Fronleichnam

Fronleichnamsprozession: Altar mit Monstranz am Herkulesbrunnen in Augsburg
Prächtig geschmückt: Altar mit Monstranz bei einer Fronleichnamsprozession in Augsburg

Was ist Fronleichnam?

Fronleichnam ist ein wichtiges Fest in der katholischen Kirche. Jeweils im Mai oder Juni ziehen Fronleichnamsprozessionen mit Gesang und bunten Fahnen durch die mit Blumen geschmückten Straßen und Felder. In einigen Bundesländern ist Fronleichnam auch ein gesetzlicher Feiertag. Welche Bedeutung der Feiertag hat, wo Fronleichnam gefeiert wird und auf welchen Ursprung das Fest zurückgeht, lesen Sie hier auf dieser Seite.

Was ist die Bedeutung von Fronleichnam?

Für Katholiken ist Fronleichnam ein wichtiger Feiertag, ein sogenanntes Hochfest. Im Mittelpunkt steht die Eucharistie, man feiert die Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi in der Messe. Für katholische Christinnen und Christen sind Brot und Wein mehr als nur ein Symbol; sie glauben, dass Jesus Christus darin tatsächlich gegenwärtig ist. Diese Gegenwart wird an Fronleichnam besonders gefeiert. Deshalb tragen die Menschen bei den Prozessionen eine Hostie – eine Oblate, die im Gottesdienst gewandelt wurde – in einem schön geschmückten Gefäß, der sogenannten Monstranz, durch die Straßen: Sie feiern, dass Jesus da ist. Das ist die Bedeutung von Fronleichnam.

Wann ist Fronleichnam?

Fronleichnam wird sechzig Tage nach Ostern und zehn Tage nach Pfingsten gefeiert und liegt damit immer an einem Donnerstag. Das frühestmögliche Datum ist der 21. Mai, das spätestmögliche der 24. Juni. Dieses Jahr ist Fronleichnam am 30. Mai 2024. Die nächsten Termine sind der 19. Juni 2025, der 4. Juni 2026 und der 27. Mai 2027.

In welchen Bundesländern ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag?

Fronleichnam ist in Deutschland nicht überall gesetzlicher Feiertag, sondern nur dort, wo überwiegend Katholiken leben. In Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland ist Fronleichnam ein arbeitsfreier Feiertag – also in allen Bundesländern, in denen ein großer Anteil der Bevölkerung katholisch ist.

In Sachsen und Thüringen ist Fronleichnam in einigen Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung ebenfalls gesetzlicher Feiertag. In allen übrigen Ländern und Regionen haben katholische Christinnen und Christen lediglich Anspruch auf unbezahlte Freistellung von der Arbeit. Ebenso können katholische Schülerinnen und Schüler sich an Fronleichnam vom Unterricht befreien lassen.

Sonderregelungen in Thüringen und Sachsen

In Thüringen ist Fronleichnam in folgenden Gemeinden Feiertag: im gesamten Landkreis Eichsfeld, den Eichsfelder Ortschaften des Unstrut-Hainich-Kreises und Teilen des Wartburgkreises.

Fronleichnam ist gemäß der Fronleichnamsverordnung in Sachsen in folgenden Gemeinden und Ortsteilen gesetzlicher Feiertag:
    Bautzen (nur Salzenforst-Bolbritz)
    Crostwitz
    Göda (nur Ortsteil Prischwitz)
    Großdubrau (nur Ortsteil Sdier)
    Hoyerswerda (nur Ortsteil Dörgenhausen)
    Königswartha (alle Ortsteile außer Wartha)
    Nebelschütz
    Neschwitz
    Panschwitz-Kuckau
    Puschwitz
    Räckelwitz
    Radibor
    Ralbitz-Rosenthal
    Wittichenau

Was bedeutet das Wort Fronleichnam?

Das Wort Fronleichnam stammt aus dem Mittelhochdeutschen. Dort hatte es folgende Bedeutung: „Fron“ bedeutete „dem Herrn gehörend“, „lichnam“ meinte den lebendigen Leib. An manchen Orten im Rheinland werden die Fronleichnamsprozessionen auch „Gottestracht“ genannt. Diese Bezeichnung stammt aus dem Frühneuhochdeutschen und besagt, dass Gott im Sakrament getragen wird.

Wie ist Fronleichnam entstanden?

Katholiken glauben an die „Transsubstantiation“, also die Wandlung der Elemente Brot und Wein in Leib und Blut Jesu bei der Eucharistie. Diese Gegenwart Jesu in der Hostie (der gewandelten Oblate) wird an Fronleichnam in besonderer Weise gefeiert. Die Geschichte Fronleichnams beginnt im Mittelalter und geht auf eine Vision der Augustinernonne Juliane von Lüttich (um 1191 bis 1258) zurück. Der Überlieferung zu Folge sah sie im Traum den Mond, der einen sichtbaren dunklen Fleck aufwies. Sie deutete dies als Zeichen dafür, dass der Kirche ein Fest zu Ehren der Eucharistie fehle.

Seit wann gibt es Fronleichnam?

Bischof Robert von Lüttich führte das Fest für sein Bistum im Jahr 1246 ein. Im Jahr 1264 legte Papst Urban IV. fest, Fronleichnam am zweiten Donnerstag nach Pfingsten zu feiern. Papst Johannes XXII. (1316-1314) sorgte dafür, dass das Fest in der gesamten abendländischen Kirche gefeiert wird. Die für Fronleichnam heute so typischen Prozessionen entstanden in Deutschland: 1279 gilt als das Jahr der ersten Fronleichnamsprozession, die in Köln stattfand.

Welche kirchlichen Traditionen zu Fronleichnam gibt es?

Fronleichnam wird in den meisten katholischen Gemeinden mit einer Prozession begangen. Dabei wird eine geweihte Hostie in einer Monstranz, einem aufwändig gestalteten Schaugefäß, durch die Straßen und Felder getragen. Sogenannte „Himmelträger“ tragen einen Baldachin über dem Priester mit der Monstranz. Ministrantinnen und Ministranten gehen dem Zug voran. Oft wird der Zug von einer Musikkapelle begleitet. Traditionell halten die Fronleichnamsprozessionen an vier Stationen mit besonders hergerichteten Altären. Die vier Stationen entsprechen den vier Himmelsrichtungen, aber auch den vier Evangelien. So wird an jeder Station aus einem anderen Evangelium vorgelesen. Die Altäre sind in der Regel kunstvoll mit Blumen geschmückt. Zur Tradition an Fronleichnam gehört es auch, für den Weg aufwändige Blumenteppiche zu gestalten.

Ein Priester schwenkt ein Weihrauchgefäß bei der Fronleichnamsprozession in Bamberg
Eine Monstranz: In solchen Schaugefäßen wird an Fronleichnam die Hostie gezeigt
Ein Priester schwenkt ein Weihrauchgefäß bei der Fronleichnamsprozession in Bamberg
Fronleichnamsprozession in Bamberg
Eine Monstranz mit der Hostie steht bei der Fronleichnamsprozession in Augsburg auf dem Altar vor dem Herkulesbrunnen.
Blumenschmuck in Form eines Kreuzes für eine Fronleichnamsprozession in Augsburg

Seeprozessionen

In einigen Regionen in Österreich, Bayern und bei Köln gibt es eine besondere Art von Fronleichnamsprozession: die sogenannte Seeprozession. Bei der Mülheimer Gottestracht beispielsweise wird die Monstranz mit der Hostie nicht durch die Straßen getragen, sondern ein „Sakramentsschiff“, begleitet von kleinen und großen Schiffen, fährt auf dem Rhein von Köln-Mülheim bis an die alte Stadtgrenze von Köln und zurück. Andere bekannte Schiffsprozessionen gibt es in Treis-Karden an der Mosel, in Seehausen am Staffelsee in Oberbayern oder in Österreich auf dem Hallstätter See im Salzkammergut.

Ist Fronleichnam auch ein evangelischer Feiertag?

Fronleichnam ist ein rein katholischer Feiertag. Das hängt mit dem unterschiedlichen Abendmahlsverständnis zusammen, das sich während der Reformation entwickelt hat: Nach Lehre der katholischen Kirche werden Brot und Wein in der Eucharistie dauerhaft verwandelt. Sie sind dann Leib und Blut Christi und bleiben es anschließend auch. Deshalb müssen die gewandelten Hostien nach der Eucharistiefeier im Tabernakel, einem kunstvoll gestalteten Schrein in der Kirche, aufbewahrt werden.

 

Warum wird Fronleichnam nicht in der evangelischen Kirche gefeiert?

In der evangelischen Kirche ist das Abendmahl ebenfalls ein Sakrament, wird aber anders verstanden als in der katholischen Kirche. Auch viele evangelische Christinnen und Christen in der Tradition Luthers glauben, dass Christus im Abendmahl real präsent, also gegenwärtig ist. Nach lutherischer Auffassung gilt das aber nur für den Moment der Abendmahlsfeier.

Für Protestantinnen und Protestanten sind Brot und Wein zwar während des Abendmahls „Leib Christi“, nach der Feier aber wieder normales Brot und Wein. Wenn dabei etwa Brot übrigbleibt, kann es anschließend ganz normal gegessen werden. In den reformierten Kirchen werden Brot und Wein als Symbole für Leib und Blut Christi aufgefasst, das Abendmahl wird als Erinnerung an Jesus Christus verstanden. In keiner evangelischen Kirche ist Fronleichnam ein Feiertag.