem Kirchenamt der EKD und mit den für dieses Thema Verantwortlichen in den Gliedkirchen und landeskirchlichen Diakonischen Werken Maßnahmen der Begleitung und Unterstützung der in der Praxis Tätigen entworfen und im Rahmen einer Kick-off-Veranstaltung der langfristig angelegten Initiative vorgestellt.

3.3 Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung

Die „Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung“ hat ihre Arbeit mit Beginn des neuen Jahres aufgenommen. Im Sinne eines Pilotunternehmens wollen Kirche und Diakonie das Feld der missionarischen Profilbildung nutzen, um stärker als bisher an übergreifenden Fragestellungen gemeinsam zu arbeiten und die wechselseitige Bezogenheit aufeinander noch deutlicher mit Leben zu füllen. Dies entspricht dem Anliegen, das der Rat der EKD als konstitutiv für seine Legislaturperiode definiert hat und nimmt die strategische Zielsetzung der Diakonie Deutschland und die Forderung der EKD-Synode nach überzeugenden neuen Formaten und klugen Strukturen („Zukunft auf gutem Grund“) auf. Das neu gebildete Kuratorium hat nach einem Beratungsprozess beschlossen, in Zukunft den Namen der Einrichtung auf die Bezeichnung „midi“ abzukürzen. midi ist ein Experimentierraum, ein „Think Tank“ für Fragestellungen der Zukunft und bietet Beiträge zu Impulsentwicklung, Beratung, Vernetzung. Besonderes Augenmerk der Arbeitsstelle gilt der mitt-leren Leitungsebene in Kirche und Diakonie in ihrer Funktion als Impulsgeber für künftige Veränderungsprozesse. Ihren Sitz hat midi im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung. Die fachliche Aufsicht liegt bei einem zwölfköpfigen Kuratorium (mit je vier Vertreterinnen bzw. Vertretern aus EKD, Diakonie und AMD), dem Dr. Michael Diener, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und Mitglied im Rat der EKD, vorsitzt. Das Kollegium der Arbeitsstelle, das von Direktor Dr. Erhard Berneburg geleitet wird, setzt sich aus bisherigen Mitarbeitenden der AMD-Geschäftsstelle, Referentinnen und Referenten des EKD-Zentrums Mission in der Region, das zum 31.12.2018 aufgelöst wurde, und neuen Mitarbeitenden, auch aus der Diakonie Deutschland, zusammen. Die AMD bleibt als Netzwerk bestehen, das Amt des Generalsekretärs wird durch Hans-Hermann Prompe übernommen.

Erste Themenschwerpunkte waren:

A. In dem von EKD und Diakonie initiierten Projekt „Starke evangelische Identität“ wurde eine Konsultation von Verantwortlichen für diakonisches und kirchliches Profil am 11.-12.9.2019 durchgeführt, vgl. 3.2.

B. Der für 2020 geplante Kongress „WIR&HIER Gemeinsame Lebensräume gestalten“ in Hamburg, vgl. 3.4.

C. Im Auftrag der EKD-Synode 2018 erstellte midi einen Atlas über neue Gemeindeformen, Fresh X Projekte und Erprobungsräume, sowohl für den Bereich der Kirche als auch der Diakonie.

Vgl. Umsetzungsbericht der Synode (Nr. 14)

3.4 Kongress „WIR&HIER – Gemeinsam Lebensräume gestalten“ – Kirche im Sozialraum

In seiner Sitzung vom 12.-13.10.2018 hatten der Rat der EKD und anschließend die Leitungsgremien der Diakonie Deutschland beschlossen, im Jahr 2020 einen Kongress „Kirche im Sozialraum“ zu veranstalten. Ziel dieser Veranstaltung ist es, den Ansatz sozialraumorientierten Arbeitens von Kirche und Diakonie als einen verheißungsvollen Ansatz der Kirchen- und Diakonieentwicklung weiter bekannt zu machen. Ferner geht es darum, zentrale Elemente dieses  Ansatzes durch Praxisbeispiele aus den Gliedkirchen und der Diakonie zur Diskussion zu stellen, die theologische Reflexion darüber zu fördern und die Vernetzung kirchlicher und diakonischer Akteure untereinander und mit Akteuren der Zivilgesellschaft und der Kommunen zu unterstützen. Der Kongress, der am 3.-4.4.2020 unter dem Titel „WIR&HIER Gemeinsam Lebensräume gestalten“ in St. Michaelis, Hamburg, stattfindet, richtet sich vorrangig an Leitungskräfte in den Kirchengemeinden, Kirchenkreisen/Dekanaten, diakonischen Einrichtungen und Unternehmen, an in der sozialraumorientierten Arbeit operativ Tätige. Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindeberatung und Aus-, Fort- und Weiterbildung können Informationen zum Ansatz sozialraumorientierter Arbeit erhalten bzw. vertiefen und Erfahrungen austauschen. Um den Kongress von theologisch-wissenschaftlichen Fragen zu entlasten und zugleich den Theorie-Praxis-Austausch zu befördern, wird dem Kongress am 2.4.2020 ein Wissenschaftliches Symposium vorangestellt, das von einer Planungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Thorsten Moos (Institut für Diakoniemanagement der Kirchlichen Hochschule Wuppertal-Bethel) vorbereitet wird.

3.5 Ratsbegegnung 19.6.2019, Gespräch mit den Gewerkschaften (BDI/BDA und DGB)

Am 19.6.2019 fand in den Räumen des Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der EU in Berlin eine Begegnung des Rates der EKD mit dem Präsidenten und Mitgliedern der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und dem Präsidenten und Vertretern der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) statt. Vorrangige Gesprächsthemen waren die gesellschaftliche Gestaltung der Digitalisierung, insbesondere hinsichtlich der Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, die Integration geflüchteter Menschen in den Arbeitsmarkt sowie die Ursachen und Folgen des Klimawandels.

Am 14.10.2019 trafen in den Räumen des Bevollmächtigten Mitglieder des Rates der EKD unter Leitung des Ratsvorsitzenden Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm mit Mitgliedern des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes unter Leitung des Vorsitzenden Reiner Hoffmann zu einer Begegnung zusammen. Auch hier war das Thema „Digitalisierung/Arbeit der Zukunft“ Gegenstand der Gespräche – neben den Themen „Europa“ und „Allianz für Weltoffenheit“.

3.6 Erfahrungsbericht: Orientierungshilfe „Es ist normal, verschieden zu sein. Inklusion leben in Kirche und Gesellschaft. Eine Orientierungshilfe des Rates der EKD, Evangelische Verlagsanstalt (Mai 2019) übersetzt in einfache und leichte Sprache

Die Orientierungshilfe des Rates „Es ist normal, verschieden zu sein. Inklusion leben in Kirche und Gesellschaft“ (2015) wurde im Rahmen eines EKD-Pilotprojekts zu barrierefreier Kommunikation auf drei Ebenen in leicht verständliche Sprache übertragen. In einem partizipativen Prozess wirkten dabei auch diverse Expertinnen und Experten in eigener Sache mit. Wichtige Begriffe wurden im zugehörigen Wörterbuch leicht verständlich erklärt. Die in der Evangelischen Verlagsanstalt (EVA) erschienene Publikation enthält zudem ein Hörbuch zu den Texten der Übertragung ‑ eingelesen von Schauspielerinnen und Schauspielern mit Behinderung ‑ und ist ebenso in einer barrierefreien PDF-Version verfügbar. Eine im Rahmen des Pilotprojekts vorgesehene Version in Deutscher Gebärdensprache (DGS) muss einem separaten Projekt vorbehalten bleiben. Die gewonnene Expertise wurde in einem Wahlaufruf im Vorfeld der Europawahl 2019 auch erstmals in einer gemeinsamen Pressemitteilung von EKD und DBK in leichter Sprache fruchtbar gemacht. Ferner konnte die intensiv nachgefragte EKD-Netzwerktagung Inklusion „Offen für alle? Anspruch und Realität einer inklusiven Kirche“ (2018) im April 2019 durch eine epd-Dokumentation umfangreich und innovativ dokumentiert werden, die erstmals auch in einer barrierearmen Sonderausgabe mit einem barrierefreien PDF gestaltet und publiziert wurde.

Vgl. Umsetzungbericht der Synode (Nr. 15).

3.7 EKD-Projektförderungen in der Flüchtlingshilfe

Dem Wunsch der Synode folgend und gemäß den Beschlüssen des ständigen Haushaltsausschusses der Synode sowie des Rates fördert die EKD seit Mitte 2016 über 70 Projekte in der Flüchtlingshilfe. Die Mittel sind fast vollständig bewilligt; letzte Förderungen bis zur Ausschöpfung der Sondermittel sind aktuell in Bearbeitung. Die Förderungen entfalten ihre Wirkungen auch darüber hinaus, da viele mehrjährig Projekte sind. Hervorzuheben ist der anhaltende Erfolg des Exiljournalistinnen- und Journalisten-Projektes „Amal Berlin!“ an der Ev. Journalistenschule. Dies konnte insbesondere durch Mittel der Körber-, Mercator- und Schöpflin-Stiftung bis Ende 2021 verlängert werden und wurde um eine zweite Redaktion in Hamburg erweitert.

3.8 Servicestelle für europäische Förderpolitik von EKD und Diakonie

Die Servicestelle für europäische Förderpolitik und -projekte von EKD und Diakonie Deutschland, angesiedelt im Brüsseler EKD-Büro, beteiligte sich im Berichtszeitraum in Form von Konsultationsbeiträgen, Gesprächen und Fachkreisen aktiv an der Ausgestaltung der zukünftigen EU-Fördermittellandschaft und begleitete 127 Projektvorhaben unter Federführung oder Beteiligung evangelischer Einrichtungen. Es konnten dabei im Berichtszeitraum mit Unterstützung der Servicestelle 5.569.282,27 € an europäischen Fördermitteln eingeworben werden, unter anderem für ein Forschungsprojekt zu Erfolgsfaktoren bei der Integration von Migrantenkindern (unter Beteiligung der Evangelischen Hochschule Dresden) und für ein Projekt zur Erprobung neuer Methoden der Arbeitsmarktintegration unter Federführung der Neuen Arbeit Stuttgart.

Die Servicestelle veranstaltete im Berichtszeitraum zahlreiche Veranstaltungen, Seminare und Vernetzungstreffen; darunter (als eine der ersten Einrichtungen außerhalb der EU-Institutionen) ein Seminar zur neuen Projektmanagement-Methode „Open PM²“, die von der EU- Kommission entwickelt wurde. Erneut organisierte und leitete die Servicestelle im Berichtszeitraum zwei Netzwerktreffen (November 2018 in Berlin, Mai 2019 in Dresden) zur Unterstützung der landeskirchlichen Referentinnen und Referenten für EU-Fördermittel.

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