Paulus

Statue des Heiligen Paulus auf dem Petersplatz in Rom

Eigentlich heißt er Saulus. Er wird in Tarsus, der hellenistischen Hauptstadt der römischen Provinz Zilizien, geboren. Bald nach Jesus, den er nie treffen wird. Tarsus ist ein Zentrum von Bildung und Philosophie. Saulus wird zum jüdischen Gesetzeslehrer ausgebildet und ist stolz auf sein jüdisches Erbe. Auf die Judenchristen ist er nicht gut zu sprechen. Es ist das Leben einer faszinierenden Wandlung, vom eifernden Christenverfolger, der das Gesetz des Mose verteidigt, zum eifrigen Verkündiger des Evangeliums.

Saulus verdankt sie einer Vision, deren strahlendes Licht ihn vorübergehend erblinden lässt. Später schreibt er darüber: „Gott hat mich seinen Sohn sehen lassen, damit ich ihn überall unter den Völkern bekannt mache.“ Wenn ein Mensch seine Gesinnung so radikal ändert, wird er vom Saulus zum Paulus. Dieser Spruch zur Kehrtwendung hält sich bis heute.

Paulus ist ein Handlungsreisender in Glaubensfragen. Zwar begegnet einem im Neuen Testament wieder und wieder der Name des Jesus von Nazareth. Aber wenn es um die schriftliche Verbreitung des christlichen Bekenntnisses geht, ist vor allen Paulus zu nennen. Von ihm stammen die ältesten Zeugnisse des Glaubens. Viele Briefe des Neuen Testaments werden ihm zugeschrieben. Mit ihnen hielt er Kontakte zu Gemeinden, die er besucht hatte.

Und die Gründung der ersten Gemeinden außerhalb Palästinas geht auf ihn zurück. Er predigt stets an den Grenzen des sich ausdehnenden Christenreiches. Paulus ist wohl die einflussreichste Persönlichkeit der Kirchengeschichte. Die eindrückliche Intensität seiner Persönlichkeit, sein Durchhaltevermögen und seine Konsequenz, seine Ausstrahlung und Energie, nicht zuletzt seine Streitlust bringen ihn öfter in Lebensgefahr. Mal muss er fliehen, mal sitzt er im Gefängnis, mal entgeht er nur knapp der Steinigung. So ein Mann hat Feinde. Als Abtrünniger allemal. Manchmal geht sein Temperament mit ihm durch. Paulus wird als leidenschaftlich beschrieben, als manchmal auch schroff und unfair. Als „ein Mensch, der – von einer einzigen Idee besessen vorprescht, aber vor allem auch als Mensch mit einem außergewöhnlich weiten geistigen Horizont. Sieht man die zwölf Apostel als Mannschaft, so ist Paulus fast ein Einmann-Unternehmen“ (Peter Calvocoressi).

Er reist und reist und reist. Nach Zypern, nach Kleinasien und bis nach Korinth, diesem Schmelztiegel der Kulturen, dieser reichen und wegen ihrer lockeren Sitten berüchtigten Stadt. Es braucht alle Fantasie, um nachzuvollziehen, was er an Strapazen und Abenteuern auf sich nimmt, um seinen Glauben durch Sturm und Schiffbruch hindurch unter die Leute zu bringen. Ganz schön wagemutig, denn noch gibt es keine staatliche Aufsicht zur Wahrung der Sicherheit.

Eigentlich will Paulus auch nach Spanien, doch wird er im Tempel in Jerusalem wegen Aufruhrs verhaftet, um dem Gericht in Rom überstellt zu werden. Denn er hat vom Vater das römische Bürgerrecht ererbt. Nun sollen sich die kaiserlichen Instanzen mit ihm beschäftigen. Er reist denn auch nach Rom. Dort verliert sich seine Spur. „Der Rest seiner Geschichte ist Schweigen“, schreibt George Moore im letzten Satz seines Romans „Der Bach Kerith“. Doch nach glaubhaften Überlieferungen stirbt er bei der Christenverfolgung von Kaiser Nero den Märtyrertod. Der Kreis der Dramatik eines Lebens schließt sich.

Hans-Albrecht Pflästerer
aus: JS-Magazin – Zeitschrift der Evangelischen Kirche für junge Soldaten

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