Bedford-Strohm: Schere zwischen Arm und Reich schließen

Armut und Gerechtigkeit seien christliche Kernthemen und eine konkrete Form christlicher Frömmigkeit in der Welt

Nürnberg (epd). Der bayerische Landesbischof und Vorsitzende des Rates der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, hat Kirche, Gesellschaft und Politik zu einer tatkräftigen Bekämpfung der weltweiten Armut aufgerufen. Denn die Schere zwischen Reich und Arm gehe weltweit immer weiter auseinander, betonte der Bischof in seinem Vortrag bei einer Veranstaltung der Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit am 13. April in Nürnberg. Es gebe zwar Wohlstand auf dieser Erde in einem unermesslichen Ausmaß, der jedoch extrem ungerecht verteilt sei. Armut und Gerechtigkeit seien christliche Kernthemen und eine konkrete Form christlicher Frömmigkeit in der Welt.

Die Bibel zu Gerechtigkeit: Gott als Anwalt der Schwachen

In der Bibel sei das Verständnis von Gerechtigkeit geprägt von einer vorrangigen Option für arme Menschen, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Deshalb werde Gott in den biblischen Texten als ein Anwalt der Schwachen dargestellt. Und auch für den Reformator Martin Luther sei christliche Frömmigkeit nie von dem Engagement für den Mitmenschen zu trennen gewesen, weshalb er in der heutigen globalisieren Welt ein Anwalt der internationalen Gerechtigkeit wäre.

Die ökumenische Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit trägt nach Überzeugung des Bischofs mit ihren Mikrokrediten an Kleinbauern in Lateinamerika, Asien und Afrika dazu bei, dass diese Menschen eine berufliche Existenz finden und in Würde leben können. Allerdings entschieden auch Vereinbarungen über Zölle und den Zugang zum Markt über das Schicksal von Menschen überall auf der Welt. Als Beispiel nannte Bedford-Strohm Handelsverträge der EU mit Afrika, wodurch konkurrenzlos billige Hühnchenteile nach Ghana exportiert würden und dort die Existenz der afrikanischen Kleinbauern vernichteten. Dieses Verfahren könne nur durch strukturelle politische Maßnahmen verändert werden, sagte der Bischof.