Altar

Altartisch mit Kruzifix, Blumen und Kerzen

Wo Altäre stehen, erleben Menschen die Anwesenheit Gottes.

Menschen bauten Altäre schon immer an Orte, an denen nach ihrer Überzeugung Gott anwesend war. Der Altar ist darum der Mittelpunkt einer Kirche. Er steht meistens im vorderen Teil der Kirche, so dass sich alle Blicke auf ihn richten. Häufig befinden sich Bilder auf dem Altar oder dahinter, die wichtige Szenen aus der Bibel darstellen. Eine Darstellung des Kreuzes Christi befindet sich dabei im Mittelpunkt, entweder auf dem Altarbild oder auf dem Altar selbst. Außerdem liegt in evangelischen Kirchen immer eine aufgeschlagene Bibel auf dem Altar. Dazu kommen in den meisten Fällen Kerzen, Blumenschmuck und Paramente in den liturgischen Farben (Liturgie). Paramente sind verzierte Stoffdecken, mit denen Altar und Kanzel geschmückt werden.

Weil der Altar an die Gegenwart Gottes erinnert, verneigen sich viele Menschen vor ihm, wenn sie die Kirche betreten. In Gottesdiensten werden die wichtigen Gebete und Segnungen am Altar gesprochen. An einem Altar wird auch das Abendmahl vorbereitet und gefeiert. Die Ausrichtung der Altäre ist bedeutsam. Die meisten sind nach Osten ausgerichtet, da Christinnen und Christen das Kommen Christi aus der Richtung der aufgehenden Sonne erwarten (Wiederkunft Christi).

Altäre können wuchtige steinerne Blöcke sein, die an antike Kult- und Opferstätten erinnern, sie können aber auch als schlichte Tische gestaltet sein, um die sich die Gemeinde zum Abendmahl versammelt. Vor allem in katholischen Kirchen haben Altäre manchmal auch gläserne Reliquienschreine, in denen Überreste der Gebeine, Asche oder Kleider von Heiligen aufbewahrt werden. Dann erinnern sie eher an Grabstätten und Sarkophage. In einigen Kirchen sieht man Baldachine über den Altären, dort kann der Altar auch als Thron Gottes auf Erden angesehen werden. Die Bedeutung und Benutzung der Altäre hat sich durch die Jahrhunderte hindurch gewandelt. 

Im Zentrum der Gottesdienstfeier der ersten Christinnen und Christen stand die Feier des Abendmahls, die oft auch mit einem gemeinsamen Abendessen verbunden war. Es gab noch keine Kirchen, die Gemeinden trafen sich in Privathäusern. Der Altar war deshalb ein beweglicher, schlichter Holztisch, der mit einem weißen Leinentuch gedeckt wurde. Auf diese Tradition berufen sich auch viele reformierte Gemeinden. Für sie ist ein Altar schlicht ein Abendmahlstisch. Nach der konstantinischen Wende im vierten Jahrhundert, als das Christentum als offizielle Religion anerkannt wurde, bauten Gläubige Kirchen mit festen Altären. Sie orientierten sich an der Form der Opferaltäre der antiken Religionen, aber die Oberfläche christlicher Altäre erinnert eher an eine Tischplatte als an eine Feuerstelle.

Auch im Judentum zu Zeiten des Alten Testaments gab es Opferaltäre. Das hebräische Wort misbeach für Altar stammt von dem Wort für „verbrennen“ ab. Das deutsche Wort „Altar“ wiederum kommt vom lateinischen adolere, was ebenfalls „verbrennen“ bedeutet. Tatsächlich entstand auch im Christentum eine Theologie, die das Abendmahl als ein Opfer deutete, das Christus am Kreuz vollbrachte, um die Menschen mit Gott zu versöhnen. Die sogenannte „Messopferlehre“ gibt es noch heute in der katholischen Kirche.

Im dritten Jahrhundert nach Christus begann im Christentum die Märtyrerverehrung. Altäre wurden nun häufig über Märtyrergräbern gebaut. Je mehr christliche Gemeinden es gab, desto schwieriger wurde es jedoch, jede Kirche an einem Märtyrergrab zu bauen. Deswegen ging man dazu über, sogenannte Reliquien in die Altäre zu legen. Reliquien sind entweder Teile des Körpers von Märtyrern oder anderen Heiligen, Teile ihrer Kleidung/Ausstattung oder Dinge, die sie berührt hatten. Reliquien wurden entweder in die Platte des Altars (mensa) oder in die vordere Seite des Sockels gelegt. Reliquienschreine gibt es auch im Sockelteil des Altarbildes, der sogenannten Predella.

Stand der Altar in der römischen Basilika noch im vorderen Teil der Apsis, also im vorderen Teil des halbrunden Raumes, mit dem die Kirche abschloss, wurde er in späteren Jahrhunderten immer weiter nach hinten verlegt. In dieser Zeit entstand der Brauch, große Altarbilder, sogenannte Retabeln, auf die Altäre zu stellen, die biblische Szenen darstellten. Der Raum, in dem sich die Geistlichen aufhielten, wurde nach und nach von dem Bereich für die Gemeinde getrennt. Zum Beispiel findet man in einigen englischen und französischen Kirchen einen komplett abgeschlossenen Chorraum, also einen für die Geistlichen erweiterten Altarraum, der durch die sogenannte Chorschranke vom übrigen Kirchenraum getrennt wurde. In neueren Kirchbauten rückte der Altar wieder weiter nach vorn, hin zur Gemeinde. Bei heutigen Altären steht wieder die Deutung als Tisch des Herrn im Vordergrund, um den herum sich die Gemeinde versammelt und das Abendmahl feiert. Der Altar befindet sich deshalb oft wieder in der Mitte des Altarraums.

Weiterführende Inhalte und Links

  • Fragen

    Sind Altäre heilig?

    Antwort: Altäre werden mit der Gegenwart Gottes verbunden. Für Christinnen und Christen ist das heilig, worin Gott sich zeigt. Deswegen können Altäre tatsächlich als Ort des Heiligen angesehen werden. Wenn Menschen Gott nahe sein wollen, suchen sie häufig Kirchen auf, in denen schöne Altäre stehen. Hier können sie sich konzentrieren auf das, was sie innerlich bewegt, und es im Gebet vor Gott bringen.

  • Diskussion

    Es gibt eine Sonderform des Altars, die man in einigen reformiert geprägten Gebieten findet, zum Beispiel in Südwest- oder Nordwestdeutschland: den sogenannten Kanzelaltar. Da in der reformierten Tradition – noch stärker als in der lutherischen – die Predigt im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand, rückte man die Kanzel in den Mittelpunkt der Kirche und platzierte sie über dem Altar. So entstanden Altäre mit eingebauten Kanzeln. Heute werden diese Kanzeln nur noch selten genutzt, da für viele der Altar wieder mehr zum Ort Gottes geworden ist. Viele Pfarrerinnen und Pfarrer halten deswegen in diesen Kirchen ihre Predigt vom Lesepult aus.

  • Links
  • Eine Pfarrerin predigt im Gottesdienst von der Kanzel.
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    Gottesdienst feiern

    Der Gottesdienst unterbricht den Alltag, er schenkt Zeit um zu sich zu kommen und die Seele baumeln zu lassen. Und er ist einer der wenigen Momente, in dem ich höre, was ich mir selbst nicht sagen kann: dass ich ein von Gott gewollter und geliebter Mensch bin. Über die Traditionen und Gepflogenheiten im Gottesdienst lesen Sie hier.

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  • Früchte, Gemüse und Blumen
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    Erntedankfest

    Mit dem Erntedankfest erinnern Christinnen und Christen an den engen Zusammenhang von Mensch und Natur. Gott für die Ernte zu danken, gehörte zu allen Zeiten zu den religiösen Grundbedürfnissen. Traditionell werden in den Kirchengemeinden die Altäre zum Abschluss der Ernte mit Feldfrüchten festlich geschmückt.

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  • Segen in einem Gottesdienst in Hannover

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