„Bleibende Mahnung und Verpflichtung“

80 Jahre „Stuttgarter Schulderklärung“ der EKD zu Mitverantwortung für die Gräuel des Zweiten Weltkriegs

Als eine „bleibende Mahnung für Christinnen und Christen“ hat die Vorsitzende des Rates der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs, die Stuttgarter Schulderklärung bezeichnet, die am 19. Oktober 1945 der Rat der EKD vor Vertretern des Ökumenischen Rats der Kirchen abgegeben hat. „Das zentrale Eingeständnis, ›nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt‹ zu haben, verpflichtet uns auch heute, entschieden aus unserem christlichen Glauben heraus zu widersprechen, wenn die Würde des einzelnen Menschen und das friedliche Zusammenleben aller bedroht sind“, so Fehrs.

Die Erklärung, die das damalige Ratsmitglied Hans Christian Asmussen hochrangigen Kirchenvertretern aus den USA, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz übergab, bezeichnete Fehrs als „mutig und lückenhaft zugleich“. Mutig sei der Satz gewesen: „Durch uns ist unendliches Leid über viele Länder und Völker gebracht worden“. Fehrs: „Damit hat die Kirche der von Bombenkrieg, Vertreibung und Flucht gezeichneten deutschen Bevölkerung trotz erwartbarer heftiger Reaktionen die Wahrheit über die Kriegsschuldfrage zugemutet.“ Aus heutiger Sicht nicht nachvollziehbar sei aber, dass die Erklärung mit keinem Wort das unermessliche Leid des Holocaust erwähne.

Nach wie vor aktuell sei der auf Betreiben des Widerstandskämpfers und Ratsmitglieds Martin Niemöller aufgenommene Satz: „Nun soll in unserer Kirche ein neuer Anfang gemacht werden.“ Fehrs: „Es war klug, hier nicht die ebenfalls diskutierte Version ‚Nun ist in unserer Kirche ein neuer Anfang gemacht worden‘ zu wählen. Wir haben uns immer wieder neu des entschiedenen Eintretens gegen Gewalt, Leid und Ungerechtigkeit zu vergewissern.“

Die Ratsvorsitzende verweist dazu auf die neue Friedensdenkschrift der EKD, die am 10. November auf der Tagung der Synode unter dem Titel „Welt in Unordnung – gerechter Friede im Blick“ vorgestellt wird. Darin werde das Leitbild des Gerechten Friedens als Ausdruck der friedensethischen Verantwortung der evangelischen Kirche neu akzentuiert. Mehr dazu unter www.ekd.de/frieden.

Zum Text der Stuttgarter Schulderklärung und einer weiteren historischen Einordnung.


Hannover, 17. Oktober 2025

Pressestelle der EKD